Der Dokumentarfilm «Vogel friss oder stirb» zeigt Grenchen in der Uhrenkrise. Vor 40 Jahren stand die Uhrenindustrie vor dem Aus. Innert kurzer Zeit verlor die Region zehntausende Arbeitsplätze. Niemand glaubte an eine Zukunft der Uhrenindustrie in der Schweiz. Und dann kam alles anders: Banken und später Nicolas Hayek eilten zu Hilfe, die Industrie überlebte und floriert heute wieder. Diese Geschichte erzählt SRF-Regisseur Hansjürg Zumstein. Er war bei der Premiere im Kino Rex in Grenchen dabei.
SRF: Wie kam der Film bei der Premiere im Kino Rex in Grenchen an?
Hansjürg Zumstein: Sehr gut. Wir haben Applaus erhalten. Es waren auch sehr viele junge Leute im Publikum, die gesagt haben, dass es wichtig sei, von der Uhrenkrise zu hören. Was vor 40 Jahren in Grenchen passiert ist, darüber würden die Leute nur munkeln, niemand würde genau sagen, was passiert ist. Und jetzt würden sie endlich wissen, was passiert ist und wie schlimm es damals war mit der Uhrenkrise.
Waren auch ehemalige oder aktuelle Mitarbeiter der Uhrenindustrie im Publikum?
Beides. Es waren viele pensionierte Mitarbeiter, aber auch Mitarbeiterinnen da. Zum Beispiel ein Ehepaar, das uns auch bei den Vorarbeiten geholfen hat. Die beiden hatten einen kleinen Zulieferbetrieb und haben jahrelang für die Uhrenindustrie produziert und gelebt. Von einem Tag auf den anderen sind die Umsätze zusammengebrochen und die beiden haben mir auch erzählt, dass das für sie für eine persönliche Katastrophe war. Das war der eine Teil des Publikums. Andererseits gab es auch Personen aus der Uhrenindustrie selber. Ein Uhrmacher, der ganz spezielle Uhren produziert, hat sich den Film angesehen. Er hat mir erzählt, was seine Firma im Design-Bereich produziert. Es war ein sehr gemischtes Publikum.
Gab es auch Kritik am Film?
Es wurde vom Publikum angemerkt, dass Ernst Thomke im Film vergessen ging. Thomke ist natürlich der lokale Held in Grenchen. Er war einer jener Personen, die die Entwicklung der Swatch vorangetrieben haben. Er sorgte dafür, dass die Betriebe, die zum Teil etwas marode waren, zusammengeschlossen wurden, dass man sie industriell besser aufgestellt hat, etc. Ernst Thomke fehlt, das war mir bewusst. Wir hätten Thomke gerne im Film mit dabei gehabt. Ich habe ihn mehrere Male angefragt. Leider war er nicht zu einem Interview bereit. Dazu kommt, dass der Film ja nicht nur für Grenchen gedacht ist, sondern für die ganze Schweiz. Und vielleicht ist Ernst Thomke für Grenchen wichtig, aber für andere Städte ist er vielleicht weniger wichtig. Deshalb kam er schlussendlich im Film nicht vor.
Das Gespräch führte Bruno von Däniken.