Ein Abend im Januar, 800 junge Zuschauer strömen in den Métropole-Saal in Lausanne – nicht um ein Konzert oder einen Stand-up-Comedian zu sehen, sondern um einer Konferenz zu lauschen. Star des Abends ist Mathis Dumas, ein 30-jähriger Bergsteiger, der durch seinen Auftritt in der Dokumentation «Kaizen» des Youtubers Inoxtag bekannt wurde. Um ihrem Idol zuzuhören, geben die jungen Leute bis zu 50 Franken aus.
Warum Konferenzen bei Jungen plötzlich im Trend sind
Lange Zeit galten Konferenzen als Synonym für Langeweile. Doch Anfang der 2000er-Jahre erlebte das Genre mit der Einführung der TED-Konferenzen eine kleine Revolution. Mit kurzweiligen, unterhaltsamen Vorträgen, minimalistischem Dekor, erfahrenen Rednerinnen und Rednern, die ihre Personality einfliessen lassen, hat TED Konventionen aufgebrochen und den Weg für eine neue Art von Konferenzen geebnet.
Ein Besuch bei TED bringt für Leute, die es sich leisten können, ein gewisses Prestige und ein Gefühl der Zugehörigkeit mit sich.
Mittlerweile ist das TED-Format äusserst erfolgreich. Die Ticketpreise belaufen sich teils auf mehrere tausend Franken. Eine viertägige Konferenz kostet gern zwischen 6000 und 25'000 US-Dollar. Mit diesen Sätzen kann die gemeinnützige Stiftung all ihre Aktivitäten finanzieren. Eine Summe, die für Teilnehmende durchaus Sinn ergibt, sagt Laurent Haug, der seit über 20 Jahren in der Veranstaltungsbranche tätig ist.
«Wir kaufen uns auch einen Status. Wenn man eine TED-Veranstaltung besucht, kauft man sich damit ein gewisses Prestige und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu Leuten, die es sich leisten können, dort zu sein. […] Es ist zudem eine aussergewöhnliche Erfahrung, immer an tollen Orten», erklärt er gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS.
Der Aufstieg unabhängiger Konferenzen
Das Konzept der TEDx-Konferenzen gibt es mittlerweile weltweit. In der Schweiz wurden letztes Jahr mindestens 14 dieser Veranstaltungen in verschiedenen Städten organisiert, für 2025 sind ebenso viele geplant.
Aber auch über TEDx hinaus verändert sich die Konferenzszene. Immer mehr Selbständige organisieren ähnliche Veranstaltungen, so wie Aurore Donné. In Lausanne lädt sie in einem intimeren Format regelmässig einen Forscher oder eine Forscherin und eine Persönlichkeit ein, um über ein gemeinsames Thema zu diskutieren. Im Durchschnitt kostet die Organisation einschliesslich Saalmiete, Honorar und Apéro etwa 6000 Franken. Noch ist das Konzept nicht rentabel, doch Donné hat sich für den Start 10'000 Franken als Budget gesetzt.
Grosse Produktionen werden lanciert
Auch grosse Produktionsfirmen wie Live Music Production beginnen, Konferenzen zu organisieren. Ihr Motto ist «think big». Adrien Zanello von Live Music Production produziert Konferenzen, so wie er Comedy-Shows oder Konzerte produzieren würde: Er versucht, dem Publikum ein grosses Erlebnis zu bieten, wie er sagt.
Aber selbst wenn man einen Saal mit 800 Personen fülle, wie bei der Veranstaltung mit Mathis Dumas, sei es schwierig, rentabel zu sein. «Man sollte nicht an den grossen Gewinn glauben», warnt Zanello. Die einzige Möglichkeit, mit Konferenzen in diesem wettbewerbsintensiven Umfeld zu bestehen, sei, «sie in ein breiteres Programm zu integrieren, was es uns ermöglicht, unser Angebot zu diversifizieren».