Ein Rekord wurde dieses Jahr zwar nicht gebrochen, doch trotz Verkehrsmanagement und schlechtem Wetter im Tessin staute sich die fast schon «traditionelle» Blechlawine am Osterwochenende auf bis zu 13 Kilometer. Das ist zwar noch sechs Kilometer unter der letztjährigen Höchstmarke, sorgte aber dennoch für eine Wartezeit von rund zwei Stunden.
Zwischen dem Suchen der Ostereier – oder vielleicht auch während des Wartens im Stau – wurde auf der SRG-Plattform «dialog» fleissig über die Frage diskutiert, welches Mittel wohl besser gegen die langen Autoschlangen helfen könnte: ein Ausbau des Strassennetzes oder eine Reduzierung des Verkehrs? Und die Community war sich einig: Eine (nicht repräsentative) Mehrheit von 79 Prozent war der Meinung, nur eine Reduktion des Verkehrs gegen die Überlastung der Strassen helfe.
Jede neue Infrastruktur erzeugt einen Sog, der neue Verkehrsteilnehmer dazu motiviert, die Strasse zu benutzen.
So etwa User Nataniel Mendoza: «Jede neue Infrastruktur erzeugt einen Sog, der neue Verkehrsteilnehmer dazu motiviert, die Strasse zu benutzen. Wenn die Nutzerinnen und Nutzer erkennen, dass es eine neue Lösung gibt, treffen sie ihre Entscheidung auf der Grundlage dieser.»
Dem stimmt auch «Logographe Imperturable» aus der «dialog»-Community zu: «Eine Verringerung des Verkehrsaufkommens würde sich nur positiv auf die Umwelt und die öffentliche Gesundheit auswirken. Es ist eine Illusion zu glauben, dass Autobahnen auf ewig ‹ausgebaut› werden können, und es gäbe mehrere Möglichkeiten, die Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Mobilität zu begrenzen.»
«Verkehrsreduktion schlicht nicht umsetzbar»
Eine diametrale Meinung dazu hat hingegen der User «Discoureur Curieux»: «Abgesehen davon ist das Klischee aller Klischees: ‹Reduzieren wir den Verkehr und bauen wir den öffentlichen Nahverkehr aus›, schlicht und einfach nicht umsetzbar. Die Bevölkerung wächst schnell, der Bedarf an Mobilität steigt proportional dazu, die Züge sind zu Stosszeiten überfüllt, das Schienennetz ist überlastet, wird aber regelmässig spektakulär verbessert», womit er auf die Pläne der SBB schielt, welche bis 2050 einen Viertelstundentakt anpeilen.
Dem stimmt auch «Chronistin Verzaubert» aus der «dialog»-Community zu: «Der steigende Verkehr auf den Strassen führt zu Staus, längeren Fahrzeiten und einer erhöhten Umweltbelastung. Durch den Ausbau von Autobahnen können mehr Fahrspuren hinzugefügt und Engpässe beseitigt werden, was zu einem effizienteren Verkehrsfluss und kürzeren Reisezeiten führt.»
Um Menschen und Güter zu bewegen, ist der Strassenverkehr tief in der Struktur des Territoriums und der Gesellschaft verwurzelt
Doch hier hält Userin «Contributrice Précise» dagegen: «Um Menschen und Güter zu bewegen, ist der Strassenverkehr tief in der Struktur des Territoriums und der Gesellschaft verwurzelt, aber äusserst ineffizient und ressourcenintensiv. Es ist erwiesen, dass eine Verbesserung des Strassenangebots zusätzliche Nachfrage induziert, die letztendlich die Infrastruktur erneut verstopft.»
Dieses Jahr haben glücklicherweise das Staumanagement und das schlechte Wetter für weniger Verkehr am Gotthard gesorgt. Ab 2033 sollen gemäss dem Bundesamt für Strassen beide Röhren geöffnet werden. Wie sich dann die Verkehrssituation entwickelt, das könnte wohl nur ein Blick in die Kristallkugel beantworten.