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Teurer Strom aus den Bergen Hohe Kosten bremsen den Solarexpress

Grosse Solaranlagen in den Alpen sollen die Schweiz mit zusätzlichem Strom versorgen. Allerdings kosten sie viel mehr als gedacht. Das zeigt ein aktuelles Beispiel aus Klosters.

Oberhalb von Klosters entsteht eine grosse alpine Solaranlage. Es wird nach Sedrun die zweite Anlage in der Schweiz, die im Rahmen des Solarexpresses gebaut wird.

Mit dem Solarexpress sollen unkompliziert Solaranlagen erstellt werden können, die im Winter zusätzlichen Strom liefern. In dieser Zeit muss die Schweiz tendenziell Strom aus dem Ausland importieren, weil sie selbst zu wenig produziert.

Kostenpunkt der Anlage in Klosters: Knapp 70 Millionen Franken. Das ist viel Geld für eine Anlage, die Strom für rund 3500 Haushalte liefert. Das sagt selbst Michael Roth, Mitglied der Geschäftsleitung von Repower, die das Vorhaben plant: «Bei der Projektierung haben wir gesehen, dass die Kosten im Hochgebirge sehr hoch sind. Es ist nicht realistisch, günstige Anlagen zu bauen.» Die Anlagen müssen grossen Wind- und Schneelasten trotzen und entsprechend stabil sein. Ursprünglich rechneten die Initianten mit Kosten von 40 bis 50 Millionen Franken.

Hohe Kosten bremsen den Solarexpress

Die Kosten für eine stabile Konstruktion haben die Planer im Fall von Klosters unterschätzt. Doch das gilt auch für Projekte an anderen Standorten. Auch dort rechnen die Initianten wegen der extremen Wind- und Wetterverhältnisse inzwischen mit deutlich höheren Baukosten.

Was kosten grosse Solaranlagen?

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Grosse Solaranlage neben Industrietanks und Hügeln.
Legende: Seit 2023 steht in Cressier die grösste Solaranlage auf freier Fläche. ZVG / STEMUTZ

In der Schweiz gibt es bislang wenig Erfahrungen, was grosse Solaranlagen auf freier Fläche kosten – also Anlagen, die nicht auf Gebäuden installiert sind.

In Cressier NE steht die schweizweit grösste Anlage mit einer Leistung von 7.8 MW. Die Kosten beliefen sich auf rund 7.5 Mio. Franken. Pro installiertem Megawatt ergibt das Investitionskosten von knapp einer Million Franken.

Allerdings liefert diese Anlage im Winterhalbjahr weniger Strom als vergleichbare Anlagen in den Bergen. Der Winterstromanteil in Cressier beträgt 27 Prozent.

Demgegenüber liegt der Anteil Winterstrom bei den Solaranlagen in den Alpen bei 40 bis 45 Prozent. Allerdings sind die Investitionskosten entsprechend höher: In Klosters kostet das installierte Megawatt rund 5.5 Mio. Franken, in Sedrun rund 4.4 Mio. Franken.

Allerdings bremsen diese hohen Kosten den Solarexpress, wie Michael Frank, Direktor des Verbandes der Schweizerischen Elektrizitätsunternehmen (VSE), eingestehen muss: «Es ist ernüchternd, dass die Kosten steigen und steigen – und am Schluss die Wirtschaftlichkeit ein Fragezeichen wird.»

Alpiner Solarstrom – zu teuer für Repower

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Bemerkenswert ist das Verhalten von Repower bei der Solaranlage in Klosters. Zwar baut und betreibt Repower zusammen mit den EKZ und der Gemeinde Klosters die alpine Solaranlage.

Allerdings nehmen nur EKZ und die Bergbahnen Klosters den Strom ab, nicht aber der Bündner Energiekonzern. «Hätten wir diese Strommenge in unser Portfolio eingespeist, müssten unsere Kundinnen und Kunden mehr bezahlen als heute», begründet Michael Roth, Mitglied der Geschäftsleitung von Repower, den Entscheid. Das Unternehmen verfüge heute über genügend erneuerbaren Strom. «Deshalb war es für uns nicht interessant, diese Energie in unser Portfolio zu übernehmen.»

Für die anderen Unternehmen stehen offensichtlich nicht so sehr die Kosten im Vordergrund: Die Bergbahnen Klosters-Madrisa übernehmen den Strom, weil es lokaler, erneuerbarer Strom sei. Die EKZ, weil man so zur Versorgungssicherheit im Winter beitrage.

Wie viel der Strom aus der Anlage in Klosters kostet, geben die Unternehmen nicht bekannt.

Das Beispiel Klosters zeigt, wie sich die Situation für die alpinen Solarprojekte aktuell präsentiert: Finden die Initianten von Anlagen Abnehmer für den teuren Strom, wird gebaut. Sonst nicht. Genau aus diesen Überlegungen hat auch die Axpo noch keinen Bauentscheid getroffen: Der grösste Schweizer Energiekonzern verfügt zwar seit dem Sommer über ein rechtskräftig bewilligtes Projekt, baut jedoch nicht. Aus wirtschaftlichen Gründen.

Grosszügige Förderung soll bleiben

Bemerkenswert ist all das, weil die alpinen Solaranlagen grosszügig gefördert werden. Alle Strombezügerinnen und Strombezüger unterstützen diese Vorhaben mit bis zu 60 Prozent der Kosten – egal, wie teuer die Anlage ist. Dies geschieht über eine Abgabe auf dem Strompreis. Aber nicht einmal eine solche Förderung ist offensichtlich Garantie dafür, dass die Anlagen auch tatsächlich gebaut werden.

Trotzdem möchte Michael Frank vom VSE an der Förderung festhalten – und zwar auch nach 2025. «Die Projekte, die in Planung sind, sollen eine faire Chance kriegen, diese Förderbeiträge über 2025 hinaus abzuholen.» Das zu entscheiden, ist jedoch Sache des Parlaments.

Neue Technologien – und dazu gehören alpine Solaranlagen – starten typischerweise mit hohen Kosten, erklärt Bjarne Steffen, Professor für Klimafinanzierung an der ETH Zürich und Co-Autor einer Studie zur Wirtschaftlichkeit von alpinen Solaranlagen. Jedoch sind auch für ihn die Kosten überraschend hoch.

Deshalb könne das jetzige Förderregime nur als Anschubfinanzierung dienen. Langfristig sei eine solche Unterstützung keine Option: «Man wird sicherlich nicht viele Terawattstunden Strom mit 60 Prozent Förderung versehen wollen.» Einfach deshalb, weil das rasch einmal mehrere Milliarden Franken kosten würde.

Echo der Zeit, 3.12.2024, 18:00 Uhr;kobt

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