Jährlich grüsst der Osterstau. Vor allem am Gotthard wird auch dieses Jahr wieder um die Wette gewartet. Nicht, dass man es nicht besser wüsste – genau wie bei der alltäglichen Fahrt zur Arbeit. Nur lässt sich Letztere schlechter vermeiden als die Fahrt ins Tessin zur Stosszeit.
Doch es gibt Ideen, wie Stau verhindert respektive verringert werden kann:
Digitales Reservierungssystem
Der Kanton Uri versucht den kilometerlangen Warteschlangen im Süden mit einer Art «Slot-System» Herr zu werden. Dafür gab es letztes Jahr grünes Licht vom Kantonsparlament.
Die Idee ist, dass Reisende die Durchfahrt durch den Tunnel zu einer bestimmten Zeit über eine digitale Plattform reservieren. Wer ohne Reservierung am Gotthard ankommt, muss parken und warten, bis er oder sie an der Reihe ist.
Ein Vorschlag, der südlich des Tunnels nicht alle überzeugt, sowohl im Tessin als auch in Graubünden.
Gotthard-Maut
Regulieren könnte man die Durchfahrt durch den Tunnel auch mit einer Maut, die zu den Hauptverkehrszeiten teurer werden würde. Ein Vorschlag, der bereits mehrfach gemacht wurde und letztes Jahr wieder in den Vordergrund gerückt ist.
Auch hier gibt es Widerstand aus den Südkantonen. Im Tessin befürchten einige eine wirtschaftliche und soziale Benachteiligung des Kantons. In Graubünden wiederum sorgt man sich, dass die Gebühr zu einer Zunahme des Verkehrs auf der San Bernardino-Achse führen könnte. Andere fragen sich, ob die Maut mit den bilateralen Abkommen mit der EU vereinbar ist.
Ausbau der Autobahn
Die A1 soll an neuralgischen Stellen auf sechs Spuren ausgebaut werden. So hat es das Parlament beschlossen. Das entspricht auch der langfristigen Strategie des Bundesrats.
Gegen diese Ausbaupläne formierte sich jedoch Widerstand. Im Januar hat die Allianz «Stopp Autobahn-Bauwahn» bei der Bundeskanzlei ein Referendum eingereicht. Eine Volksabstimmung kommt voraussichtlich im Herbst 2024.
Das Westschweizer Radio RTS hat in einer Reportage Befürworter sowie Gegnerinnen des Autobahnausbaus getroffen:
Stau simulieren vor Dörfern
In Graubünden hat man einen anderen Weg gewählt. Weil viele Autofahrerinnen und -fahrer bei Stau auf der A13 jeweils in die Dörfer auswichen, führte das dort zu Mehrverkehr – und auch mehr Unmut. Um das zu vermeiden, hat das Tiefbauamt entschieden, den Verkehr vor den Dörfern jeweils für 2 Minuten anzuhalten und anschliessend wieder 40 Autos durchzulassen. Das führt dazu, dass die Navigationsgeräte die Ausweichvariante nicht als Alternative anbieten, da dort – vermeintlich – Stau angezeigt wird.
Parallel dazu wird die Höchstgeschwindigkeit auf der A13 in beiden Richtungen teils gedrosselt. Damit soll der Verkehr harmonisiert und die Kapazität der A13 je nach Kanton besser ausgenutzt werden, wie RTR berichtet:
Laut den Verantwortlichen habe sich das neue System bewährt.
Was wir aus den 60ern lernen können
Und wer dennoch in einen Stau gerät, dem hilft vielleicht einfach die viel beschworene «helvetische Gemütlichkeit». Im Video von Swissinfo aus den 1960er Jahren ist man davon überzeugt, dass es eine Frage der Einstellung ist, beispielsweise Bahnschranken als segensreiche Einrichtungen zu betrachten, die «Mensch und Maschine» eine kurze Erholung verschaffen.