Worum geht es? Grengiols-Solar ist ein Projekt der Superlative: 910'000 Solarmodule sollen am Südhang des Walliser Saflischtals dereinst Strom für 200'000 Haushalte produzieren. Und so einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten.
Das Problem: Das Hochtal zwischen dem Goms und Simplonpass ist bislang praktisch unberührt. Das soll sich nun ändern.
Letzten Herbst hat das Schweizer Parlament wegen des drohenden Strommangels eine Solaroffensive lanciert. Mit dem Bau von grossen Solaranlagen in den Alpen soll die Stromversorgung der Schweiz sichergestellt werden. «Der Gschnäller isch der Gschwinder», lautet die Devise. Denn es geht um Bundessubventionen in Millionenhöhe.
Was ist bei Grengiols-Solar im Detail geplant?
Am Dienstag haben die Verantwortlichen eine erste Machbarkeitsstudie präsentiert. Von den untersuchten Berghängen (6.6 Quadratkilometer) lässt sich gut die Hälfte für die Solarstrom-Produktion nutzen, der Rest ist etwa durch Steinschlag oder Lawinen gefährdet. Somit ist das Projekt nur noch halb so gross wie ursprünglich geplant.
Die alpine Solaranlage liegt auf einer Höhe von 2000 bis 2500 Metern über Meer. «Dort haben wir jährlich 1500 Sonnenstunden, im Unterland sind es nur rund 1000», sagt Raoul Albrecht von Grengiols-Solar. Mit 42 Prozent sei der Winterstrom-Anteil sehr hoch.
Bis 2025 sollen die ersten Module stehen, um die Bundesvorgaben zu erfüllen. Geplant ist, die insgesamt 910'000 Solarmodule in Etappen zu erstellen. Der Bau würde – wenn möglich – mittels Transportseilbahnen erfolgen. «Wir versuchen, so wenig wie möglich Helikopter einzusetzen», so Albrecht.
Weiter sei es denkbar, Grengiols-Solar mit dem ohnehin geplanten Speicherkraftwerk Chummensee zu kombinieren. Mit überschüssigem Sonnenstrom könnte man Wasser in den See hochpumpen und Winterstrom produzieren. «Der Chummensee wäre die Batterie der Solaranlage», sagt Albrecht. Wie hoch die Kosten dafür wären, können die Verantwortlichen noch nicht abschätzen.
Wer ist am Projekt beteiligt? Promoter Peter Bodenmann trat an der Medienkonferenz nicht auf. Dafür sind nun etwa die Industriellen Werke Basel oder die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) bei der alpinen Solaranlage eingestiegen. «Wir müssen schnell handeln. Es gilt, Strom für eine Million Zürcher zu beschaffen», sagt etwa EKZ-Chef Urs Rengel.
Was sagen Umweltverbände und die Bevölkerung?
Umweltverbände wie die IG Saflischtal haben bereits Einsprachen angekündigt. Sie befürchten, dass das Landschaftsbild in den Alpen verschandelt würde. Klaus Agten von der IG Saflischtal ist wütend: «Die Solaranlage liegt im Herzen des Naturparks Binntal. Ich bin traurig, dass das alles nichts mehr zählt» Sie sind überzeugt, dass eine Solaranlage von dieser Grössenordnung nicht mit einem Naturpark vereinbar ist. Die Auswirkung auf Tiere und Umwelt seien gross.
Wie geht es weiter? Ziel der Promoterinnen von Grengiols-Solar ist, bis Ende 2023 das Bauprojekt vorzulegen. Bis Ende 2025 soll dann der erste Strom vom alpinen Solarkraftwerk ins Stromnetz fliessen. Es sind etliche Hürden zu nehmen. Wahrscheinlich im Herbst gibt es im Wallis eine Volksabstimmung dazu. Denn das Walliser Kantonsparlament hat im Februar ein Dekret angenommen, das die Genehmigungsverfahren für grosse alpine Fotovoltaikanlagen erleichtern und beschleunigen soll. Dagegen wurde das Referendum ergriffen.