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Lebensqualität Ranking 2023 11 Ranglisten zur Lebensqualität in Schweizer Städten

Das höchste Einkommen, aber kaum leere Wohnungen in Zürich, das beste Kinderbetreuungsangebot, aber auch die meisten Wohnungseinbrüche in Basel. Die lärmigsten Strassen, dafür die höchste ÖV-Haltestellendichte in Genf. Und jetzt: In welcher Schweizer Stadt ist die Lebensqualität am höchsten?

Eine hohe Lebensqualität streben alle an. Einige Dinge wie Einkommen oder eine gute Gesundheitsversorgung helfen dabei fast immer. Was genau Lebensqualität bedeutet, ist individuell jedoch sehr unterschiedlich. Was für den einen wichtig ist, lässt die andere kalt. Wer keine Kinder hat, schert sich nicht um das Kinderbetreuungsangebot, wer keinen ÖV benutzt, kümmert die Haltestellendichte wenig.

Anstelle einer einzigen Städte-Rangliste, die alles über denselben Leisten schlägt, zeigen wir deshalb gleich elf verschiedene Städte-Ranglisten. Auf Basis der aktuellsten Zahlen des Bundesamtes für Statistik vergleichen wir die neun grössten Schweizer Städte nach:

  • Einkommen
  • Diebstähle in Wohnungen
  • Strassenlärm
  • Grünflächen
  • Leerwohnungsziffern
  • Erreichbarkeit von Lebensmittelgeschäften
  • ÖV-Haltestellendichte
  • Kleinkinderbetreuung
  • Verkehrsunfälle
  • Ärztedichte
  • Kulturelles Angebot
«Geld allein macht nicht glücklich – aber es hilft dabei.» Es ist unbestritten: Ausreichendes Einkommen beeinflusst die Lebensqualität positiv.
Die höchsten Einkommen werden in den Finanzzentren Zürich, Lugano und Genf bezahlt und auch die Pharma-Hauptstadt Basel schafft es aufs Podest.
Schlusslichter sind Lausanne und St. Gallen – die Bundeshauptstadt Bern muss mit dem drittletzten Platz vorlieb nehmen.
Angst, Stress, Verunsicherung im Alltagsleben: Bei Wohnungseinbrüchen sind die psychischen Folgen oft noch gravierender als die materiellen Schäden.
In Basel wird rund fünf Mal häufiger eingebrochen als in Lugano.
Vergleichsweise selten eingebrochen wird in Bern, St. Gallen und Winterthur.
Nächtlicher Verkehrslärm raubt den Schlaf und vermindert die Zufriedenheit mit der Wohnsituation. Schlimmstenfalls macht er krank.
In 6 von 9 Städten ist die nächtliche Lärmbelästigung ähnlich hoch und betrifft 13-17 % der Bevölkerung.
Klarer Lärm-Spitzenreiter ist Genf. Fast die Hälfte ist von Strassenlärm betroffen. Am ruhigsten schlafen die Berner und St. Galler.
Grünflächen sind Ruhe- und Erholungsorte für die Menschen. Oft beeinflusst die historische Struktur einer Stadt den Anteil der Grünflächen.
So verfügen etwa die «grünen Spitzenreiter» Lugano, Lausanne und Winterthur über eher grosse Naherholungsgebiete innerhalb der Stadtgrenzen.
Ein Vorteil, den das dicht bebaute Schlusslicht Basel nicht hat.
Schnell und günstig eine passende Wohnung finden? Das ist der Traum vieler und erhöht die Lebensqualität. Die Unterschiede sind gross.
In Zürich stehen rund 30-mal weniger Wohnungen leer als in Lugano. Das knappe Angebot lässt die Mietpreise steigen und macht die Wohnungssuche zur kräftezehrenden Aufgabe.
In der Deutschschweiz schneidet St. Gallen mit der höchsten Leerwohnungsziffer am besten ab.
Kleine Schweiz, kleine Städte: Der Weg zum nächsten Lebensmittelgeschäft, zur nächsten Schule, zur nächsten Apotheke beträgt in allen Städten oft nur wenige hundert Meter.
Selbst beim Schlusslicht Lugano liegt das nächste Lebensmittelgeschäft nur gerade 580 Meter «um die Ecke».
Ein dichtes ÖV-Haltestellennetz verkürzt die Pendelzeit zwischen Wohnung und Arbeitsort. Und es verringert die Auswirkungen des motorisierten Individualverkehrs.
Die drei grössten Schweizer Städte teilen sich das Podest: ÖV-Hauptstadt ist Genf mit mehr als 9 Haltestellen pro km² – Basel und Zürich folgen auf den Plätzen.
Ein grosses Betreuungsangebot für Kleinkinder erleichtert es Eltern, Beruf und Kind zu vereinbaren.
Fünf Städte schwingen obenaus.
Spitzenreiter Basel und Lausanne bieten mehr als doppelt so viele Betreuungsplätze an wie die Schlusslichter Winterthur und St. Gallen.
Verkehrsunfälle haben gesundheitliche Folgen und oft beeinträchtigen sie auch das allgemeine Sicherheitsgefühl.
Genf und Winterthur fallen mit besonders vielen bzw. wenigen Verkehrsunfällen mit Schwerverletzten auf.
Im breiten Mittelfeld finden sich die restlichen sieben Städte mit 4.2 bis 5.9 Schwerverletzten pro 10'000 Einwohner.
Gesundheit ist eines der wertvollsten Güter im Leben. Die Anzahl Ärzte und Ärztinnen gibt Aufschluss über die Gesundheitsleistungen einer Stadt.
Auf 55 Bernerinnen und Berner kommt 1 Arzt. Das ist Rekord. In allen anderen Städten teilen sich deutlich mehr Personen einen Arzt oder eine Ärztin. In Winterthur sind es 133.
Das kulturelle Angebot ermöglicht soziale Kontakte, unterhält und inspiriert.
Gemessen an der Einwohnerzahl laden in Lugano und Bern die meisten Museen und Theater zum Besuch ein.
Die einwohnerstärksten Städte Genf und Zürich haben bei der Anzahl Museen und Theaterhäuser pro Kopf das Nachsehen.

Lebensqualität – was ist das überhaupt?

Was wir als hohe Lebensqualität wahrnehmen, ist ein vielfältiges Gemisch verschiedener Dimensionen. Dazu gehören materielle Lebensbedingungen wie «Einkommen» oder die «Wohnsituation», aber auch nicht-materielle Umstände, wie «Gesundheit» oder das subjektive Empfinden, etwa das persönliche Sicherheitsgefühl. Diese beeinflussen sich gegenseitig. So kann zum Beispiel eine gute Ausbildung zu einem höheren Einkommen führen, was wiederum die Wohnsituation positiv beeinflusst.

Neben klassischen Wirtschaftsfaktoren, wie zum Beispiel dem Steuerfuss, bildet die Lebensqualität einen wichtigen Pfeiler der Standortattraktivität einer Stadt. Die Lebensqualität spielt daher für die städtische Entwicklungspolitik eine wichtige Rolle, denn sie ist es, die private Personen und Unternehmen anzieht und so Kapital für Entwicklung generiert.

Neun Schweizer Städte bei «City Statistics»

Die dargestellten Daten basieren auf dem OECD-Konzept zur Lebensqualität. Das Bundesamt für Statistik (BfS) hat dieses für die Schweizer Partnerstädte von «City Statistics» weiterentwickelt und angepasst. Die dargestellten elf SRF-Ranglisten stellen eine Auswahl der insgesamt 30 Indikatoren zu den Kernstädten dar und basieren auf den vom BfS im Januar 2023 publizierten City-Statistics-Daten.

City Statistics – Lebensqualität in den Städten

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Ausschnitt Titelblatt «Citystatistics»-Broschure
Legende: bfs

Mit dem Konzept der Lebensqualität wird das Wohlbefinden der Bevölkerung in seinen verschiedenen Dimensionen gemessen. Das Konzept wurde von der OECD entwickelt und den Besonderheiten der Schweiz angepasst. Es umfasst elf miteinander verbundene Dimensionen zu materiellen Lebensbedingungen und zum subjektiven Empfinden der Lebensqualität, die wiederum die Attraktivität einer Stadt mitbestimmt. Jede dieser Dimensionen wird mit einem bis vier Indikatoren aus den Daten von City Statistics dargestellt. Der hier präsentierte Überblick bezieht sich auf die im Januar 2023 vom Bundesamt für Statistik veröffentlichte Publikation «Citystatistics - Lebensqualität in den Städten». Dargestellt werden 11 der 29 Indikatoren. Alle Indikatoren und weitere Informationen sind abrufbar unter www.citystatistics.ch

... und wo lebt es sich nun am besten in der Schweiz?

Die 11 Ranglisten zeichnen ein vielfältiges Bild – und sie zeigen nur ein Bruchstück der «City-Statistics» mit deutlich mehr Indikatoren.

Klar ist: Jede der neun Städte hat ihre Stärken und Schwächen und ihre individuellen Rahmenbedingungen. Zudem unterscheidet sich die Ausgangslage der grösseren Städte Zürich, Genf und Basel oft von jener der kleineren Städte. Teilweise tragen gegebene Stadtstruktur erheblich zum Ergebnis bei. Beispiel: Die Stadtgrenzen von Lugano oder Winterthur umfassen grössere Naherholungsgebiete ausserhalb der bebauten Stadt. Dies beeinflusst das Ranking bei den Grünflächen oder der ÖV-Haltestellendichte pro km2 stark.

Es fällt auf, dass die grössten Städte Zürich, Genf und Basel sich bei manchen der 11 gezeigten Indikatoren schwertun, den mittleren und kleineren Städten das Wasser zu reichen. Am ehesten mithalten kann Basel mit seinen Spitzenwerten beim Kinderbetreuungsangebot, bei der Haltestellendichte und dem Einkommen. Genf belasten dagegen die eher tiefen Werte u.a. beim Strassenlärm, den Einschleichdiebstählen und dem Grünflächenanteil.

Bei den übrigen sechs Städten schneidet Lugano mit seinen Bestwerten bei den Diebstählen sowie den Grünflächen- und dem Leerwohnungsanteil auffallend gut ab, Bern glänzt bei der Ärztedichte, beim Strassenlärm und dem Kulturangebot pro Kopf. St. Gallen punktet dagegen beim geringen Strassenlärm, den verfügbaren Leerwohnungen, den wenigen Unfällen mit Schwerverletzten sowie der Ärztinnendichte.

SRF 3, 23.02.2022, 6 Uhr

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