Der Brite Diccon Bewes, die Inderin Pragati Siddhanti und die Kanadierin Emily Engkent haben auf den ersten Blick lediglich zwei Dinge gemeinsam: Sie leben seit einigen Jahren in der Schweiz – und teilen in Büchern, Blogs und auf Social Media ihre Erfahrungen in der fremden Heimat.
Der «heilige Sonntag»
Obwohl sich die drei Expats in unterschiedlichen Städten und Lebenswelten bewegen, stolpern sie alle über dieselben Gepflogenheiten der Schweizerinnen und Schweizer. So zum Beispiel über den «heiligen Sonntag», wie ihn Pragati Siddhanti nennt.
Der Detailhandel ist nicht im 21. Jahrhundert angekommen.
«An Sonntagen ist einfach alles zu. Du darfst nicht waschen. Du darfst keine lauten Arbeiten erledigen», sagt die Bloggerin und fügt schmunzelnd hinzu, «Ich möchte am Sonntag einfach einkaufen oder mir die Nägel machen lassen können.»
Diccon Bewes findet sogar, dass der Schweizer Detailhandel nicht im 21. Jahrhundert angekommen sei. «Dass von Samstagnachmittag bis Montagmorgen alles zu ist, überrascht mich immer noch», sagt der Brite, der bereits seit 17 Jahren in der Schweiz lebt.
Wegen der Liebe gekommen, wegen des ÖV geblieben
Begeistert sind die drei Zugezogenen allerdings vom öffentlichen Verkehr. «Ich bin wegen der Liebe in die Schweiz gekommen, aber wegen des ÖV geblieben», erklärt Emily Engkent augenzwinkernd. Es sei wunderbar, dass sie kein Auto brauche und trotzdem überall hinkomme. «Ich denke, die Schweizer unterschätzen, wie schön das ist.»
Für Pragati Siddhanti bedeuten Züge, Trams und Busse vor allem eines: Unabhängigkeit. In Indien sei sie immer auf Taxis oder private Fahrer angewiesen gewesen: «Das ist umständlich. Man wartet immer.»
Diccon Bewes sagt, er habe sich betreffend öffentlichem Verkehr den Schweizerinnen angepasst: «Wenn einmal ein Zug unpünktlich ist, ärgere ich mich sehr.»
Was fehlt
Obwohl sich Diccon Bewes, Pragati Siddhanti und Emily Engkent in der Schweiz wohl fühlen, fehlt ihnen allen etwas aus der Heimat. Für den Engländer ist es neben dem Meer die Spontanität: «Wenn mir ein Freund schreibt, ob ich am selben Abend ins Kino komme, ist es ziemlich sicher ein englischsprachiger. Wenn mich jemand im Juli zu einem Nachtessen in November einlädt, ist es sicher ein Schweizer.»
Das Essen ist es, was Emily Engkent besonders vermisst. Poutine, das kanadische Nationalgericht aus Pommes, Käse und Bratensauce, kann sie in der Schweiz kaum irgendwo bestellen. Auch auf ein richtig gutes chinesisches Restaurant, wie sie es aus Toronto kennt, sei sie in ihrer Wahlheimat Zürich noch nicht gestossen.
Die perfekten Dim Sums hat sie in der Schweiz also nicht gefunden. Dafür aber einen Ort, der zum neuen Zuhause werden konnte und über deren Einwohnerinnen mit all ihren Angewohnheiten sie sich wundern und amüsieren kann. Genauso wie Pragati Siddhanti und Diccon Bewes.