Wie das mit der Punktevergabe am Eurovision Song Contest laufen kann, erfuhr Paola Felix bei ihrem ersten Auftritt am ESC mit gerade einmal 18 Jahren. Der Texter ihres Songs «Bonjour, Bonjour» war Jack Stark, damaliger Chefredaktor der TV-Zeitschrift «Tele». Nach dem Contest erzählte er ihr, ein Mann vom spanischen Fernsehen habe ihm ein Angebot gemacht: Gibt die Schweiz Spanien zwölf Punkte, dann gäbe es ein Ferienhaus in Spanien.
«Der Abend kam, die Schweiz gab Spanien null Punkte und Jack Stark hat bis heute kein Ferienhaus.» Ganz ohne Schummeleien, aber mit ihrer grossen Stimme erreichte Paola am Ende den 5. Rang. 1980 trat Paola Felix erneut am ESC auf. Mit dem Lied «Cinéma», geschrieben von Peter Reber, belegte sie den 4. Rang.
Liedermacher Peter Reber schrieb nicht nur «Cinéma» für Paola Felix oder «Swiss Lady», mit dem Pepe Lienhard 1977 am ESC den 6. Platz belegte. Mit der Band Peter, Sue und Marc vertrat er die Schweiz viermal selbst am Contest. 1979 traten Peter, Sue und Marc mit der Begleitband Pfuri, Gorps und Kniri mit dem ersten Klamauk-Beitrag auf. Als Instrumente dienten unter anderem auch Lampenschirme und Laubrechen. Reber: «Als das Material in Tel Aviv am Flughafen ankam, glaubte uns der Zoll nicht, dass es sich dabei um Instrumente handelte. Am Ende mussten sie am Flughafen ein Platzkonzert geben, um zu beweisen, dass das tatsächliche Instrumente sind.»
Auch die Karriere von Sandra Studer, die inzwischen seit 3 Jahrzehnten im Fernsehen und auf den Schweizer Bühnen präsent ist, begann am ESC. 1991 belegte sie mit «Canzone per te» den 5. Rang. Die damaligen Verantwortlichen aus Spanien hätten ihnen gesagt, wenn die Schweiz Spanien 12 Punkte gäbe, dann würde die Schweiz auch 12 Punkte von Spanien erhalten. Die damalige Delegationsleiterin der Schweiz habe das aber abgelehnt.
Sandra Studer: «Sie hat dann aber dennoch nach Bern angerufen und gesagt, sie sollen sich das Lied von Spanien anhören, es sei sehr schön. Mehr sagte sie nicht.» Bei der Punktevergabe war die Schweiz vor Spanien an der Reihe. Für Spanien gab es zwölf Punkte aus der Schweiz. «Und dann kam Spanien und wir erhielten null Punkte von ihnen. Nur Spanien und Malta gaben mir keine Punkte. Das gab mir dann etwas das Gefühl – auch nach dreissig Jahren noch – dass da ein wenig getrickst wurde. Aber ich kann es nicht belegen.» Spanien belegte am Ende den 4. Rang.
2010 vertrat Michael von der Heide die Schweiz am ESC in Oslo mit dem Lied «Il pleut de l’or». Von der Heide war damals schon ein sehr erfolgreicher Sänger und über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Er habe sich gedacht: «Na gut, ich bin nun schon so etabliert, es wird mich nicht die Karriere kosten.»
Als er in Oslo ankam, warteten bereits Fans am Flughafen. «Sie sangen mein Lied und sagten, dass sie für mich und die Schweiz anrufen werden.» In einer norwegischen Zeitung tauchte er zudem unter den Top-Fünf auf, da würde man denken, dieses Mal könnte es gelingen. «Und plötzlich siehst du zwei Tage später, dass die gleichen Fans das bei jedem der Teilnehmer sagen, den sie sehen.»
Am Ende gab es nur zwei Punkte von Georgien. Das ESC-Fieber blieb bei von der Heide aber ungebrochen. So steht gemeinsam mit Sandra Studer am 12. Juni im Kaufleuten in Zürich zum Thema «Faszination Eurovision Song Contest» auf der Bühne.
Bereits am 9. Mai wird Remo Forrer im ersten Halbfinal des Eurovision Song Contest 2023 in Liverpool seinen Song «Watergun» zum Besten geben.