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Zum 70. Geburtstag Carlo Brunner: «Im Herbst des Lebens fühle ich mich sommerlich»

Der Ländlerkönig feiert seinen 70. Geburtstag. Eine Zahl, die ihm nichts ausmacht. Meilensteine seiner Karriere.

Täglich übt er mindestens eine halbe Stunde an seinem Instrument und hat erst kürzlich ein neues Album veröffentlicht. Carlo Brunner ist mit 70 Jahren voll im Saft. Und dennoch wird sein Geburtstag nicht wie an seinem 60. mit einer grossen Gala vor viel Publikum gefeiert, sondern im privaten Rahmen.

Brunner werde von seiner Partnerin Erika überrascht und feiere eine private Party, so der Jubilar. Grund genug, um auf ein aussergewöhnliches Musikerleben zurückzublicken.

Früh übt sich

Bereits mit 14 Jahren trat Carlo Brunner erstmals im Fernsehen auf – 1969 in der Sendung «Für Stadt und Land» von Wysel Gyr. Noch ein unbekanntes Gesicht, aber schon mit viel Talent, wird er vom Moderator sogar noch falsch vorgestellt.

Foto Schwarz/Weiss mit jungem Carlo Brunner, der Klarinette spielt.
Legende: Der erste Fernsehauftritt 1969: Carlo Brunner mit 14 Jahren in der Sendung «Für Stadt und Land». Screenshot / SRF

Drei Jahre später, mit nur 17, schrieb er seinen ersten grossen Hit: den «Waldvogel-Schottisch». Es war der Beginn einer beispiellosen Karriere. Vielen geht der Name Carlo Brunner ab da an nicht mehr aus dem Kopf.

Meister der Melodie

Brunner ist nicht nur ein begnadeter Musiker, sondern auch ein produktiver Komponist. Rund 3000 Titel stammen aus seiner Feder. «Ich konnte Musik schreiben, wie Frühstück essen», sagte er vor 10 Jahren schmunzelnd bei «Glanz und Gloria». Natürlich wurden nicht alle Werke Hits, doch viele davon prägten die Schweizer Volksmusikszene nachhaltig.

Seinen ersten grossen Durchbruch als Komponist feierte er 1987 mit dem Grand-Prix-Siegerlied «Das chunnt eus spanisch vor», gesungen von seiner Schwester Maja Brunner.

1999 gelang ihm dieses Kunststück gleich ein zweites Mal. Monique gewinnt mit dem von Brunner komponierten Schlager «Einmal so, einmal so» den internationalen Wettbewerb.

Wurzeln und Werte

Die Musik war Carlo Brunner quasi in die Wiege gelegt. In Küsnacht (ZH), mit der vier Jahre älteren Schwester Maja wächst er in einem musikalischen Haus auf. Mit seinem Vater Ernst Brunner spielt er später zusammen auf verschiedenen Bühnen. Schon früh möchte er voll auf die Musik setzen. Trotzdem folgte er zunächst dem Wunsch der Eltern und absolvierte eine kaufmännische Lehre – natürlich aber in einem grossen Musikhaus.

Mein grösstes Glück ist, dass ich immer die Musik um mich hatte
Autor: Carlo Brunner Ländlerkönig

Eine grosse Leidenschaft neben der Musik ist seine Modelleisenbahn, die er gemeinsam mit seinem Vater aufgebaut hat. Bis heute pflegt er diese mit Hingabe und spürt dabei die Verbindung zu seinem verstorbenen Vater.

Ausgezeichnet und bescheiden

Dreimal wurde Carlo Brunner mit dem Prix Walo ausgezeichnet und 2012 mit dem Goldenen Violinschlüssel, der höchsten Ehrung in der Schweizer Volksmusikszene. Trotz dieser Erfolge ist er immer bescheiden geblieben. «Mein grösstes Glück ist, dass ich immer die Musik um mich hatte», sagte er einst – und das mittlerweile seit 70 Jahren.

Zur Schweizer Volksmusik

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In der Schweiz wird Volksmusik oft mit Ländlermusik gleichgesetzt. Sie ist ein wichtiger Teil der instrumentalen Volksmusik. Ländler sind in der Schweiz, anders als in anderen Alpenländern, nicht nur Tänze im Dreivierteltakt. Es gibt auch Märsche, Schottisch, Mazurkas oder Foxtrotts.

Um 1880 wurde der Begriff Ländlerkapelle bekannt. Ab 1900 bezeichnete man damit nur noch Musikgruppen mit der Besetzung Klarinette (oder Saxophon), Schwyzerörgeli (oder Akkordeon) und Zupfbass.

Brunner nimmt die runde Zahl gelassen. «Ich bin theoretisch im Herbst des Lebens angekommen, fühle mich aber sehr sommerlich», verriet der Ländlerkönig.

Radio SRF Musikwelle, 22.4.2024, 8:50 Uhr

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