Mehrere weisse Vasen stehen auf einem Ateliertisch. Die Blumengefässe zieren detailgetreue Schweizer Vögel. Darunter Amsel, Drossel und Fink aus Keramik. Die dreidimensionalen Vögel bepinselt die junge Künstlerin Valerie Lipscher mit den passenden Farben.
Die Zürcherin lässt sich für ihre Kunstwerke von der Natur inspirieren. Sie hat ein Auge für die kleinen Dinge. Und sieht die Dinge, die im stressigen Alltag oft übersehen werden. Seien dies Blumen, Marienkäfer oder eben Vögel: «Mein Mann sagt immer, es sei unglaublich, dass ich solch kleine Dinge entdecke. Aber diese fallen mir am meisten auf.» Und genau diese kleinen Dinge lässt sie in ihre Kunst einfliessen. Lipscher arbeitet vor allem mit der Flora und Fauna der Schweiz.
Ihre Liebe zur Natur kommt nicht von ungefähr. Die 35-Jährige studierte Umweltnaturwissenschaften an der ETH Zürich und wollte ursprünglich Biologie-Lehrerin werden. Doch es kam anders: Lipscher besuchte vor dem Lehrdiplom einen Kunstvorkurs und kam nicht mehr davon los. Sie sagt: «Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich der Natur jetzt viel näher bin, als ich es im Studium jemals war.»
Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich der Natur jetzt viel näher bin, als ich es im Studium jemals war.
Doch Valerie Lipscher bemalt nicht nur Vasen. Sie kreiert Bilder, Kleider, Foulards oder Teppiche. Letztere macht sie mithilfe der «Tufting»-Methode. Mit dieser Technik können Teppiche selber hergestellt werden. Dazu braucht es ein pistolenähnliches Gerät, das mit Wolle gefüllt ist. Die Wolle kann damit auf eine Fläche «geschossen» werden. Diese Teppiche nennt Lipscher «Bilder aus Wolle». Sie sind zum Aufhängen gedacht.
Auch wenn Lipschers Kreationen vor allem für zu Hause sind, will sie nicht in die Deko-Ecke gestellt werden: «Ich mache gerne Stoffe, Teppiche und Vasen, die man Zuhause aufstellen kann. Es nervt mich nur, wenn die Sachen im Rahmen der Kunst nicht dieselbe Wertschätzung erhalten.»
Das Leben als Künstlerin bringt auch Herausforderungen mit sich. Lipscher sagt: «Natürlich sind da Unsicherheiten. Einerseits finanzielle – andererseits auch, wann ich wo arbeiten kann.» Doch sie bereut es nicht, sich vorerst gegen den akademischen Weg entschieden zu haben: «Ich kann ja jederzeit zurück – es läuft mir nicht davon.» Statt als Lehrerin die Zusammenhänge der Natur zu erklären, zeigt sie die Natur nun als Künstlerin in all ihren Formen und Farben.