Seit mehr als drei Jahrzehnten begeistert der Genfer Philippe Chappuis mit seiner Comicfigur Titeuf, einem frechen zehnjährigen Jungen mit markanter blonder Federfrisur und violettem T-Shirt. Unter seinem Pseudonym Zep hat er Titeuf nicht nur zu einer Ikone des französischsprachigen Raums gemacht, sondern auch weltweit über 23 Millionen Exemplare in 25 Sprachen verkauft. Doch jetzt wagt Zep ein neues künstlerisches Abenteuer, das Musik und Zeichnung auf einzigartige Weise verbindet: «L’Odyssée de Doublecroche»
Von der Kindheit inspiriert – für die Kindheit geschaffen
Zep hat Titeuf 1992 erschaffen – lange bevor er selbst Vater wurde. «Damals hatte ich keine positive Sicht auf die Welt», erzählt der 57-Jährige, «Ich war in einem Alter, in dem schwierige Dinge passieren, und wollte einen Comic machen, der darüber spricht.» Genau diese Mischung aus Humor und Tiefgang macht Titeufs Geschichten bis heute so besonders. Sie handeln von Freundschaft, erster Liebe, aber auch von ernsten Themen wie Migration oder Aids.
Manchmal schlagen die Comics sogar politische Wellen. Besonders in Brasilien sorgte eine Ausgabe, in der Titeuf seine Sexualität entdeckt, für Schlagzeilen. Der damalige Präsident Jair Bolsonaro versuchte, sie zu verbieten – ein Schritt, der letztlich zum Erfolg beitrug. «Bolsonaro hat das Comic bekannt gemacht. Ich habe ihm als Dank sogar eine gewidmete Ausgabe geschickt», so Zep.
Die Odyssee der Sechzehntelnote
Nun wendet sich Zep einer neuen Herausforderung zu: einer Sinfonie. Gemeinsam mit dem renommierten Violinisten Renaud Capuçon und Pianisten Guillaume Bellom präsentiert er «L’Odyssée de Doublecroche». Das Werk kombiniert Musik und Live-Zeichnung, um die Reise einer Note zu erzählen, die durch die Musik die Vielfalt menschlicher Emotionen entdeckt.
Während Capuçon und Bellom für die musikalische Umsetzung sorgen, illustriert Zep live auf der Bühne. Die Sechzehntelnote verwandelt sich für die Dauer eines Tanzes in einen kleinen Menschen. Die Zusammenarbeit fordert jedoch Präzision: «Wir müssen lediglich gleichzeitig fertig sein», so Zep. «Wenn wir das nicht schaffen, ist es peinlich.» Zehn Sekunden Verzögerung würden aber nichts ausmachen, so Capuçon.
Das Zeichnen erlaubt mit, die Welt weiterhin aus der Perspektive eines Kindes zu sehen.
Ob mit Titeuf oder mit seiner neuesten Sinfonie – Zep zeigt, wie vielfältig kreativer Ausdruck sein kann. «Das Zeichnen erlaubt mir, die Welt weiterhin aus der Perspektive eines Kindes zu sehen», sagt er. Mit «L’Odyssée de Doublecroche» führt er sein Publikum auf eine emotionale Reise, die Musik und Kunst in einer einzigartigen Symbiose vereint. Die visuell-musikalische Darbietung feiert am 4. Februar im Rahmen der Sommets Musicaux de Gstaad Premiere.