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Rekordstrafe für Videospiel «Fortnite»
Aus 10 vor 10 vom 20.12.2022.
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Verstösse gegen Kinderschutz Das bedeutet die Rekordstrafe für die «Fortnite»-Entwickler

Wegen Verstössen gegen Kinder- und Datenschutzgesetze zahlt der «Fortnite»-Hersteller Epic Games in den USA eine Strafe von über 520 Millionen US-Dollar. Experten ordnen den Entscheid und das Suchtpotenzial des Videospiels für Kinder und Jugendliche ein.

Die US-Verbraucherschutzbehörde FTC wirft Epic Games vor, personenbezogene Daten von «Fortnite»-Nutzern unter 13 Jahren gesammelt zu haben – ohne die Zustimmung der Eltern. Ausserdem soll der Videospielentwickler die Nutzenden zu unbeabsichtigten Transaktionen verleitet und die Jugendlichen durch die Zulassung von Sprach- und Textnachrichten von fremden Personen Gefahren im Internet ausgesetzt haben. Deshalb haben sich Epic Games und die FTC auf eine Busse von 520 Millionen US-Dollar geeinigt.

Epic Games hat einen Marktwert von fast 30 Milliarden Dollar, da fallen die 520 Millionen also nicht so ins Gewicht.
Autor: Jürg Tschirren SRF-Digitalredaktor

Die Busse ist laut SRF-Digitalredaktor Jürg Tschirren die bisher grösste ausgesprochene in einem solchen Fall. Allerdings soll Epic Games alleine in den ersten zwei Jahren mit dem Spiel mehr als neun Milliarden Dollar verdient haben. Dieses Jahr werde der Gewinn vom «Fortnite»-Entwickler auf über sechs Milliarden geschätzt. «Epic Games hat einen Marktwert von fast 30 Milliarden Dollar, da fallen die 520 Millionen also nicht so ins Gewicht», sagt er.

So funktioniert «Fortnite»

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«Fortnite ist ein sogenanntes Survival- oder Battle-Royale-Shooter-Game», erklärt SRF-Digitalredaktor Jürg Tschirren. «Das heisst: Im Battle-Royale-Modus treten bis zu 100 Spielerinnen und Spieler alleine oder in Teams gegeneinander an und versuchen sich gegenseitig zu eliminieren, indem sie aufeinander schiessen. Ist ein Gegner oder eine Gegnerin getötet, kann man deren Waffen und andere Gegenstände übernehmen – zum Beispiel Mittel, die eigene Figur zu heilen. Mit Materialien, die man im Spiel findet, kann man auch Bauten erstellen, um die eigene Figur zu schützen. Der Spieler, die Spielerin oder das Team, das am Schluss noch lebt, hat gewonnen.»

Das 2017 erschienene Spiel ist ab 12 Jahren freigegeben und besonders im kostenlosen Battle-Royale-Modus beliebt.

Tatsächlich sollen sich im populären Videospiel «Fortnite» Mechanismen finden, die Spielende dazu verleiten, Geld auszugeben, auch wenn sie das gar nicht wollten, bestätigt Tschirren. «Fortnite und viele anderen hauptsächlichen Gratisspiele setzen auf sogenannte Dark-Pattern-Designs», erklärt Tschirren.

Das seien Funktionen und Mechanismen, die dazu verleiten, Dinge zu tun, die man nicht möchte. Zum Beispiel, indem ein Knopf zum Ablehnen rot gefärbt ist und einer zum Annehmen grün, sodass man reflexartig auf «Annehmen» klickt.

Ein Spiel mit «Suchtpotenzial»

Sonja Keller ist Mutter eines 15-jährigen Sohnes. Vor zwei Jahren begann er als 13-Jähriger, «Fortnite» zu spielen. Das Suchtpotenzial des Spiels sei enorm, sagt sie. «Es ging so weit, dass mein Sohn alle Weihnachts- und Göttigelder ins Spiel gesteckt hat – mindestens 400 Franken.»

Ein Jugendlicher spielt Fortnite an der Playstation
Legende: Imago/Zoonar.com

Ihr Sohn habe in der Nacht gespielt, damit sie es nicht merkte – bis sie das Internet in der Nacht auf seinen Geräten sperrte. Schlussendlich habe sie einen Psychologen eingeschaltet und den Account gesperrt. «In allen Games müsste es eine Elterneinstellung geben, dass die In-App-Käufe bewilligt werden müssen», fordert Sonja Keller.

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Sonja Keller: «Als es für mich einen Punkt überschritt, habe ich mit einem Psychologen zusammengearbeitet»
Aus News-Clip vom 20.12.2022.
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Zudem ist der Jugendschutz aus ihrer Sicht nicht gewährleistet. «Die Personen im Spiel müssen nicht transparent darlegen, wie alt sie sind – es kann ein Jugendlicher, aber auch ein Erwachsener im Chat sein.» Das finde sie in Hinblick auf Pädophilie bedenklich.

Präsente Eltern sind gefragt

«Chaträume mit Kindern und Erwachsenen, wo niemand die Leitung hat, sind per se problematisch», bestätigt auch Psychologe Karl Brühwiler. Doch auch der Kontakt von Jugendlichen untereinander im Live-Chat des Spiels sei problematisch, weil die Hemmschwelle klein sei, den eigenen Frust an anderen auszulassen.

Urteil als Signalwirkung für andere Spielhersteller

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Jürg Tschirren geht davon aus, dass die Strafe für Epic Games eine Signalwirkung auf andere Spielhersteller haben wird. «In den USA geht die FTC unter der neuen Führung von Lina Khan viel strenger gegen Unternehmen vor, die eine Monopolstellung haben oder Nutzende zu wenig davor schützen, übermässig viel Geld auszugeben.» Auch in der EU seien entsprechende Bemühungen im Gang, beispielsweise mit dem Gesetz über digitale Dienste.

Karl Brühwiler ergänzt, dass das Urteil eine Rüge an Epic Games sei. «Es ist ein klares Statement, dass die Justizsysteme diese Monetarisierungsmethode der Spielentwickler nicht mehr akzeptieren.»

An die Eltern appelliert Brühwiler: «Ich rate Eltern, dass sie sich mit dem Spiel und den Jugendlichen beschäftigen.» Die Eltern sollten präsent und interessiert bleiben, auch wenn sie das Spiel doof fänden.

SRF 3, 20.12.2022, 16:50 Uhr

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