Zuerst waren es die Energiepreise, die in die Höhe schossen. Dann folgten die Lebensmittel, die Mieten und vor allem die Krankenkassenprämien. Der Verlust an Kaufkraft ist seit Monaten ein heiss diskutiertes Thema. Und er gilt als ein wichtiger Grund dafür, dass die Mitte-Rechts-Mehrheit im Parlament und die Wirtschaft in Abstimmungen Schlappen erleiden mussten, vor allem in diesem Frühjahr bei der 13. AHV-Rente.
Der Preisüberwacher Stefan Meierhans hat für heute Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und dem Konsumentenschutz zu einem weiteren «Kaufkraft-Gipfel» geladen (nach dem ersten vor einem Jahr) – mit dem Ziel, Massnahmen zu finden, die die Kaufkraft der Bevölkerung stärken.
Eine Meinungsumfrage im Auftrag der SRG zeigt nun aber, dass finanzielle Sorgen zwar mehr Menschen belasten als vor einem Jahr, dass der Grossteil der Bevölkerung sie aber nur vom Hörensagen kennt. 35 Prozent der Befragten empfinden ihre eigene finanzielle Situation als sehr oder eher belastend, 4 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. 46 Prozent machen sich wegen ihres Haushaltsbudgets «ein bisschen» Sorgen, 18 Prozent überhaupt nicht.
Wenn man die grösseren Regionen der Schweiz betrachtet, schert das Tessin klar aus. 59 Prozent der Befragten im italienischsprachigen Kanton bezeichnen ihre finanzielle Situation als sehr oder eher belastend. 2023 waren es erst 50 Prozent. Die diesjährige Ausgabe der Umfrage «Wie geht’s, Schweiz?» wurde vom Institut GFS Bern im Frühsommer durchgeführt.
Auch wenn also reelle Sorgen ums Haushaltsbudget nur für eine Minderheit zum Alltag gehören, ist die Sensibilisierung für Fragen der sozialen Gerechtigkeit stark. 79 Prozent der Befragten sind voll oder eher der Ansicht, das Wohlstandsgefälle sei in der Schweiz zu gross. Und 88 Prozent finden voll oder eher, für die meisten jungen Schweizerinnen und Schweizer sei der Besitz eines Eigenheims nicht mehr finanzierbar.
Im Sommer hatte eine Initiative der Juso, der Jungpartei der SP, kurzzeitig für Wirbel gesorgt. Sie verlangt, dass Erbschaften ab einer Schwelle von 50 Millionen Franken zu 50 Prozent besteuert werden, und Unternehmer wie Peter Spuhler hatten deswegen vorsorglich mit dem Wegzug ins Ausland gedroht.
Jetzt zeigt die SRG-Umfrage, dass Forderungen dieser Art durchaus Potenzial haben. 69 Prozent der Befragten sprechen sich voll oder eher dafür aus, dass in der Schweiz Reichtum stärker besteuert wird.
Auch das Konzept, Besitz nicht mehr nur für sich allein zu beanspruchen (Sharing Economy), stösst auf Zustimmung: 72 Prozent zeigen sich voll oder eher damit einverstanden, Gebrauchsgegenstände wie eine Bohrmaschine mit anderen zu teilen, damit sich nicht alle selber eine kaufen müssen.