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Euphorie für Solarexpress ist verflogen
Aus Echo der Zeit vom 15.04.2024. Bild: Keystone/GAETAN BALLY
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Sonnenstrom im Winter Rendite-Schatten über dem ambitionierten Solarexpress

Die grosse Euphorie ist verflogen – noch rund 20 Projekte sind im Rennen. Fragt sich noch, ob die Solaranlagen dereinst rentieren werden.

Der Berner Stromkonzern BKW möchte im Jura und im Berner Oberland fünf bis sechs grosse Solaranlagen bauen.

Diese Anlagen sollen dereinst mithelfen, die Schweiz vor allem auch im Winter mit zusätzlichem Strom zu versorgen. Das ist die Idee des sogenannten alpinen Solarexpresses, der im Herbst 2022 vom Parlament beschlossen wurde.

Teurer Winter-Solarstrom

Der Strom aus diesen Anlagen hat allerdings seinen Preis, wie BKW-Chef Robert Itschner eingestehen muss. «Es wird recht teurer Strom – doch wir brauchen ihn während der Wintermonate. Denn die winterliche Lücke wächst.»

Teuer ist dieser Strom deshalb, weil die Anlagen in unwegsamem Gelände, hoch oben in den Bergen gebaut werden. Dank der vielen Sonnenstunden in der Höhe liefern diese Solarparks allerdings auch deutlich mehr Strom als vergleichbare Anlagen im Unterland.

Wir wissen nicht, ob sich das rechnet – es gibt keine Erfahrung bei alpinen Fotovoltaik-Anlagen.
Autor: Christoph Brand Konzernchef des Energiekonzerns Axpo

Zudem unterstützen die Stromkonsumenten die Anlagen via Strompreis finanziell – und zwar mit bis zu 60 Prozent der Investitionskosten.

Aber selbst damit sei unklar, ob die Rechnung aufgehe, meint Christoph Brand, Chef des Stromkonzerns Axpo: «Wir wissen nicht, ob sich das rechnet – es gibt keine Erfahrung bei alpinen Fotovoltaik-Anlagen.»

Strompreise wieder auf Vorkriegsniveau

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Die Vorzeichen für den Solarexpress haben sich in den letzten Monaten grundsätzlich verschlechtert. Momentan sind nur noch gut 20 konkrete Projekte einigermassen auf Kurs: Sie haben die Hürden in Gemeindeversammlungen geschafft, für neun der Projekte sind inzwischen Baugesuche eingereicht worden.

Als das Parlament im Herbst 2022 den Solarexpress verabschiedete, waren die Strompreise sehr hoch. Zu diesem Zeitpunkt wäre Strom aus alpinen Solaranlagen einigermassen konkurrenzfähig gewesen.

Mittlerweile ist der Strompreis aber deutlich gesunken – auf das Niveau von vor dem Grossangriff der Russen auf die Ukraine Ende Februar 2022. Aus heutiger Sicht wird der alpine Solarstrom, konservativ geschätzt, mindestens doppelt so teuer sein wie die heute an den Strombörsen gehandelte Elektrizität.

Tiefe Strompreise drücken auf Rendite

Mit den derzeit tiefen Strompreisen werde es schwieriger, Abnehmer für alpinen Strom zu finden, stellt der Chef des Bündner Energiekonzerns Repower fest: «Und wenn Sie den hohen Preis im Markt nicht realisieren können, machen Sie das Projekt unter Umständen nicht», sagt Roland Leuenberger.

Es liegt in unserer Verantwortung, über die Kosten Rechenschaft abzulegen.
Autor: Roland Leuenberger Chef des Bündner Energiekonzerns Repower

Repower hat zwei Baugesuche für alpine Solaranlage eingereicht. Eine Anlage ist in Laax geplant, die andere oberhalb von Klosters. Doch die Projekte sollen nur dann gebaut werden, wenn sie wirtschaftlich sind, so Leuenberger.

Solarpanels in den Bergen.
Legende: Anlagen im Gebirge sind sehr aufwändig zu installieren, entsprechend hoch sind die Baukosten, was sich wiederum auf den Strompreis auswirkt. Keystone/Gian Ehrenzeller

Und dabei könnte Repower seiner Kundschaft rein rechtlich gesehen sämtliche Kosten für die Anlage weiterverrechnen. Dazu sagt der Repower-Chef: «Es liegt in unserer Verantwortung, über die Kosten Rechenschaft abzulegen.»

Unterschiedliche Voraussetzungen

Bei der BKW ist die Ausgangslage grundsätzlich gleich, allerdings gewichtet BKW-Chef Itschner die Wirtschaftlichkeit anders.

Wir sehen die Investitionen auch als Beitrag zur Versorgungssicherheit in der Schweiz.
Autor: Robert Itschner Konzernchef der Bernischen Kraftwerke AG (BKW)

Der Berner Energiekonzern werde seinen 320'000 Endkunden die Kosten für alpine Solaranlagen weitergeben, zumindest teilweise. Aber: «Wir sehen die Investitionen auch als Beitrag zur Versorgungssicherheit in der Schweiz an», so Itschner.

Allerdings haben längst nicht alle Initianten von alpinen Solaranlagen gebundene Endkundinnen wie die BKW oder Repower. Vielmehr müssen sie den Strom ganz oder teilweise auf dem freien Markt verkaufen. Und für diese Projekte stehen die Vorzeichen wegen der tiefen Strompreise auf dem Strommarkt momentan schlecht.

Deshalb könnte es sein, dass manche alpine Solaranlagen nicht nur am Widerstand der Bevölkerung scheitern, sondern auch daran, dass sich damit schlicht und einfach kein Geld verdienen lässt.

Echo der Zeit, 15.4.2024, 18:00 Uhr

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