Die Jahresbilanz 2016 der Alpiq fällt für einmal wieder etwas positiver aus: Ein Gewinn von knapp 300 Millionen und Schulden von weniger als einer Milliarde Franken – das ist für den gebeutelten Stromkonzern mit Sitz in Lausanne und Olten schon fast eine frohe Botschaft.
Trotzdem: Auf Dauer muss Alpiq sich neu aufstellen, um gesund zu bleiben. Ab April organisiert sich die Firma deshalb neu, wie es an der Jahresmedienkonferenz am Montag hiess.
Der Konzern wird quasi in vier Abteilungen «aufgespaltet». Grundsätzlich trennt die Alpiq die Kraftwerksparte Schweiz und ihre industriellen Abteilungen . So will sie neue Investoren gewinnen, die neues Geld in die Firma bringen.
Sparte I: Kraftwerke Schweiz
Alpiq betreibt eigene Kraftwerke oder ist an Kraftwerken beteiligt, unter anderem Wasserkraftwerke oder die beiden AKW in Leibstadt und Gösgen. Diese Sparte rentiert nicht: Die Produktionskosten für den Strom sind höher als die Erlöse im Grosshandel.
Alpiq hat nach eigenen Angaben 108 Millionen Franken «draufgelegt» in diesem Bereich im letzten Jahr. Dazu kamen noch 42 Millionen Verlust durch die längere Abschaltung des AKW Leibstadt.
Künftig kann Alpiq die Verluste in diesem Bereich besser ausweisen durch die Abspaltung von anderen Firmenbereichen. Damit will sie auch den Druck auf die Politik erhöhen. Trotzdem bleiben die Kraftwerke in Betrieb, wie CEO Jasmin Staiblin betont. «So lange wir Strom produzieren, so lange brauchen wir auch unsere Mitarbeitenden», sagt sie im Gespräch mit SRF. Es drohe trotz fehlender Rentabilität also kein Stellenabbau.
Sparte II: Industrial Engineering
Alpiq baut schon heute ganze Industrieanlagen , unter anderem ist sie an einem Unternehmen in Osteuropa beteiligt, welches in der Petrochemie tätig ist. Zu dieser Sparte gehört aber auch der Rückbau von Atomkraftwerken . In Deutschland ist Alpiq bereits in diesen Bereichen tätig.
Der Rückbau von AKW sei ein Wachstumsgeschäft, so Alpiq. Zudem verfüge die Firma in diesem Bereich über das notwendige Fachwissen. Zum Beispiel beim Rückbau von kontaminiertem Material (Verglasungstechnik).
Sparte III: Building Technologies & Design
Die Alpiq Intec ist im Schweizer Markt Branchenleaderin im Bereich Gebäudetechnik . Sie installiert zum Beispiel Steuerungen für Häuser, welche mit Solaranlagen Strom produzieren. In diesem Bereich will Alpiq expandieren in die Nachbarländer Deutschland, Österreich und Italien.
Alpiq sieht aber auch im Bereich der Mobilität Wachstumsmöglichkeiten. Neben Elektromobilität ist auch die Bahntechnik ein wichtiges Standbein. So realisierte Alpiq unter anderem die Technik im neuen Gotthard-Basistunnel.
Auch andere grosse Infrastrukturprojekte laufen bereits unter Federführung der Ingenieure von Alpiq. Der grosse Röntgenlaser SwissFel am Paul Scherrer Institut in Villigen wurde massgeblich von Alpiq realisiert, hiess es an der Medienkonferenz in Olten.
Sparte IV: Digital & Commerce
Alpiq beschäftigt nach eigene Angaben etwa 150 Datenanalysten, Mathematiker und Physiker im Bereich von « Big Data » und « künstlicher Intelligenz ». Die hauseigene Digital Data Plattform könne eine Milliarde Transaktionen in einer Sekunde verarbeiten, erklärte CEO Jasmin Staiblin am Montag.
Konkrete Anwendung finden solche Datenmaschinen zum Beispiel in einer Kläranlage: Diese steuert vollautomatisch ihren Betrieb und Stromverbrauch und passt diesen der anfallenden Wassermenge und den aktuellen Strompreisen laufend an.
Neue Organisation, neue Chancen
Alpiq betont, dass diese Geschäftsbereiche nicht neu seien. Bereits heute arbeiteten rund 80 Prozent der 8500 Mitarbeitenden im industriellen Sektor und nicht mehr in der klassischen Stromproduktion. Allerdings werden die Bereiche mit der neuen Organisation jetzt klarer getrennt.
Dadurch sollen ab 2018 auch externe Investoren angelockt werden. Diese sollen in die rentablen Teile der Firma Geld einschiessen – allerdings maximal 49 Prozent der Anteile übernehmen können. Alpiq will zwar die Kontrolle behalten, aber verfügt selber nicht über das nötige Geld, um in diesen Bereichen zu wachsen.
Wir sehen Wachstumspotential, wir sind gut aufgestellt und wir möchten diese Bereiche weiter entwickeln.
Wenn die Strategie aufgeht, dann sollen künftig diese industriellen Bereiche ausreichend Geld abwerfen, damit man künftig die klassische Stromproduktion quasi «quersubventionieren» kann. Gleichzeitig hofft Alpiq, dass die Politik der klassischen Stromproduktion durch Wasserkraft und Kernenergie mit neuen Regelungen hilft.
Längerfristig dürften auch die Strompreise wieder steigen, gibt sich Jasmin Staiblin vorsichtig optimistisch. Allerdings dürfte dies noch einige Jahre dauern. Bis dahin braucht Alpiq Kapital, um die Durststrecke zu überbrücken und die Schulden abzubauen.
(Bildnachweis Front: zvg/Alpiq)