Geboren ist Andres Andrekson in Estlands Hauptstadt Tallinn. Seine Musikerkarriere hat er in Lausanne gestartet. Jetzt hat er sein Leben zu Papier gebracht. Stress thematisiert seine Kindheit bereits zu Beginn des Buches. Er beschreibt die Beziehung zu seinem gewalttätigen Vater so: «Meine Mutter konnte damit umgehen […]. Aber dann kam ich zur Welt. Ich war eineinhalb Jahre alt, als mich mein Vater fast totschlug.»
Ich war eineinhalb Jahre alt, als mich mein Vater fast totschlug.
Nach jahrelanger Funkstille ruft Stress seinen Vater an, um sich mit ihm zu versöhnen. Dieser beschimpft ihn jedoch und verstummt dann am anderen Ende der Telefonleitung. Während der Lesung im Zürcher Literaturhaus erzählt Stress: «Ein Freund von mir hat mich gefragt, ob ich von meinem Vater wirklich etwas anderes erwartet hätte. Und ich dachte, eigentlich macht das Sinn.»
Die Kindheit voller Gewalt ist für Stress schwer zu verarbeiten. Hinzu kommt nun mit wachsendem beruflichen Erfolg der Druck aus der Musikbranche. 2017 fällt er in eine schwere Depression. Er schreibt darüber: «Während meiner Depression dachte ich viel über Suizid nach. […] Ich spazierte durch den Wald: Hier wäre es möglich. Mich im Wald erhängen.»
Während meiner Depression dachte ich viel über Suizid nach.
Eine Therapie und viele Gespräche mit Musikerkollegin Stefanie Heinzmann helfen dem Lausanner damals sehr. Heute kann er sich selbst helfen. So sagt er: «Ich verstehe mich heute viel besser. Wenn ich durch diese Schwankungen gehe, verstehe ich auch, dass es nur eine Schwankung ist . Es ist nicht mehr die Definition wer ich bin.»
Ein weiteres Kapitel im Buch ist die frühere Beziehung zu Schauspielerin Melanie Winiger. Sie lernten sich am Filmset zu seinem Musikvideo kennen. «Ich behaupte von mir, einen klaren moralischen Kompass zu haben. Wenn ich zurückschaue, gibt es zwei, drei Momente in meinem Leben, in denen ich den verloren habe. […] Mit Melanie hatte ich einen dieser Momente: Ich liess mich auf sie ein, obwohl ich eigentlich in einer Beziehung war.»
Dem fügt er erklärend hinzu: «Man kann keine Omlette machen, ohne Eier zu zerbrechen. Es ist passiert und es musste auch passieren, weil wir lange zusammengeblieben sind und es ist ein grosser Teil von unserem Leben.»
Seine Vergangenheit hat Stress nun mit seinem Buch festgehalten und damit abgeschlossen. Was die Zukunft bringt, das ist noch wie ein Blatt weisses Papier.