Die Betreiber der Mall of Switzerland haben im ersten Jahr ihr Ziel verpasst: 5 Millionen Besucherinnen und Besucher sollten alljährlich in ihrem Zentrum einkaufen oder ihre Freizeit verbringen – tatsächlich waren es aber nur knapp 4 Millionen, 20 Prozent weniger als angepeilt. Das haben die Verantwortlichen in ihrer ersten Bilanz am Donnerstag bekannt gegeben.
Jan Wengeler, Direktor der Mall of Switzerland, sieht des Zentrum dennoch auf Kurs. Ein neues Zentrum brauche Zeit: «Fünf Millionen Besucher sind das gesamte Potential unseres Zentrums nach Markteinführung und bei Vollvermietung – wir befinden uns aber im ersten Jahr, von daher sind wir sehr zufrieden.»
Neue Shops sollen bald einziehen
Vermietet sind laut Wengeler 84 Prozent der Verkaufsfläche. Er sei zuversichtlich, dass sich dieser Wert erhöhe, sagt er. «Wir konnten neue Mieter gewinnen, einige werden in diesem Jahr noch einziehen», so Wengeler. «Wenn sich dieser Trend fortsetzt, haben wir in einem Jahr eine 90 Prozent der Fläche vermietet.»
Hauptmieter des Einkaufszentrums ist die Migros Luzern. Ihr Geschäftsleiter Felix Meyer ist ebenfalls zufrieden mit dem Geschäftsgang: «Wir haben nicht erwartet, dass die Entwicklung so schnell so positiv sein wird. Denn ein solch grosses Zentrum in Betrieb zu nehmen, nachdem es schon genügend Verkaufsflächen gibt, ist eine ehrgeizige Angelegenheit.»
Im Widerspruch zu diesen positiven Einschätzungen steht der Eindruck vieler Kunden, die Mall of Switzerland sei die meiste Zeit ziemlich leer. Mall-Direktor Jan Wengeler widerspricht. «Wir haben über hundert Shops, die sich auf mehrere Verkaufsebenen verteilen. Unsere Kunden verteilen sich einfach gut.» Das Angebot werde nun weiter ausgebaut. Im Fokus stehe dabei das Freizeitangebot.
Detailhandels-Experte sieht Schwachstellen
Genaue Zahlen zum Geschäftsgang geben weder die Mall of Switzerland noch ihre Hauptmieterin, die Migros bekannt. Dennoch schätzt Detailhandels-Experte Gotthard F. Wangler das erste Jahr der Mall of Switzerland als positiv ein. Bei fast 4 Millionen Besucherinnen und Besuchern geht er von einem Umsatz von rund 300 Millionen Franken aus. «Das ist ein sehr gutes Ergebnis für das erste Jahr in einem völlig übersättigten Markt», sagt Wangler.
Auch die Vermietung von über 80 Prozent der Mietfläche sei ein überraschend guter Wert. «Meiner Einschätzung nach ist die Mall of Switzerland auf Erfolgskurs», sagt der Detailhandels-Experte. «Denn interessanterweise haben weder die anderen Einkaufszentren in der Region noch die Gewerbler in Ebikon Einbussen erlitten.» Die Mall of Switzerland habe also durchaus einen Platz in der Einkaufslandschaft.
Der Ladenmix ist kein Reisser, das haben wir an vielen Orten in der Schweiz auch schon.
Dennoch ortet Gotthard F. Wangler auch Schwachstellen im Konzept des Einkaufszentrums. «Der Mall of Switzerland ist es bislang nicht gelungen, sich speziell zu positionieren», sagt er. «Der Ladenmix ist kein Reisser, das haben wir an vielen Orten in der Schweiz auch schon.» Zweifel hat er auch, ob es der Mall gelingt, den Einkaufsbereich mit den Freizeitangeboten zu verbinden, wie etwa den Kinosälen oder der Indoor-Surfanlage. «Ich glaube, wer einkaufen geht, kümmert sich nicht um die übrigen Angebote, und wer ins Fitness-Center geht, der kümmert sich nicht ums Einkaufen», sagt der Detailhandels-Experte.