Oberhalb von Klosters entsteht eine grosse alpine Solaranlage. Es wird nach Sedrun die zweite Anlage in der Schweiz, die im Rahmen des Solarexpresses gebaut wird.
Mit dem Solarexpress sollen unkompliziert Solaranlagen erstellt werden können, die im Winter zusätzlichen Strom liefern. In dieser Zeit muss die Schweiz tendenziell Strom aus dem Ausland importieren, weil sie selbst zu wenig produziert.
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Bild 1 von 4. Visualisierung der geplanten Solaranlage oberhalb von Klosters. Gebaut wird sie durch die Energiekonzerne Repower und die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) sowie durch die Gemeinde Klosters. Bildquelle: ZVG / Repower.
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Bild 2 von 4. Die Vorarbeiten für die alpine Solaranlage bei Klosters haben bereits begonnen. Ein Bagger hebt Schächte für die Stromkabel aus. Die Solarmodule werden ab Mai 2025 montiert, sobald der Schnee geschmolzen ist. Bildquelle: ZVG / Repower.
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Bild 3 von 4. In Sedrun sind die Bauarbeiten bereits weiter fortgeschritten. Die Solarmodule werden auf stabilen Metallkonstruktionen montiert, die extremen Wind- und Schneeverhältnissen widerstehen müssen. Bildquelle: ZVG / Energia Alpina.
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Bild 4 von 4. Auch in Sedrun sind die Kosten gegenüber den ersten Schätzungen gestiegen: von ursprünglich 40 bis 60 Mio. Franken auf mittlerweile 85 Mio. Franken. Die Anlage wird eine Leistung von 19.3 MW haben. Bildquelle: ZVG / Energia Alpina.
Kostenpunkt der Anlage in Klosters: Knapp 70 Millionen Franken. Das ist viel Geld für eine Anlage, die Strom für rund 3500 Haushalte liefert. Das sagt selbst Michael Roth, Mitglied der Geschäftsleitung von Repower, die das Vorhaben plant: «Bei der Projektierung haben wir gesehen, dass die Kosten im Hochgebirge sehr hoch sind. Es ist nicht realistisch, günstige Anlagen zu bauen.» Die Anlagen müssen grossen Wind- und Schneelasten trotzen und entsprechend stabil sein. Ursprünglich rechneten die Initianten mit Kosten von 40 bis 50 Millionen Franken.
Hohe Kosten bremsen den Solarexpress
Die Kosten für eine stabile Konstruktion haben die Planer im Fall von Klosters unterschätzt. Doch das gilt auch für Projekte an anderen Standorten. Auch dort rechnen die Initianten wegen der extremen Wind- und Wetterverhältnisse inzwischen mit deutlich höheren Baukosten.
Allerdings bremsen diese hohen Kosten den Solarexpress, wie Michael Frank, Direktor des Verbandes der Schweizerischen Elektrizitätsunternehmen (VSE), eingestehen muss: «Es ist ernüchternd, dass die Kosten steigen und steigen – und am Schluss die Wirtschaftlichkeit ein Fragezeichen wird.»
Das Beispiel Klosters zeigt, wie sich die Situation für die alpinen Solarprojekte aktuell präsentiert: Finden die Initianten von Anlagen Abnehmer für den teuren Strom, wird gebaut. Sonst nicht. Genau aus diesen Überlegungen hat auch die Axpo noch keinen Bauentscheid getroffen: Der grösste Schweizer Energiekonzern verfügt zwar seit dem Sommer über ein rechtskräftig bewilligtes Projekt, baut jedoch nicht. Aus wirtschaftlichen Gründen.
Grosszügige Förderung soll bleiben
Bemerkenswert ist all das, weil die alpinen Solaranlagen grosszügig gefördert werden. Alle Strombezügerinnen und Strombezüger unterstützen diese Vorhaben mit bis zu 60 Prozent der Kosten – egal, wie teuer die Anlage ist. Dies geschieht über eine Abgabe auf dem Strompreis. Aber nicht einmal eine solche Förderung ist offensichtlich Garantie dafür, dass die Anlagen auch tatsächlich gebaut werden.
Trotzdem möchte Michael Frank vom VSE an der Förderung festhalten – und zwar auch nach 2025. «Die Projekte, die in Planung sind, sollen eine faire Chance kriegen, diese Förderbeiträge über 2025 hinaus abzuholen.» Das zu entscheiden, ist jedoch Sache des Parlaments.
Neue Technologien – und dazu gehören alpine Solaranlagen – starten typischerweise mit hohen Kosten, erklärt Bjarne Steffen, Professor für Klimafinanzierung an der ETH Zürich und Co-Autor einer Studie zur Wirtschaftlichkeit von alpinen Solaranlagen. Jedoch sind auch für ihn die Kosten überraschend hoch.
Deshalb könne das jetzige Förderregime nur als Anschubfinanzierung dienen. Langfristig sei eine solche Unterstützung keine Option: «Man wird sicherlich nicht viele Terawattstunden Strom mit 60 Prozent Förderung versehen wollen.» Einfach deshalb, weil das rasch einmal mehrere Milliarden Franken kosten würde.