Zum Inhalt springen

Kritik von Patientenverband Krankenkassen tragen Kosten für Kinderkrebs-Therapien nicht immer

Santésuisse bestreitet ein Problem und beruft sich auf eine Studie des Bundes. Ärztinnen und Ärzte sehen aber einen Missstand.

Bei den Standard-Kinderkrebs-Therapien seien es zehn Prozent der Fälle, in denen die Krankenkassen die Kosten nicht übernähmen, sagt Valérie Braidi-Ketter, Geschäftsführerin von Kinderkrebs Schweiz, dem Dachverband der Kinderkrebsorganisationen: «Das ist ein grosses Problem aus unserer Sicht.»

«Für Eltern, die ihre Prämie regelmässig zahlen, ist es ein grosser Schock zu erfahren, dass die Krebsbehandlung ihres Kindes von den Versicherungen nicht übernommen wird.» Bei komplexen Fällen würden sogar bei 20 Prozent der Fälle die Kosten nicht übernommen», so Braidi-Ketter weiter. Dabei dränge die Zeit bei jungen Krebspatienten.

Ungleichheit je nach Kasse

Valérie Braidi-Ketter sagt dazu: «Kinderkrebs schreitet sehr schnell voran und es muss sehr schnell agiert werden, um das Kinderleben zu retten. Deswegen fordern wir, dass alle Standardtherapien in Zukunft automatisch zurückerstattet werden.» Es brauche eine Gleichbehandlung. Es dürfe nicht sein, dass eine Kasse eine Behandlung übernehme und eine andere nicht.

Kinderkrebs schreitet sehr schnell voran und es muss sehr schnell agiert werden.
Autor: Valérie Braidi-Ketter Kinderkrebs Schweiz

Die Krankenkassen auf der anderen Seite bestreiten diese Sichtweise. So sagt Matthias Müller, Sprecher des Krankenkassenverbands Santésuisse: «Die Therapien werden durch die Krankenversicherung so gut wie immer finanziert, auch wenn beispielsweise noch keine offizielle Zulassung vorliegt. Das hat das BAG kürzlich in einem Bericht gezeigt.»

Kassendachverband sieht keinen Handlungsbedarf

Müller sagt weiter: «Im Vergleich mit dem Ausland stehen deshalb die Chancen auf Heilung in der Schweiz sehr gut. Wir sehen dementsprechend keinen grundsätzlichen Handlungsbedarf. Wir müssen das heutige gute System beibehalten.» Doch der Bericht, auf den sich Santésuisse beruft, ist umstritten. Denn darin hat sich nur ein Teil der über 50 Krankenkassen geäussert.

Wir müssen das heutige gute System beibehalten.
Autor: Matthias Müller Santésuisse

Die Krebsärztinnen und Krebsärzte der Schweizer Kinderspitäler zweifeln den Bericht öffentlich an. Auch politisch sind die Kosten für Kinderkrebs-Therapien momentan ein heisses Eisen. Der Bund sieht nämlich ebenfalls Handlungsbedarf und hat dazu jüngst einen runden Tisch organisiert. Im Konflikt zwischen den Krankenkassen und den Kinderkrebsorganisationen wurde aber bisher noch keine Lösung gefunden.

SRF 4 News, 15.02.2023, 06:00 Uhr

Meistgelesene Artikel