Aufgewachsen in der Unterschicht Detroits hat sich Eminem in die Rap-Elite hochgearbeitet. SRF-Moderator Pablo Vögtli erklärt den Werdegang des «Real Slim Shady» zum gleichermassen umstrittenen und legendären Star.
SRF: Eminem feiert seinen 50. Geburtstag. Wie wichtig ist er?
Pablo Vögtli: Eminem ist der Grösste. Er ist der meist verkaufende Rap-Künstler aller Zeiten. Die vergangenen zweieinhalb Dekaden hat er aktiv mitgeprägt und den Rap gigantisch gemacht. Zusammen mit ein paar wenigen anderen Akteuren der frühen Nullerjahre hat er den Rap aus einer Nische heraus- und an die Weltbevölkerung herangetragen.
Was zeichnet ihn denn aus?
Eminem hat einen Hang zu technisch sehr ausgeklügeltem Rap. Bei ihm reimen sich sogar Worte, die sich bei anderen nicht reimen würden. Er ist ausserdem bekannt für seine Provokation. Er hat schon immer Dinge gerappt, bei denen man sich an den Kopf fasst und denkt: «Was zur Hölle hat er da gerade gesagt?» Sein Unterhaltungsfaktor ist extrem hoch.
Wie hat es Eminem geschafft, sich als Weisser in einem von Schwarzen dominierten Musik-Genre einen Namen zu machen?
Er war technisch einfach besser. Er war so gut, dass es irgendwann einfach egal war, wie er aussieht. Klar ist man ihm am Anfang mit Skepsis und Kritik begegnet. Mit seinem Talent und dem Erfolg ist Eminem dann aber relativ schnell flächendeckend auf Akzeptanz gestossen.
Eminem ist einfach dermassen wütend, dass er nicht aufhören kann, zu rappen.
Eminem ist den Rap-Begründern, die allesamt schwarz waren, stets mit Respekt begegnet. Das hat wohl auch die Zusammenarbeit mit Dr. Dre ermöglicht. Und man könnte sogar argumentieren, dass die breite Bevölkerung vielleicht nur auf ihn und seine Musik aufmerksam wurde, weil er weiss ist.
Welcher Moment hat Eminem unsterblich gemacht?
Unsterblich wurde Eminem eigentlich bereits 1999 mit seinem ersten Riesenhit «My Name Is». Der ist dermassen durch die Decke gegangen, dass man ihn nicht mehr ignorieren konnte. Popkulturell hat er sich spätestens 2002 mit dem Film «8 Mile», der an sein eigenes Leben angelehnt ist, ein Denkmal gesetzt. Seither kennen ihn auch Menschen, die keine klassischen Rap-Konsumentinnen sind.
Eminem ist seit über 20 Jahren im Geschäft. Ein Ende scheint nicht in Sicht. Weshalb?
Ich habe das Gefühl: Eminem ist einfach dermassen wütend, dass er nicht aufhören kann zu rappen. Die Wut scheint für ihn ein grosser Motivator zu sein. Zusammen mit dem Drang, sich zu beweisen.
Das tut er heute noch, indem er Songs schreibt, in denen er minutenlang ‹doubletimed› – also doppelt so schnell rappt, wie es der Takt vorgibt. Darin ist er unschlagbar und generiert damit in seiner Musik immer noch eine gewisse Dringlichkeit. Man muss aber auch festhalten, dass der Erfolg seiner Alben in den letzten Jahren eher abgenommen hat. Er ist heute nicht mehr die Stimme, die die junge Generation prägt.
Das Gespräch führte Florian Landolt.