Fussball-WM 2034, Weltausstellung 2030 und Winter-Asienspiele 2029: Saudi-Arabien, vor wenigen Jahren noch eines der verschlossensten Länder der Welt, bereitet sich darauf vor, in den nächsten Jahren wichtige globale Ereignisse auszurichten. Das Königreich investiert riesige Summen in gigantische Projekte, von denen viele wegen der menschlichen und ökologischen Kosten umstritten sind.
Eines dieser Projekte heisst Trojena. Es ist ein Skigebiet, das in einer Wüstenlandschaft aus dem Nichts erschaffen werden soll. Schon in vier Jahren sollen dort die Winter-Asienspiele ausgetragen werden.
Gemäss Werbebildern befindet sich Trojena derzeit im Bau. Immobilienmakler sind damit beauftragt, die geplanten Chalets zu verkaufen, und sie versichern, dass sie bereits zahlreiche Kaufversprechen erhalten haben. Saudi-Arabien werde «zu einem guten Ort für Investitionen, Arbeit und Freizeit für Touristen», sagt Majed bin Abdullah Al-Hogail, Minister für Wohnungsbau und Mitglied der saudischen Königsfamilie, gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS.
«Wir sind dabei, Städte zu bauen, die all diesen Anforderungen gerecht werden können.» Der Minister zeigt sich zuversichtlich, dass auch die Ziele der futuristischen Megastadt Neom erreicht werden (vgl. Box).
Auch die Schweizer Botschafterin in Saudi-Arabien, Yasmina Chatila Zwahlen, sieht die Grossprojekte des Königreichs positiv. «Saudi-Arabien will von der ganzen Welt gesehen werden. Grossprojekte wie die Weltausstellung 2030 oder die Fussball-WM 2034 lenken die Blicke auf das Land. Und das erhöht den Druck, beispielsweise den Schutz von Wanderarbeitern zu verbessern.»
Die Diplomatin will nicht über die Kontroversen um das Projekt Neom sprechen, hält es aber für sehr wichtig: «Neom ist ein Symbol dafür, dass das heutige Saudi-Arabien nicht mehr das Land der Kamele und Beduinen in der Wüste ist.»
Arbeitsbedingungen werden angeprangert
Im Norden Saudi-Arabiens, in einer der trockensten Wüsten der Welt, arbeiten viele Gastarbeiter aus Indien, Bangladesch und Pakistan auf den Baustellen von Neom und leben hinter hohen Stacheldrahtzäunen. Gemäss einer vom britischen Fernsehsender ITV ausgestrahlten Recherche sollen bereits 21'000 Wanderarbeiter auf den Baustellen gestorben sein – und 100'000 sollen als vermisst gelten. Diese Behauptungen wurden von den saudi-arabischen Behörden dementiert.
Auf der Bergstrasse in Richtung des Ortes, an dem das Skigebiet Trojena gebaut werden soll, sind die wenigen Beduinendörfer vom Aussterben bedroht. Gemäss Aussage eines ehemaligen saudischen Offiziers, die vom britischen Rundfunk BBC wiedergegeben wurde, ist die örtliche Polizei dort befugt, jeden zu töten, der sich dem Neom-Projekt widersetzt.
Derzeit wird eine Wasserleitung gebaut, die dazu dienen soll, Wasser aus dem Roten Meer zu pumpen, das entsalzt und dann für die Schneekanonen der Destination verwendet werden soll. In 2000 Metern Höhe graben die Maschinen den Gipfel aus und betonieren ihn. Die erste Schneekanone befindet sich sogar schon in der Testphase.
Auch wenn die Arbeiten tatsächlich begonnen haben, ist es heute schwer, sich eine solche Landschaft – in der das Thermometer Ende November noch 15 Grad im Schatten zeigte – mit Schnee bedeckt vorzustellen.