Das Solarpanel auf dem Dach, die Wärmepumpe im Boden und das E-Auto in der Garage – die Wende hin zu mehr erneuerbaren Energien ist in vollem Gang. Wie schnell sie voranschreitet, hängt von vielen technischen und politischen Details ab.
Der Bundesrat hat am Mittwoch wichtige Entscheide gefällt: Der ins Netz eingespeiste Solarstrom soll besser – mit mindestens sechs Rappen pro Kilowattstunde – vergütet werden. Auch den sogenannten Nachbarschaftsstrom will der Bundesrat fördern. Die neuen Regeln für die Lokalen Elektrizitätsgemeinschaften treten Anfang nächstes Jahr in Kraft.
Nachbarschaftsstrom – ein Instrument mit Potenzial
Den Strom lokal produzieren, lokal speichern und lokal konsumieren. Das macht in einer Strasse oder in einem ganzen Quartier Sinn. Denn dadurch wird das überregionale Stromnetz weniger stark belastet und muss weniger ausgebaut werden.
Ich gehe davon aus, dass dieses Instrument in den nächsten Jahren auch in der Schweiz ziemlich breit Fuss fassen wird.
David Stickelberger vom Verband Swissolar begrüsst, dass der Bundesrat diesen Nachbarschaftsstrom aus sogenannten Lokalen Elektrizitätsgemeinschaften ab nächstem Jahr unterstützt. Ein ähnliches Instrument gebe es bereits in Österreich und sei dort sehr beliebt: Er geht deshalb davon aus, dass das Instrument in den nächsten Jahren auch in der Schweiz ziemlich breit Fuss fassen wird.
Mit dem beschlossenen Abzügen haben wir etwas Mühe, da auf der untersten Ebene weiterhin das öffentliche Netz verwendet wird.
Dieser Nachbarschaftsstrom wird mit Abzügen verbilligt. Auch die Schweizer Elektrizitätsunternehmen stehen zwar hinter diesem Instrument, wie Direktor Michael Frank sagt. Mit den beschlossenen Abzügen habe er allerdings etwas Mühe. Denn der lokale Verbrauch beeinflusse die Netzkosten nicht wirklich, da auf der untersten Eben immer noch das öffentliche Netz dafür verwendet werde.
Dynamische Netztarife begrüsst
So befürchten die Stromversorger, dass sie letztlich die Kosten für den Netzausbau bezahlen müssen. Zugleich gibt ihnen der Bundesrat die Möglichkeit, flexiblere Netz-Nutzungstarife einzuführen. Frank zeigt sich überzeugt, dass dies ein ganz wichtiger Schritt ist: «Mit dynamischen Netztarifen können viel Anreize gesetzt werden, sich entsprechend zu verhalten.» Und damit Strom zu sparen, wenn er knapp und teuer ist.
Damit wird der wirtschaftliche Betrieb von Photovoltaik-Anlagen sichergestellt und Stromnetze müssen nicht sinnlos ausgebaut werden.
Insgesamt zieht somit der VSE eine eher positive Bilanz über das neue Verordnungspaket. Auch Swissolar ist mehrheitlich zufrieden. Mit dem vorliegenden Paket könnten die erneuerbaren Energien mit Nachbarschaftsstrom ausgebaut werden: «Damit wird der wirtschaftliche Betrieb von Photovoltaik-Anlagen sichergestellt, und Stromnetze müssen nicht sinnlos ausgebaut werden», betont Stickelberger.