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Ein kleiner Mann blickt an den Beinen eines Riesen hinauf.
Legende: Werden wir immer grösser? Colourbox

Evolution des Menschen «Der Mensch ist noch nicht fertig»

Vielleicht haben wir in 200 Jahren einen grazilen, beweglichen Smartphone-Daumen? Denkbar ist alles, sagt Evolutionsmediziner Frank Rühli.

Zur Person

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Frank Rühli ist Mediziner und Direktor des Instituts für Evolutionäre Medizin der Universität Zürich. Ausserdem leitet er das Swiss Mummy Project, das sich mit der genauen Untersuchung von Mumien befasst.

SRF: Der Mensch hat sich ständig weiterentwickelt, er hat sich aufgerichtet, ist grösser geworden. Wie fertig ist das Modell Mensch heute?

Frank Rühli: Der Mensch ist noch nicht fertig. Er entwickelt sich weiter, er passt sich an. Wir sind in einem Kapitel, wo wir für den Moment fertig geschrieben sind – aber dann kommt eben wieder ein neues Kapitel eines grossen Buchs.

Für den Moment fertig geschrieben – heisst das, die Entwicklung des Menschen kommt zum Stillstand?

Ich glaube der Mensch hat noch sehr viel Potenzial, weil er fähig ist, sich an eine neue Umgebung sehr schnell anzupassen. Dadurch, dass er besser ernährt ist, eine bessere Gesundheitsversorgung hat und seine sozialen Möglichkeiten gut sind, wird er grösser und schwerer. Das heisst aber nicht unbedingt, dass alles immer besser wird. Evolution ist immer ein Kompromiss.

Evolution ist immer ein Kompromiss.
Autor: Frank Rühli Evolutionsmediziner

Unbestritten ist, dass die Menschen in wohlhabenden Ländern immer grösser werden. Wird es in 100 Jahren nur noch Zwei-Meter-Hünen in der Schweiz geben?

In der Schweiz sind die 19-Jährigen Männer in den letzten 140 Jahren tatsächlich um 13 Zentimeter grösser geworden. Wir beobachten aber seit einigen Jahren den Trend, dass die Körpergrösse nicht mehr weiter zunimmt. Auf der anderen Seite haben wir aber eine gewisse Migration, wir vermischen uns mit verschiedenen Bevölkerungsgruppen, dadurch können Sie grösser oder kleiner werden. Wir können nicht sagen, wie es in den nächsten 100 Jahren aussehen wird – beispielsweise, wenn sehr viele holländische Männer zu uns kommen würden, die ja sehr gross sind.

Wir sind technologisch so weit, dass wir gar nicht mehr so auf die Natur reagieren müssen.
Autor: Frank Rühli Evolutionsmediziner

Wie wäre es denn zum Beispiel mit einer anatomischen Verbesserung der Hände fürs Smartphone?

(lacht) Langfristig passt sich unser Daumen vielleicht auch einmal an. Er wird vielleicht schlanker, länger und vorne dünner, damit er besser auf die Apps passt!

Das Gespräch führte Dani Fohrler, bearbeitet von Helwi Braunmiller

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