Es ist eines der Grossprojekte des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich (EWZ): Oberhalb des Dorfes Savognin im Val Nandro sollen Photovoltaikanlagen für etwa 25'000 Haushalte Strom liefern. Das sind halb so viele wie ursprünglich geplant.
Am Vormittag informierte das EWZ über die Fortschritte. Das Projekt, das auf mehreren Flächen angrenzend an das Skigebiet Savognin geplant wird, wird nicht ganz so gross, wie gedacht. Mit 93'000 Modulen sollen an diesem Ort 68 Gigawattstunden Strom pro Jahr produziert werden. Das entspreche etwa dem zweieinhalbfachen Bedarf der Gemeinde Surses inklusive Bergbahnen, heisst es.
Der weitere Fahrplan für das Grossprojekt ist eng getaktet. Der Zeitdruck sei einer der Gründe, warum das Vorhaben nun kleiner ausfällt als geplant, erklärten die Verantwortlichen. Schon im nächsten Monat soll eine erste Testanlage der EWZ im Gebiet installiert werden.
Im Dezember soll die Gemeindeversammlung Surses darüber befinden. Gibt es dann ein Ja, kann im Frühling 2025 der Baustart folgen. Bis Ende jenes Jahres sollen 10 Prozent der Anlage in Betrieb sein – eine Voraussetzung, damit es im Rahmen des Schweizer «Solarexpress» Unterstützungsgelder vom Bund gibt.
Der Bau der Anlage im Val Nandro soll gut 100 Millionen Franken kosten. Der Bund vergütet bei Erfüllung der Voraussetzung 60 Prozent der ungedeckten Investitionskosten. Falls dieses Ziel nicht erreicht wird, soll die Politik die Frist für die Subventionierung verlängern, heisst es beim EWZ. Bis 2028 soll die vollständige Inbetriebnahme möglich sein.
Wie läuft es mit der Entschädigung?
Der «Solarexpress» ist die grosse Energieoffensive des Bundes, damit in den nächsten Jahren zahlreiche Solaranlagen, wie eben jene in Savognin, in den Alpen entstehen. Eine Problematik, die sich immer wieder zeigt, ist die Entschädigung der betroffenen Gemeinden.
Es hat etwa hundert Jahre gedauert, bis die Berggebiete einen fairen Preis für die Wasserkraft bekommen haben.
Im Fall von der Gemeinde Surses obliegt die Projektleitung dem Elektrizitätswerk der weit entfernten Stadt Zürich. Die Verhandlungen, wie viel Geld Surses erhalten soll, laufen noch. Gemeindepräsident Leo Thomann sagt zu «Schweiz aktuell»: «Wir probieren natürlich, so viel wie möglich herauszuholen. Gleichzeitig will das EWZ so wenig wie möglich bezahlen.»
Die grossen Solaranlagen in den Alpen stossen derweil aus vielen Gründen auf Kritik. Damit sei die Goldgräberstimmung in den Bergen zurück, sagt Kaspar Schuler von der internationalen Alpenschutzkommission Cipra. Weil die Politik keine einheitliche Regelung zur Entschädigung von Berggebieten eingeführt habe, sei sie kurz davor, die Fehler von damals zu wiederholen. «Es hat etwa hundert Jahre gedauert, bis die Berggebiete einen fairen Preis für die Wasserkraft bekommen haben.»
Jahrelange Partnerschaft von Zürich nach Graubünden
Im Fall der alpinen Solaranlage in der Gemeinde Surses soll das nicht passieren. Philippe Heinzer, Leiter Geschäftsbereich Energie beim EWZ, sagt, das EWZ pflege mit Surses – gerade durch die Wasserkraft – eine enge Partnerschaft. «Ich behaupte jetzt mal, dass sich die Gemeinde nicht über den Tisch gezogen fühlt.»
Der Surseser Gemeindepräsident Leo Thomann sagt: «Die Gemeinde wird profitieren. Einerseits durch Beiträge, andererseits durch Investitionen, zum Beispiel bei der Leitung oder bei den Strassen, die für die Zufahrt ausgebaut werden.»