Das Vorhaben ist ehrgeizig: ab 2025 sollen grossflächige Solaranlagen im Alpenraum Strom liefern. Nachdem das Parlament vor einem Jahr im Eiltempo das dazugehörige Gesetz veranschiedet hat, spricht man vom «Solarexpress».
Inzwischen sind in den Kantonen die ersten Baugesuche für solche Anlagen eingereicht worden. Nun sind die Behörden gefordert: Unter grossem Zeitdruck müssen sie die eingereichten Gesuche prüfen. Das ist allerdings eine Herausforderung.
Im ganzen Alpenbogen sind alpine Solaranlagen geplant – vom Unterengadin bis ins Unterwallis. Alleine im Kanton Graubünden sind es aktuell rund 20 konkrete Projekte. Weitere werden in den kommenden Wochen folgen.
Das beste Gesuch hat Vorrang
Die Initianten könnten das Tempo mitbestimmen, sagt Richard Atzmüller, Leiter des Amts für Raumplanung im Kanton Graubünden: «Der Schnellste wird derjenige sein, der das beste Gesuch zum frühesten Zeitpunkt eingibt.»
Der Zeitdruck ist deshalb so gross, weil eine geplante Solaranlage bis Ende 2025 eine gewisse Menge Strom liefern muss. Nur so profitiert das Projekt vom raschen Bewilligungsverfahren und den Fördergeldern des Bundes.
Prüfung im Schnelldurchlauf
Diese gesetzliche Vorgabe setzt auch die kantonalen Behörden unter Druck. Gerade im Kanton Graubünden, wo es punktuell auch am Fachpersonal fehle: «Die Regierung hat zusätzliche Ressourcen geschaffen für die Bearbeitung der Gesuche.» Dafür suchten sie jetzt Personal. «Natürlich sind auch wir mit dem Fachkräftemangel konfrontiert.»
Trotzdem würden alle Gesuche seriös geprüft, versichert Atzmüller: «Wir können das. Wir müssen das.» Alles andere würden die Bürgerinnen und Bürger nicht verstehen. Trotz des Kraftaktes: Der Kanton Graubünden rechnet mit einem Entscheid innerhalb von rund 5 Monaten.
In Bern fehlt es nicht am Personal
Noch schneller soll es im Kanton Bern gehen, sagt der zuständige Regierungsrat Christoph Ammann: «Das hängt von der Qualität des Dossiers ab. Wir haben drei Monate bis zum Bauentscheid in Aussicht gestellt. Wenn Unterlagen fehlen, gibt es eine entsprechende Verzögerung.»
Im Gegensatz zum Kanton Graubünden, habe der Kanton Bern genügend Personal, ergänzt Christoph Ammann. Denn die alpinen Solaranlagen hätten innerhalb der Verwaltung Vorrang – und könnten deshalb auch seriös geprüft werden. Kommt hinzu, dass im Kanton Bern weniger alpine Solaranlagen geplant sind als etwa im Kanton Graubünden oder Wallis.
Im Kanton Bern sind bislang drei Baugesuche eingegangen – ein Gesuch für eine Anlage im Gantrisch-Gebiet, zwei weitere für Projekte oberhalb von Gstaad.
Aufwändige Bauprojekte
Im Kanton Wallis wiederum gibt es ebenfalls etliche Projekte für alpine Solaranlagen. Bei der zuständigen Baukommission wurde bislang noch kein Baugesuch eingereicht, wie diese auf Anfrage von Radio SRF mitteilt.
Wenn es eine Einsprache gegen ein Baugesuch gibt, dann ist man faktisch aus dem Rennen.
Aber selbst ein positiver Entscheid einer kantonalen Behörde heisst noch lange nicht, dass eine alpine Solaranlage dann auch tatsächlich gebaut wird, sagt Richard Atzmüller, der oberste Planer im Kanton Graubünden: «Wenn es eine Einsprache gegen ein Baugesuch gibt, dann ist man faktisch aus dem Rennen.»
Denn dann würde ein kantonales Gericht oder allenfalls sogar das Bundesgericht das Dossier in die Hand nehmen. Und das dauert dann jeweils mehrere Monate.
Hinzu kommen weitere Unwägbarkeiten: Bauen im Hochgebirge ist herausfordernd, dann muss das Material rechtzeitig vorhanden sein und oftmals muss auch noch das Stromnetz verstärkt werden. Vielerorts ist das eine echte Knacknuss.