Sechs Jahre nach «Stöck-Wys-Stich» – der ersten interaktiven Sendung der Schweiz und bis heute bekannt und beliebt als «Samschtig-Jass» – landete Unterhaltungspionier Kurt Felix mit «Teleboy» seinen nächsten Coup. Zentrales Element der Sendung war der Wettkampf zweier Kandidatenpaare. In mehreren Spielen versuchten sie, durch Kreativität alle Situationen zu meistern, mit denen sie konfrontiert wurden. So fand man sich plötzlich in der Rolle einer Strafverteidigerin oder eines Lehrers wieder. Was für das heutige Publikum nach klassischem Spieleshow-Material klingt, erregte damals Aufsehen.
Ein Potpourri wegweisender Fernsehunterhaltung
Revolutionärer war jedoch der alles umspannende Rahmen. So gab sich das Who's Who der Unterhaltungsbranche in den Showblocks die Klinke in die Hand. Auch unvergessen: die Sketche. In den Hauptrollen jeweils «Tante Elise», gespielt von Stephanie Glaser, mit ihrem Goldfisch Traugottli, «Onkel Fritz», verkörpert von Fredy Lienhard, Ursula Schaeppi als Göre «Ursula» oder das Duo «Kliby und Caroline», welches sich bei «Teleboy» erstmals vor einem grossen Publikum beweisen durfte. Nicht die einzige Premiere in der Samstagabendshow.
So wurde das Konzept der «Versteckten Kamera» zwar nicht von Kurt Felix erfunden, aber erstmals im deutschsprachigen Raum adaptiert. Dies dermassen erfolgreich, dass sich die Filmchen bald zum heimlichen Highlight der Sendung mauserten. Ab 1980 erhielten sie mit der ebenfalls von Felix entwickelten Sendung «Verstehen Sie Spass?» ihre eigene Plattform zur besten Sendezeit.
Auch die Schweiz hatte ein «Nessie»
Unvergessen auch «Nessie-National», genannt «Urnie». Benannt nach dem Urnersee, in dem die ferngesteuerte Monster-Attrappe im Sommer 1976 ihre Runden zog. Zwei Wochen lang blieb der Scherz des «Teleboy»-Teams unbemerkt, bis die Redaktion selbst Fotos des angeblichen Ungeheuers an den «Blick» schickte. «Urnie» beherrschte danach die Schweizer Medienlandschaft, bis der Scherz rund ein halbes Jahr später aufgedeckt wurde. Eine Aktion, die es 2006 gar in eine Ausstellung des Luzerner Kunstmuseums schaffte.
«Dä söll emal cho!»
Nicht nur die Unterhaltungsindustrie, sondern auch den Sprachgebrauch prägte das Team rund um Felix nachhaltig. Dies mit der unverhofften Unterstützung eines veräppelten Neo-Piloten sowie drei Schweizer Sänger-Brüdern. Beim Ausdruck «dä söll emal cho», erinnern sich wohl einige noch an den verzweifelten Mann, dem in einem Film der «Versteckten Kamera» die Fernbedienung eines Modellflugzeugs kurz in die Hände gedrückt wurde, um sie dann in ebendiesen zu lassen. Der mehrfache Hilferuf des Opfers, «dä söll emal cho», fand umgehend seinen Weg in die Schweizer Alltagssprache. Mit dem gleichnamigen Song setzte ihm das «Trio Eugster» anschliessend ein Denkmal.
Ein Vermächtnis, das Generationen überdauert
Seinem Schaffen hatte Kurt Felix mit seinen Konzepten längst ein Denkmal gesetzt. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere verliess er mit seiner Gattin, Sängerin und Moderatorin Paola, zu seinem 50. Geburtstag die grosse Showbühne. Zunächst noch weiter hinter der Kamera tätig, trat er im Jahr 2008 seinen wohlverdienten Ruhestand an. Leider war ihm dieser nicht lange vergönnt – Kurt Felix verliess uns, nach zwei Krebserkrankungen, 2012 im Alter von 71 Jahren.
Rekordhalter bis heute
Heute, 50 Jahre nach seiner Premiere, hält «Teleboy» noch immer den Rekord für die höchste jemals gemessene Zuschauerzahl in der Schweiz – mit sagenhaften 2,073 Millionen Menschen vor den heimischen Fernsehern. Und auch wenn der «Teleboy» nicht mehr durch das Bild wippt, so ist sein Geist noch immer in zahlreichen Formaten präsent – und hat sich und seinen Erfinder Kurt Felix längst unsterblich gemacht.