Das System, das von der Staatsanwaltschaft aufgedeckt wurde, soll auf gefälschten Rechnungen und falschen Keller- oder Buchhaltungsbuchungen aufgebaut sein, um die Herkunft und die Art des verkauften Weins zu verschleiern. Dadurch sollten Kontrollen umgangen, Kunden getäuscht und der illegale Handel mit mehreren Hunderttausend Litern Wein ermöglicht werden, wie die Walliser Tageszeitung Nouvelliste am Montag berichtete.
Dieser Betrug soll es dem Weinhändler ermöglicht haben, zwischen 2009 und 2016 mindestens 11.8 Millionen Franken durch den Verkauf von Hunderttausenden von Litern ausländischer Weine unter der Bezeichnung «AOC Valais» zu kassieren. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Mehrere Anklagepunkte
«Insgesamt acht Rechnungen, die insbesondere für Leistungen im Weinkeller oder für die Abfüllung ausgestellt wurden, ermöglichten es, die Lieferung von mehr als 730'000 Litern spanischen Weins, jeweils zu 1.31 Franken pro Liter, und von fast 105'000 Litern Schaffhauser Weins, je zu 3 Franken pro Liter, aus zwei deutschsprachigen Gesellschaften zu verschleiern», heisst es in der Anklageschrift, die von der Walliser Tageszeitung zitiert wird. Auf dieser Grundlage beschuldigt die Staatsanwaltschaft den Beschuldigten der Urkundenfälschung, des Betrugs, aber auch der Warenfälschung.
Über 50 gefälschte Rechnungen
Insgesamt soll der beschuldigte Weinhändler mehr als 50 gefälschte Rechnungen und 23 falsche Buchungen erstellt haben. Fälschungen, die im Namen von einem Dutzend Walliser Weinkellereien ausgestellt wurden, und Lieferungen von mehr als 600'000 Litern des «AOC-Wein» aus dem Wallis betrafen. Diese Lieferungen hatten in Wirklichkeit nie stattgefunden. Zu den Hauptkäufern dieser gefälschten Weine gehörten Schwergewichte des Schweizer Weinhandels wie die Caves Garnier, die Fenaco, Mövenpick Wein oder auch Giroud Vins SA, berichtet der Nouvelliste.
Walliser Weinbauern «erste Opfer» des Betrugs
«Die Justiz hat ihre Arbeit getan», stellt der Präsident des Branchenverbands der Walliser Reben und Weine (IVV), Yvan Aymon, fest, der am Dienstagabend im Westschweizer Radio und Fernsehen RTS befragt wurde. Er äussert seine Zufriedenheit darüber, dass «die Angelegenheit vorankommt», und erinnert daran, dass der IVV bereits 2015 eine Klage eingereicht hatte. Er spricht von «der Enttäuschung und der grossen Wut», die er damals empfunden habe.
Yvan Aymon ist der Ansicht, dass die Walliser Winzer die «ersten Opfer» dieses Betrugs seien, der den Preis für ihr Kilo Trauben gedrückt habe. Denn: «Wenn ein Wein günstiger verkauft wird, zieht er den gesamten Marktpreis nach unten».