Von März bis Mai duftet es an feuchten Bachrändern und in Mischwäldern nach dem «wilden Knoblauch», wie der Bärlauch wegen seines Aromas auch heisst, das ihn äusserst beliebt in der Küche macht.
Zur gleichen Jahreszeit spriessen im flachen Gelände (nicht an Hängen) auch die Herbstzeitlosen. Deren Blätter sind auf den ersten Blick kaum vom Bärlauch zu unterscheiden. Bei genauerem Hinschauen erkennt man das Bärlauchblatt am langen dünnen Stiel, während das Blatt der Herbstzeitlosen keinen Stiel hat.
Auch Bärlauch kann Bauchschmerzen machen
Trotzdem klingelt beim Tox Info Suisse in Zürich in der Bärlauchsaison regelmässig das Telefon. Über die letzten zehn bis fünfzehn Jahre hat die Organisation eine Verdoppelung der Anfragen zu Bärlauch und möglichen Verwechslungen mit den Doppelgängern Herbstzeitlose und Maiglöckchen verzeichnet. Viele Anfragen betreffen Magen-Darm-Beschwerden nach dem Verzehr von Bärlauch.
Grund dafür muss aber nicht eine Verwechslung mit einer anderen Pflanze sein: Auch der Bärlauch selbst kommt aufgrund seiner ätherischen Öle als Übeltäter infrage. Dabei spielen sowohl individuelle Unverträglichkeiten für die im Bärlauch enthaltenen ätherischen Öle als auch der Verzehr grösserer Mengen eine Rolle. Magen-Darm-Beschwerden sind aber auch Symptome bei Vergiftungen mit Herbstzeitlosen und Maiglöckchen.
Colchicin, das Gift der Herbstzeitlosen
Anders als beim Verzehr von Bärlauch kommt es bei der Herbstzeitlose jedoch nicht zu einer Besserung der heftigen Magen-Darm-Beschwerden. Das enthaltene Zellgift Colchicin kann innerhalb von einem bis wenigen Tagen zu Organversagen und Kreislaufschock führen. Gemäss Fallaufzeichnungen von Tox Info Suisse sind in der Schweiz seit der Jahrtausendwende vier Vergiftungen mit Herbstzeitlosen tödlich verlaufen.
-
Bild 1 von 6. Frisch gepflückter Bärlauch. Bildquelle: IMAGO / Roland Mühlanger.
-
Bild 2 von 6. Das Kraut wächst an feuchten Orten besonders gut. Bildquelle: IMAGO / Zoonar.
-
Bild 3 von 6. Nicht verwechseln sollte man den Bärlauch mit der hier abgebildeten Herbstzeitlosen, denn diese Pflanze ist giftig. Bildquelle: IMAGO / Pond5 Images.
-
Bild 4 von 6. Im Herbst verwandelt sich die Herbstzeitlose. Ihrer nackten Blüte (ohne gleichzeitige Beblätterung) wegen war die Pflanze früher ein Symbol der Unkeuschheit und wurde vom Volksmund als «nackte Hure» oder «nackte Jungfer» tituliert. Bildquelle: IMAGO / blickwinkel.
-
Bild 5 von 6. Verwechslungsgefahr besteht auch beim Maiglöckchen, aber wie der Herbstzeitlosen umfassen die Blätter des Maiglöckchens den Stängel. Bildquelle: IMAGO / imagebroker.
-
Bild 6 von 6. So sehen die drei Pflanzen nebeneinander aus. Bildquelle: Toxinfo Suisse.
Bei dem Maiglöckchen hat Tox Info Suisse in den neueren Fallaufzeichnungen keine schweren Fälle verzeichnet. Die wichtigsten Zeichen einer Vergiftung sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sowie ein verlangsamter oder unregelmässiger Puls.
Tipp: Wenn einige Stunden nach dem Genuss von «Bärlauch» Übelkeit, Erbrechen oder Durchfälle auftreten, sofort das Tox-Zentrum anrufen: Telefon 145
Typische Merkmale des Bärlauchs
- elliptische Blätter mit einem Stiel
- charakteristischer Knoblauchgeruch
- Zwei Blätter pro Pflanze wachsen einzeln aus dem Boden.
- Weisse Blüten wachsen im späten Frühling doldenförmig.
Typische Merkmale der Herbstzeitlosen
- lanzenförmige Blätter ohne Stiel
- geruchlos
- drei bis vier fleischige Blätter pro Stängel, sie umfassen diesen tulpenartig
- blüht erst im Herbst (violette Blüten)
Typische Merkmale des Maiglöckchens («Maieriesli»)
- elliptische Blätter
- geruchlos
- zwei bis drei Blätter umfassen den Stängel, ähnlich der Herbstzeitlosen
- Mehrere kleine, weisse Blüten hängen vom Blütenstiel.