Die Clubleitung des FC Basel hat sich in den letzten Tagen in ein kommunikatives Chaos manövriert. Zunächst hatte die Clubleitung letzte Woche spätabends eine Medienmitteilung veröffentlicht, in der sie ihren Spieler vorwarf, nicht auf den von der Vereinsleitung vorgeschlagenen Lohnverzicht einzusteigen. Die Clubleitung wollte, dass die Spieler auf 17,5 Prozent ihres Jahreslohnes verzichten, respektive auf 70 Prozent ihres Lohns in den kommenden drei Monaten. FCB-Spieler verdienen zwischen 100 000 Franken und in wenigen Fällen bis zu einer Million Franken im Jahr.
Am Dienstagabend haben nun die Spieler reagiert. Sie publizierten in verschiedenen sozialen Medien ein gleichlautendes Communiqué, in dem sie betonten, dass sie sehr wohl zu einem Lohnverzicht bereit seien – aber nur, wenn sie wüssten, wie dieses Geld eingesetzt werde. Was ist los beim FC Basel? Die Frage geht an Florian Raz, Sportredaktor und intimer FCB-Kenner beim Tagesanzeiger.
Regionaljournal Basel: Beim FC Basel geht es drunter und drüber, Spieler und Verein streiten sich in der Öffentlichkeit. Was ist da los?
Florian Raz: Das ist eine berechtigte Frage. Die Vorgänge der letzten Tage weisen auf grosse Verwerfungen zwischen der Clubführung den Spielern hin. Und dass der Club seine Spieler in aller Öffentlichkeit an den Pranger stellt, zeigt, dass es eine gewisse Dringlichkeit gibt, weil möglicherweise der Club nicht genügend Geld hat.
Sind die Spieler einfach zu gierig, dass sie nicht auf einen Teil ihres Lohnes verzichten wollen?
Die Spieler haben auf Instagram angekündigt, schon auf einen Teil ihres Lohnes verzichten zu wollen. Aber sie wollen wissen, wozu es verwendet wird. Diese Aussage alleine lässt darauf schliessen, dass es ein grosses Misstrauen gibt gegenüber der Clubleitung.
Woher kommt dieses Misstrauen?
Auf der ganzen Welt verhandeln Clubführungen mit ihren Spielern über Lohnverzichte. Wird das Geld verwendet, um anderen Mitarbeitern im Club den Lohn zu zahlen, wären wohl alle dazu bereit. Beim FCB wird dies aber von den Spielern bezweifelt.
Die FCB-Leitung wirft den Spielern, keine Hand zu einer Lösung bieten zu wollen. Das wird als Druckversuch wahrgenommen. Kann das Verhältnis zwischen Club und Spielern wieder gekittet werden, wenn man so miteinander umgeht?
Im Fussball wird mit harten Bandagen gekämpft. Von dem her glaube ich, das kann überwunden werden. Aber es wäre vielleicht an der Zeit, dass Clubbesitzer Burgener an die Öffentlichkeit tritt und über die Situation aufklärt.
Wie schlimm steht es denn um die Finanzen des FCB?
Das weiss niemand wirklich. Bekannt ist, dass der FCB 20 Millionen Franken in den letzten zwei Jahren verbrannt hat. Einen Teil seiner Einnahmen macht er mit dem Kauf und Verkauf von Spielern. Jetzt sieht FCB-Chef Burgener, dass der Transfer-Markt wegen der Corona-Krise zusammenbricht, also eine wichtige Einnahmequelle wegfällt. Hinzu kommt, dass auch die Ticketeinnahmen fehlen. Da werden viele Clubs nervös, auch solche, die viel grösser sind als der FCB.
Das Gespräch führte Philipp Schrämmli.