Als sich Museumsdirektor Marc Fehlmann und Basels Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann im Januar zusammenrauften und ihm zwei Mediatorinnen zur Seite gestellt wurden, erhielt er auch die Aufgabe, eine neue Strategie für das Historische Museum auszuarbeiten. Diese ist Grundvoraussetzung, damit die Basler Regierung über eine Budgeterhöhung überhaupt nachdenkt.
Grosse Ambitionen
Marc Fehlmann hat das Papier zusammen mit einem internationalen Museumsberatungsbüro sowie dem Präsidialdepartement ausgearbeitet und Ende Juni übergeben. Das Papier liegt dem Regionaljournal exklusiv vor.
Schon das Motto zeigt, wohin die Reise gehen soll: «Basel in der Welt - die Welt in Basel». Damit wird angedeutet, dass das Museum nicht einfach ein biederes Stadtmuseum sein soll, sondern ein identitätsstiftender Ort mit spannenden Ausstellungen, die international ausstrahlen.
Nur Kopien wegen schlechtem Raumklima
Wie dem Papier zu entnehmen ist, schlägt Fehlmann vor, das Kirschgartenmuseum für 35 Millionen Franken zu sanieren. Das ist finanziell der grösste Brocken. Die Barfüsserkirche, in die es zweitweise hineinregnet, muss ebenfalls saniert werden. Nicht nur weil es hineinregnet, sondern auch, weil die Exponate ungenügend vor Hitze geschützt sind. Das ist auch der Grund, warum in der kommenden Ausstellung der Fotosammlung Herzog offenbar nur Kopien gezeigt werden können, da «die Originale dem vorhandenen Raumklima nicht ausgesetzt werden dürfen».
Um einen Betrieb mit internationaler Ausstrahlung auf die Beine stellen zu können, fordert das Papier zusätzlich 5,5 Vollstellen und eine Budgeterhöhung von jährlich 1,15 Millionen Franken. Ausserdem verlangt das Papier eine Generalinventur und damit verbunden die Digitalisierung der Sammlung. Kostenpunkt: 6,76 Millionen.
Gemäss der Strategie der wichtigste und «dringlichste» Punkt auf dem Weg zu einem zukunftsfähigen Historischen Museum: Die Errichtung eines neuen Kulturgüterzentrums. Im Strategiepapier heisst es dazu: «Ohne ein Kulturgüterzentrum können alle weiteren hier definierten Ziele nicht erreicht werden und das Museum bliebe blockiert». Gemeint ist damit die Zusammenführung der über die Stadt verteilten neun Depots an einem Ort. Die benötigte Fläche wird auf rund 11'500 Quadratmeter geschätzt. Als möglichen «äusserst attraktiven Standort» werden die Messehallen am Riehenring genannt. Dieses Kulturgüterzentrum solle bis 2029 errichtet werden und öffentlich zugänglich sein.
Konfliktlösungsprozess scheitert
All diese Punkte und viele mehr gehen ziemlich ins Geld. Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann sagt auf Anfrage, Fehlmann sei nicht wegen dieses Papiers freigestellt worden, sondern weil ein im Januar angeschobener Konfliktlösungsprozess nicht die gewünschte Wirkung gehabt habe. Zwischen Ackermann und Fehlmann kriselt es seit über einem Jahr. Bereits im Januar wollte sie ihn laut Medienberichten entlassen, hat dem nicht auf den Mund gefallenen Direktor schliesslich aber einen Mediator zur Seite gestellt. Auch in der Geschäftsführung des Museums, in dem Fehlmann als Direktor natürlich vertreten ist, hängt der Haussegen schief, ist zu vernehmen.
Nicht für den Papierkorb
Auch wenn Marc Fehlmann nicht mehr Direktor sein wird, wird das Strategiepapier nicht im Papierkorb landen. Das sagt Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann. Es werde Grundlage für die Regierung sein, um zu entscheiden, ob das Historische Museum mehr Geld bekommen soll.
Die Reaktion der Parteien
Dass Elisabeth Ackermann knapp drei Monate vor den Wahlen Marc Fehlman freistellt, überrascht einigermassen. Für SP-Parteipräsident Pascal Pfister, dessen Partei mit den Grünen und damit mit Elisabeth Ackermann bei den Regierungsratswahlen gemeinsam antritt, ist der Entscheid allerdings nachvollziehbar:
Elisabeth Ackermann hat gemacht, was man als Vorgesetzte macht: Sie hat zuerst konstruktiv versucht, den Konflikt zu lösen. Als das nicht ging, hat sie durchgegriffen.
Ganz ander sieht es SVP-Grossrat Pascal Messerli. Für ihn ist die Freistellung ein Fehlentscheid und zeugt von Führungsschwäche:
Elisabeth Ackermann hat einen fähigen Mann verloren, der das Museum hätte voranbringen können, was auch das Ziel gewesen wäre.
Urs Gloor, Präsident der Kommission, die das Historische Museum begleitet, würdigt das Wirken von Fehlmann. Er sei ein fähiger und ambitionierter Direktor, der viele wunderbare Ausstellungen organisiert habe. Er habe auch immer wieder den Finger auf wunde Punkte gelegt. Aber:
Er war in der Kommunikation nicht immer geschickt und kein Diplomat.
Die Freistellung dürfte auch ein juristisches Nachspiel haben. Fehlmann hat einen Anwalt beauftragt, die Freistellung anzufechten.
Interimschef gesucht
Die Geschicke des Museums soll ein Interimsdirektor in die Hand nehmen, bevor das Haus einen neuen Chef oder eine neue Chefin erhält.