Der Berner Stromkonzern BKW möchte im Jura und im Berner Oberland fünf bis sechs grosse Solaranlagen bauen.
Diese Anlagen sollen dereinst mithelfen, die Schweiz vor allem auch im Winter mit zusätzlichem Strom zu versorgen. Das ist die Idee des sogenannten alpinen Solarexpresses, der im Herbst 2022 vom Parlament beschlossen wurde.
Teurer Winter-Solarstrom
Der Strom aus diesen Anlagen hat allerdings seinen Preis, wie BKW-Chef Robert Itschner eingestehen muss. «Es wird recht teurer Strom – doch wir brauchen ihn während der Wintermonate. Denn die winterliche Lücke wächst.»
Teuer ist dieser Strom deshalb, weil die Anlagen in unwegsamem Gelände, hoch oben in den Bergen gebaut werden. Dank der vielen Sonnenstunden in der Höhe liefern diese Solarparks allerdings auch deutlich mehr Strom als vergleichbare Anlagen im Unterland.
Wir wissen nicht, ob sich das rechnet – es gibt keine Erfahrung bei alpinen Fotovoltaik-Anlagen.
Zudem unterstützen die Stromkonsumenten die Anlagen via Strompreis finanziell – und zwar mit bis zu 60 Prozent der Investitionskosten.
Aber selbst damit sei unklar, ob die Rechnung aufgehe, meint Christoph Brand, Chef des Stromkonzerns Axpo: «Wir wissen nicht, ob sich das rechnet – es gibt keine Erfahrung bei alpinen Fotovoltaik-Anlagen.»
Tiefe Strompreise drücken auf Rendite
Mit den derzeit tiefen Strompreisen werde es schwieriger, Abnehmer für alpinen Strom zu finden, stellt der Chef des Bündner Energiekonzerns Repower fest: «Und wenn Sie den hohen Preis im Markt nicht realisieren können, machen Sie das Projekt unter Umständen nicht», sagt Roland Leuenberger.
Es liegt in unserer Verantwortung, über die Kosten Rechenschaft abzulegen.
Repower hat zwei Baugesuche für alpine Solaranlage eingereicht. Eine Anlage ist in Laax geplant, die andere oberhalb von Klosters. Doch die Projekte sollen nur dann gebaut werden, wenn sie wirtschaftlich sind, so Leuenberger.
Und dabei könnte Repower seiner Kundschaft rein rechtlich gesehen sämtliche Kosten für die Anlage weiterverrechnen. Dazu sagt der Repower-Chef: «Es liegt in unserer Verantwortung, über die Kosten Rechenschaft abzulegen.»
Unterschiedliche Voraussetzungen
Bei der BKW ist die Ausgangslage grundsätzlich gleich, allerdings gewichtet BKW-Chef Itschner die Wirtschaftlichkeit anders.
Wir sehen die Investitionen auch als Beitrag zur Versorgungssicherheit in der Schweiz.
Der Berner Energiekonzern werde seinen 320'000 Endkunden die Kosten für alpine Solaranlagen weitergeben, zumindest teilweise. Aber: «Wir sehen die Investitionen auch als Beitrag zur Versorgungssicherheit in der Schweiz an», so Itschner.
Allerdings haben längst nicht alle Initianten von alpinen Solaranlagen gebundene Endkundinnen wie die BKW oder Repower. Vielmehr müssen sie den Strom ganz oder teilweise auf dem freien Markt verkaufen. Und für diese Projekte stehen die Vorzeichen wegen der tiefen Strompreise auf dem Strommarkt momentan schlecht.
Deshalb könnte es sein, dass manche alpine Solaranlagen nicht nur am Widerstand der Bevölkerung scheitern, sondern auch daran, dass sich damit schlicht und einfach kein Geld verdienen lässt.