Ferien machen unter einem Dach mit der Grossen Hufeisennase: Das ist ab Herbst in Wegenstetten möglich. In der Fricktaler Gemeinde haben die Stiftung «Ferien im Baudenkmal» und Pro Natura Aargau ein 200-jähriges Haus sanieren lassen. Im Dachstock des Anbaus hausen im Sommer Fledermaus-Weibchen und ziehen dort ihre Jungen auf. Nebenan bietet eine Wohnung Platz für sechs Feriengäste.
Die Grosse Hufeisennase ist stark bedroht. In der Schweiz existieren noch drei Kolonien. Eine davon befindet sich in Wegenstetten, erklärt Andres Beck, Fledermausschutz-Beauftragter des Kantons Aargau. Im Sommer sind die sechs bis zehn Weibchen im Dachstock des neu «Flederhaus» genannten Gebäudes.
Die Feriengäste können die Fledermäuse aber nicht aus der Nähe betrachten. Sie sollen ungestört ausruhen und schlafen können, so Kerstin Camenisch, die Geschäftsleiterin von «Ferien im Baudenkmal». Auf dem grossen Balkon oder in Garten könne man die Tiere aber beobachten.
Die Sanierungsarbeiten am Flederhaus erkennt man als Laie nicht alle auf den ersten Blick. Ein neues Bad oder eine freistehende Arbeitsfläche in der Küche fallen sofort auf. Dass der Holzherd, der Kachelofen oder die Wände zum Teil aufwändig erneuert wurden, springt aber nicht sofort ins Auge. Wo möglich wurde altes Handwerk angewendet – etwa bei neuen Wänden in den Zimmern. Diese wurden mit Ruten geflochten, mit Lehm aufgefüllt und verputzt. Isoliert ist das Gebäude nicht, im Winter wird es deshalb nicht genutzt.
Die Kosten für die Sanierung inklusive Landkauf betragen rund 1,5 Millionen Franken. Finanziert werden diese Kosten durch Spenden sowie Beiträge von Bund und Kanton Aargau. Auch der Garten hinter dem Haus wurde umgestaltet. Dort findet sich nun etwa ein Teich, an dem die Fledermäuse Insekten jagen und aus dem sie trinken können.
Wichtiger als der Garten sei für die Fledermäuse aber die noch weitgehend intakte Natur im Wegenstettertal. Hier gebe es etwa noch mehr Hochstamm-Obstbäume als anderswo, so Philipp Schuppli von Pro Natura Aargau. In den Ästen dieser Bäume kann die Grosse Hufeisennase nach grösseren Insekten jagen.
Diese intakte Natur, die Fledermäuse und das alte Haus: Das ziehe ein spezielles Publikum an, meint Anna Hoyer vom Jurapark Aargau. Sie hofft, dass Feriengäste auch in der Region einkaufen – Süssmost aus der Fledermosti Hellikon etwa, hergestellt aus Obst von Hochstammbäumen. Dies würde zum einen die regionale Wirtschaft ankurbeln, zum andern würde so Hochstamm-Obst genutzt und die Bäume erhalte. Und dies würde am Schluss wieder der Grossen Hufeisennase nützen.