«Knapp 30 Prozent der Bevölkerung in der Schweiz achten bei ihrer Ernährung laut Eigenaussage auf nichts Bestimmtes und zeigen somit auch kein Interesse an Ernährungsempfehlungen», vermeldet der Schweizerische Ernährungsbericht des Bundesamts für Gesundheit. Die restlichen 70 Prozent jedoch scheinen sich mit ihrer Ernährung intensiver zu beschäftigen. Das sind fünf der grössten Ernährungstrends der letzten Jahre:
1. Superfoods: Teuer und ersetzlich
Superfoods sind in den letzten Jahren zum Dauertrend geworden. Ein Super-Lebensmittel löst dabei das andere ab. Oft werden althergebrachte Gemüsesorten kurzerhand als Superfood wieder ins Spiel gebracht. So geschehen beim «Kale», der eigentlich nichts anderes ist als unser Grünkohl, oder auch bei «Sprouts», unserem Rosenkohl, der derzeit in den USA sein Revival geniesst. Daneben schaffen es aber auch Exoten, zum Superfood ernannt zu werden – die fernöstliche Goji-Beere etwa oder Chia-Samen.
In Goji-Beeren stecken tatsächlich besonders viele Vitamine, aber auch Eisen, Antioxidantien und verschiedene Spurenelemente. Nur: Heilsbringer sind auch die kleinen Beeren keine. Und es stellt sich die Frage, ob es Sinn macht, auf hochpreisige, nicht heimische Superfoods zu setzen, wenn schwarze Johannisbeeren oder Heidelbeeren beispielsweise ähnliche Inhaltsstoffe aufweisen. Auch die teuren Chia-Samen, die viele Veganer als Ei-Ersatz nutzen, lassen sich wunderbar durch Leinsamen ersetzen.
2. Veganismus: Vorsicht vor Mangelerscheinungen
Keinerlei tierische Produkte, nicht einmal Honig. Und darüber hinaus keine Lederschuhe, keine Daunendecken, keine Kosmetika, die an Tieren getestet wurden: Veganismus ist eine Lebenseinstellung mit hohen Anforderungen an die Ernährung. Denn Veganern ist es ohne Nahrungsergänzungsmittel fast nicht möglich, Mängel zu vermeiden. Sie müssen deshalb die Inhaltsstoffe ihrer Lebensmittel sehr gut kennen. Besonders kritisch ist die Aufnahme des Vitamins B12, das nur in tierischen Lebensmitteln vorkommt. Auch auf ihre Jod-, Eisen- und Kalziumaufnahme müssen Veganer achten und sollten ihre Werte regelmässig beim Arzt kontrollieren lassen. Für Kinder, Schwangere und Ältere mit erhöhtem Nährstoffbedarf eignet sich diese Ernährungsform deswegen eher schlecht.
3. Paleo: Essen wie in der Steinzeit
Das Paleo-Prinzip ist ein Trend, der aus den USA seinen Weg nach Europa gefunden hat. Hinter der sogenannten Steinzeitdiät verbirgt sich die Auffassung, dass der Mensch industriell verarbeitete Lebensmittel nur schlecht verdauen kann und sich die Ernährung deshalb an der unserer Vorfahren orientieren sollte.
Es gibt alles, was man jagen, fischen, pflücken oder sammeln kann – entsprechend zu hoch kann der Fleischanteil werden. Ballaststoffe aus Getreide kommen dagegen kaum vor, genauso wenig wie Milchprodukte. Dadurch kann es zum Kalziummangel kommen. Ansonsten ist der Ansatz, Gesundes, Frisches und Naturbelassenes zu verzehren, sinnvoll.
4. Clean Eating: Nur frisch auf den Tisch
Die Ausrichtung des «Clean Eating» entspricht in etwa der Paleo-Diät, mit dem Unterschied, dass auch Milchprodukte und Vollkornprodukte erlaubt sind. Auf den Teller kommen nur gesunde, naturbelassene, industriell nicht weiterverarbeitete Lebensmittel. So ist brauner Reis besser als weisser, gesüsst wird mit Honig oder Ahornsirup. Es gibt eher kleinere Portionen über den Tag verteilt.
Wie bei der Paleo-Diät ist auch der bewusste Umgang mit nachhaltigen, regionalen Lebensmitteln des «Clean Eating»-Prinzips an und für sich sinnvoll. Nimmt man es allerdings ganz genau, sind auch verpackte Lebensmittel und Gemüse auf dem Pranger. Tiefkühlgemüse ist damit beispielsweise tabu, ebenso wie getrocknete Produkte wie Bohnen oder Kichererbsen oder Dosentomaten. Das macht den Einkauf kompliziert.
5. Gluten- und lactosefrei: Verzicht ohne Effekt
Noch vor einigen Jahren lockte das Label «fettfrei» Kunden – heute sind es glutenfreie oder lactosefreie Produkte. Auch Menschen, die weder an Zöliakie noch an Laktoseunverträglichkeit leiden, greifen zu. Genetisch prädisponiert, auf das Klebereiweiss Gluten mit Verdauungsproblemen zu reagieren, sind nur ein bis fünf Prozent der Menschen. Nicht bei allen kommt es tatsächlich zu einer Zöliakie. Ähnlich ist es mit der Lactoseintoleranz: Nur 15 Prozent der Schweizer vertragen tatsächlich keinen Milchzucker. Allen anderen macht weder Gluten noch Lactose etwas aus. Die Industrie freut der Trend: Mit den Spezialprodukten lässt sich mehr Geld verdienen.