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Geplante Obsoleszenz Eingebautes Ablaufdatum bei Geräten: Was ist dran?

Ein Physiker kann belegen, dass manche Elektronik-Geräte quasi ein «eingebautes Ablaufdatum» haben.

Er hat schon tausende von kaputten Geräten seziert: Der Physiker Peter Jacob und sein Team analysieren an der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) in Dübendorf kaputte Ware und deren elektronische Komponenten, die ihnen vor allem Unternehmen aus der Schweiz und dem Ausland haben zukommen lassen. Es sind wiederum Geräte von deren Kunden.

Und nebenbei hat Jacob auch sein Augenmerk darauf gerichtet, ob das häufig portierte Gerücht wahr ist, dass die Hersteller ihre Ware so bauen, dass sie nach einer gewissen Zeit den Geist aufgibt – just nach Ablauf der Garantiefrist. Im Fachjargon spricht man von «geplanter Obsoleszenz».

Sein Fazit: Elektronische Geräte sind heute tatsächlich weniger langlebig als früher. Das liege aber weniger daran, dass die Hersteller bösartigerweise Fehler einbauen, schuld sei vielmehr ein immer grösserer Konkurrenz- und Kostendruck an der ganzen Lieferkette. Und oft seien die Preise so tief angesetzt, dass eine Reparatur aus wirtschaftlichen Gründen schlicht keinen Sinn mehr mache.

Mann zeigt Elektrobauteil
Legende: Dieser kleine Kondensator isch schuld daran, dass Lampen früher den Geist aufgeben. SRF

LED-Lampen und Smartphones: «Systematische Fehler»

Fakt ist aber, dass die Geräte aus diesem Grund auch fehleranfälliger gebaut werden. Beispiel: LED-Lampen. Von den Herstellern als langlebig angepriesen, geben gewisse LED-Birnen oft nach verhältnismässig kurzer Zeit den Geist auf. «Nicht selten schon nach einem Zehntel der angegeben Lebensdauer – und mit einem Knall», sagt der Fehlerforscher dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».

Jacob ging dem auf den Grund und fand heraus, dass Teile der Elektronik, Elektrolyt-Kondensatoren, unterdessen schlicht zu klein sind, um hohe elektrische Spannung dauerhaft auszuhalten. Die Teile müssten grösser sein, aber dafür sind die gängigen Lampenfassungen wiederum zu klein. Die Hersteller dieser Kondensatoren mussten aber passende Komponenten liefern, um nicht möglicherweise einen millionenschweren Auftrag zu verlieren. «Und dabei werden oft auch die Grenzen des physikalisch Machbaren ausgereizt.»

Konsumentenschützer machen Druck via Politik

Box aufklappen Box zuklappen

Kurzlebige und systematisch fehlerhaft gebaute Produkte – das kann nicht so weitergehen, sagen Konsumentenschützer. Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) will dagegen politischen Druck auf die Hersteller aufbauen. Die SKS hat mehrere Vorstösse angezettelt, die zum Beispiel mehr Transparenz fordern. Die Hersteller sollen dazu verpflichtet werden, die Lebensdauer des Geräts zu deklarieren und auf die Verpackung zu schreiben, wie reparaturfreundlich das Produkt ist. Damit könne der Kunde die Produkte besser vergleichen, schreibt die SKS.

Ferner soll eine Motion bewirken, dass die Garantiefrist in der Schweiz generell verlängert wird. In der Schweiz liegt diese derzeit bei zwei Jahren. In vielen EU-Ländern gibt es bis zu sechs Jahren Garantie auf Gebrauchsgüter.

Ein ähnliches Problem sieht Jacob beispielsweise auch bei den Smartphones und deren Ladesteckern – auch dort sei die Elektronik störungsanfällig geworden, weil die Geräte immer schlanker werden und gleichzeitig immer mehr leisten. Das könne im schlimmsten Fall zu Kurzschlüssen und Bränden führen.

Oder das Problem mit der Software: Die Hersteller machen immer wieder neue Updates bis die Hardware zu langsam wird und der Kunde ein neues Gerät kaufen muss. Den beiden Giganten Apple und Samsung wurde das auch schon nachgewiesen. Sie kassierten deswegen eine Millionenbusse.

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