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2800 textile Schätze in Zürich Von Seide bis Sissi: Rosmarie Amachers Keller voller Couture

Rosmarie Amacher sammelt 2800 Couture-Kleider – und bewahrt damit ein einzigartiges Stück Schweizer Modegeschichte.

In einem unscheinbaren Keller mitten in Zürich lagert Rosmarie Amacher eine der wertvollsten Mode-Sammlungen der Schweiz: Über 2800 Designerkleider aus aller Welt hat die 65-Jährige in den vergangenen vier Jahrzehnten zusammengetragen. Die Couturière besitzt damit die grösste private Haute-Couture-Sammlung des Landes – und bewahrt darin nicht nur Stoffe, sondern auch Geschichte.

Zwischen Raritäten und Luxustextilien

«Das ist die Unterhose von Kaiserin Sophie, der bösen Schwiegermutter von Sissi», erklärt Amacher und hält ein Kleidungsstück in die Höhe. Zwischen den Regalen finden sich neben solchen Raritäten aber auch Kreationen von grossen Modehäusern wie Dior, Chanel oder Yves Saint Laurent. Viele wurden einst auf internationalen Laufstegen präsentiert. Was alle Stücke vereint: Sie sind aus Schweizer Stoff gefertigt.

Unterhosen.
Legende: Sanft und seidig: die Unterhose von Kaiserin Sophie. SRF

Die Schweizer Textilindustrie war für Rosmarie Amacher von klein auf prägend: «Mein Grossvater hatte eine Tuchhandlung sowie Massschneiderei. Er hatte aber auch Uniformen angefertigt. Mein Onkel betrieb eine Uniformen-Fabrik. Textil hat mich immer mehr interessiert als Schreiben und Rechnen.» Sie lässt sich deshalb zur Schneiderin ausbilden und eröffnet 1983 ihr eigenes Haute-Couture-Geschäft in Zürich. Dieses legt der Grundstein für ihre Sammlung.

Doch Amachers Leidenschaft geht über das Sammeln hinaus. In der Toskana führt sie eine eigene Maulbeer- und Olivenplantage. Dort stellt die Zürcherin nicht nur Olivenöl, sondern auch eigene Seide her. «Ich habe ja schon gedruckt, gewoben und selbst Stoffe hergestellt. Wieso soll ich jetzt nicht auch noch von Grund auf Seidenraupen füttern?», so die Couturière.

Ein Stück Schweizer Modegeschichte

Ihr Engagement bleibt nicht unbeachtet. Kürzlich wurden 130 ihrer Kleider ins Archiv des Landesmuseums Zürich aufgenommen. Für Amacher ist dies ein bedeutender Schritt, um die Schweizer Modegeschichte zu bewahren: «Es war für mich immer ein Traum, dass der zweite Teil des 20. Jahrhunderts mithilfe von Stoffen und Kleidern in der Schweiz repräsentiert werden kann und der Zeitgeist dadurch erhalten bleibt.»

Mit ihrer Sammlung leistet Rosmarie Amacher einen wichtigen Beitrag zur Schweizer Kulturgeschichte und sorgt dafür, dass Textilkunst nicht in Vergessenheit gerät.

SRF 1, Gesichter und Geschichten, 23.4.2025, 18:35 Uhr ; 

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