Das Internet ist bis heute zu einem grossen Teil kostenlos: Von der Suchmaschine bis zum sozialen Netzwerk und dem Youtube-Video. Doch das System dahinter steht vor Problemen.
Die Geldquelle funktioniert eher schlecht als recht
Obwohl die Werbegelder reichlich fliessen, kommt bei den Herstellern von Inhalten und Diensten oft nur ein Rinnsal an. Seit Jahren ist die Lage für Content Creators schwierig, insbesondere auch für Schweizer Medien.
Ein grosser Teil des Werbegelds geht an internationale Plattformen wie Facebook oder Youtube, ein weiterer Teil versickert als Gebühren, weil Werbefirmen wie Google und Meta den Markt kontrollieren.
Aus für Tracking-Cookies
Weil der Datenschutz überall strenger wird, stehen sogenannte Drittparteien-Cookies oder Tracking-Cookies vor dem Aus. Diese Cookies werden genutzt, um Daten von Internetnutzern und -nutzerinnen über verschiedene Internetseiten hinweg zu sammeln, mit dem Ziel, zugeschnittene Werbung ausspielen zu können.
Das Aus für Tracking-Cookies bedeutet aber nicht das Ende von gezielter Werbung. Die Branche arbeitet bereits an Alternativen: Zum Beispiel an Werbe-IDs, die über verschiedene Webseiten hinweg funktionieren. An Techniken, wie Daten anonymisiert doch geteilt werden können. Oder daran, uns an Biomarkern wie Tippmustern zu identifizieren.
KI-generierte Werbung
Weil in Zukunft generative künstliche Intelligenz für Werbung eingesetzt wird, werden Ads häufiger, generischer und gezielter werden. Denn die KI könnte vollautomatisiert Nutzerdaten sammeln, analysieren und Werbung für die einzelne Nutzerin produzieren. So könnte Werbung viel effizienter und effektiver werden.
Zugleich wird KI auch vermehrt eingesetzt, um Inhalte zu generieren. Nichtssagende Artikel, Clickbait und Fakenews werden zunehmen. Je mehr die KI das Internet zumüllt, desto mehr steigt das Bedürfnis nach Qualitätsinhalten aus Menschenhand. Das könnte dazu beitragen, dass vermehrt Abos gekauft werden.
Müssen wir in Zukunft fürs Internet bezahlen?
Lange hat man angenommen, im Internet könne ein Bezahlmodell nicht funktionieren. Grosse Dienste wie Netflix, Spotify und Youtube haben aber bewiesen: Unter Umständen sind Menschen doch bereit, für Onlineinhalte Geld auszugeben. Eine Umfrage von IAB zeigt aber: Drei Viertel der Europäer und Europäerinnen bevorzugen ein kostenloses Internet, auch wenn es von Werbung durchzogen ist.
Das Abomodell bietet gegenüber dem Werbemodell grosse Vorteile: Die Nutzenden sind wieder Kunden statt Produkt, ihre Daten werden eher geschützt und die Finanzierung erfolgt direkt statt über Werbeplattformen. Es hat aber auch einen gewichtigen Nachteil: Ein kostenpflichtiges Internet ist nicht mehr für alle verfügbar. Man kann und will sich nicht mehr alles leisten, die Informationen fliessen nicht mehr frei und vor allem kleine Nischenprodukte könnten das Nachsehen haben.
Es zeichnet sich eine Mischlösung ab: Ein Teil der Inhalte bleibt gratis, ein Teil verschwindet hinter einer Paywall. Auch andere Modelle könnten in Zukunft wichtiger werden: Zum Beispiel die Finanzierung über freiwillige Beiträge, wie es die Wikipedia bereits heute macht, oder staatliche Subventionen für Produkte, die wir als wichtig fürs Gemeinwohl erachten.
Wir sind deine Korrespondenten aus der digitalen Welt. Ist ein Chip drin oder hängt es am Internet? Wir berichten wöchentlich. Smartphones, soziale Netzwerke, Computersicherheit oder Games – wir erklären und ordnen Digitalisierungs-Vorgänge ein, seit 2006
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