Ursina Stoffel erlebt gerade ihr blaues Wunder: Die Zürcherin mit dem Künstlernamen «El Stoff» stellte kürzlich ihre Jeans-Collagen in einer Galerie in Zürich aus. Was ursprünglich als Corona-Projekt begann, stellt sich als nachhaltige Kunst heraus, die auf Interesse stösst.
Inspiration kurz vor dem Kleidersack
Begonnen hat alles, als ihr Sohn inmitten des Corona-Lockdowns auszog. Beim Ausmisten fand die diplomierte Tanz- und Bewegungspädagogin die alten Jeans ihres Sohnes Sebastian.
Hier ist etwas, das mich bewegt, berührt und weiterbringt.
«Ich hatte sie schon fast im Kleidersack. Da sah ich zum ersten Mal diese Marmorierung. Es sah aus wie Wasser.» Kurzerhand wagte Stoffel den Gang hinein ins Blaue und schnipselte in ihrer Wohnung in Zürich los. Sie spürte sofort: «Hier ist etwas, das mich bewegt, berührt und weiterbringt.»
Dass ihr Handwerk auf so grosses Interesse stossen würde, damit rechnete die 61-Jährige nicht: «Ich hätte nie gedacht, dass es funktioniert. Ich habe eine Riesenfreude.»
Aus Alt mach Neu
Mit zunehmender Anzahl Kunstwerke schwand jedoch der Vorrat an Denim-Jeans. Heute besucht die Künstlerin regelmässig Brockenstuben und Secondhand-Läden und hält Ausschau für ausrangierte Textilien. Die getragenen Jeans faszinieren sie weit mehr als Neuware: Jeder Mensch, der eine Jeans getragen habe, hinterlasse in der Farb- und Faltengebung seine Spuren.
Diese Leidenschaft, ihr kreatives Geschick und eine Portion Zufall führten zu einer gelungenen, ersten Vernissage. Stoffel hofft, dass ihr blaues Wunder noch lange währt: «Ich will weitermachen. Es sind genau diese Momente, in denen ich nicht mehr denke, sondern nur noch arbeite und ich selbst bin.»