Millionen Fans vergöttern den Rapper, auch seine Yeezy-Schuhe in Kooperation mit Adidas sind berühmt. Kanye West gilt als einer der prägendsten US-Künstler der vergangenen Jahrzehnte – und nun ist er seinen Vertrag mit Adidas los.
Der Sportartikelkonzern hat am Dienstag die Partnerschaft mit Kanye West beendet – unter anderem wegen antisemitischen Kommentaren. Der Rapper hatte auf den Plattformen Instagram und Twitter Äusserungen gepostet, die als Aufruf zur Tötung von Juden interpretiert werden können. Der Inhalt ist mittlerweile gelöscht. Auf den Plattformen ist «Ye», wie er sich selbst nennt, vorübergehend gesperrt worden.
Adidas hat Warnhinweise verschlafen
Dennis Lück, Geschäftsführer der Agentur «Brinkertlück», ist der Meinung, dass Adidas bereits früher hätte eingreifen müssen. «Adidas hat in diesem Fall konkret versäumt, alle Warnhinweise aufzunehmen und zu interpretieren», sagt der Werber.
Das erste Mal sei West bereits 2013 mit antisemitischen Aussagen aufgefallen. Wenige Wochen vor der kürzlichen Eskalation habe der Rapper immer wieder betont, dass er sich antisemitisch äussern dürfe und Adidas die Zusammenarbeit nicht beenden werde. «Man hat den Braten riechen können und Adidas hat das – das muss man ehrlicherweise sagen – verschlafen.»
Ein Unternehmen hat ein Wertesystem, das mit jenen der angeheuerten Markenbotschafter und -botschafterinnen übereinstimmt. «Wenn der Botschafter dagegen verstösst, dann muss man den Vertrag sofort beenden», sagt Lück.
1.7 Milliarden US-Dollar «im Mülleimer»
Mit der Vertragsbeendigung mit Kanye West verliert das Unternehmen viel Geld – der lukrative Umsatz mit den stylischen Schuhen, Klamotten und Accessoires soll 1.7 Milliarden US-Dollar betragen haben. Von Adidas wird das nicht bestätigt, aber auch nicht dementiert.
Man hätte Kanye West schon viel früher in die Schranken weisen müssen.
«Diesen Wert hat Kanye West nun zerschlagen – und mit der Aufhebung der Partnerschaft hat Adidas direkt 250 Millionen US-Dollar in den Mülleimer geworfen», erklärt Lück. Denn die Partnerschaft sei auf den letzten Dollar festgelegt, kalkuliert und geplant. «Wenn so etwas passiert, dann ist das Geld in der Tonne.»
Die Macht von Social Media
Auch soziale Medien haben laut Lück eine bedeutende Rolle gespielt, durch ihre meinungsbildende Kraft. «Innerhalb von drei Tagen hat man einen der grössten Weltstars zu Fall gebracht», sagt der Werber. In diesem Fall sei es die positive Macht der sozialen Medien mit allen, die sich dort geäussert haben. Als Cancel Culture bezeichnet man den Versuch, vermeintliches Fehlverhalten von oftmals prominenten Personen öffentlich zu ächten. Diese berühmt-berüchtigte Cancel Culture habe bei Kanye West jedoch sehr spät gegriffen, sagt Lück.
«Das Schlimme ist: Adidas hätte gar nicht reagiert, wenn es nicht die Cancel Culture von aussen gewesen wäre, die den Druck aufgebaut hat», so Lück.
Zudem verweist der Werber auf die Gefahren der Grenzverschiebung durch Social Media. «Man will immer mehr Reichweite: Das heisst, die Provokationen sind immer härter, brutaler und intensiver geworden.» Das sei keine gute Tendenz für die Gesellschaft, wenn zugelassen werde, dass sich die Grenzen immer weiter verschieben. «Kanye West hätte man schon viel früher in die Schranken weisen müssen.»