Es ist sein 21. Wahlkampf. Mario Fehr ist routiniert und zuversichtlich, dass er heuer zum dritten Mal in Folge in den Zürcher Regierungsrat gewählt wird: «Ich bin sehr entspannt. Ich bekomme in diesen Tagen sehr viel Zustimmung, das freut mich», sagt der Zürcher Sicherheitsdirektor.
Dabei ist es noch nicht einmal ein Jahr her, da war noch nicht sicher, ob der ehemalige SP-Nationalrat noch einmal an einem SP-Stand Wahlkampf betreiben würde. Die SP des Kantons Zürich liess ihre Delegierten darüber abstimmen, ob sie überhaupt noch mit Fehr in die nächsten Regierungsratswahlen ziehen wollten.
Streit mit der Juso
Vor allem die Sozialdemokraten aus der Stadt Zürich bezeichneten Fehrs Asylpolitik als «nicht sozialdemokratisch», weil er sich als Zürcher Sicherheitsdirektor für die rasche Ausschaffung abgewiesener Asylsuchenden einsetzte. Fehr überstand die Abstimmung schliesslich mit 57 Prozent Zustimmung.
2015 hatte Fehr seine SP-Mitgliedschaft sogar für einige Wochen sistiert, weil ihn die Jungsozialisten angezeigt hatten wegen des Kaufs einer Spionage-Software durch die Zürcher Kantonspolizei. Heute sagt Fehr, diese Konflikte mit seiner Partei seien längst erledigt: «Ich bin an sehr vielen Standaktionen der SP. Ich erfahre hier sehr viel Zustimmung. Ich glaube, die Wogen haben sich ein wenig geglättet.»
Kritik von links ...
Vielleicht bei der SP, aber nicht im Rest des linken Lagers. Von den fünf bisherigen Regierungsräten, die wieder zur Wahl antreten, ist Mario Fehr der einzige, der offiziell nur von seiner eigenen Partei unterstützt wird. Die linken Partner der SP – die Alternative Liste (AL) und die Grünen – empfehlen ihn nicht zur Wahl. «Mario Fehrs Ausländer- und Migrationspolitik entspricht uns nicht und auch im Bereich des Überwachungsstaates vertreten wir andere Positionen», sagt die Fraktionschefin der Grünen, Esther Guyer.
Ich wage die Prognose, dass die Hälfte der SVP-Wähler Mario Fehr wählen wird.
Steigt Mario Fehr also mit einem Nachteil in den Wahlkampf? Nein, meint der Zürcher Werber Hermann Strittmatter, der Fehrs Wahlkampagne betreut. Die Negativschlagzeilen hätten ihm überhaupt nicht geschadet: «Wenn Mario Fehr von der eigenen Seite angegriffen wird, ist das quasi Gratiswerbung für ihn» sagt Strittmatter. «Ich wage sogar die Prognose, dass die Hälfte der SVP-Wähler Fehr wählen wird. Dies, weil sie in ihm einen vernünftigen Sozialdemokraten sehen und nicht einen ideologisch Verzückten», meint der Werber.
... Sympathien von rechts
Tatsächlich sagen Vertreter von FDP und Grünliberalen auf Anfrage, Mario Fehr geniesse rechts der Mitte grossen Respekt und sei auch für Bürgerliche wählbar. Und der Zürcher SVP-Präsident Konrad Langhart meint: «Es kann sein, dass er auch in unserer Partei gewisse Sympathien geniesst.»
Diesen Eindruck bestätigte kürzlich auch eine Umfrage der «NZZ»: Fast die Hälfte der SVP- und zwei Drittel der FDP-Wähler unterstützten Mario Fehr. Und auch aus dem linken Lager erhielt der Sicherheitsdirektor viele Stimmen.
Ausserdem erzielte Fehr bei der Umfrage mit Abstand das beste Ergebnis aller Regierungsratskandidierenden. Dies dürfte mit ein Grund sein, weshalb Mario Fehr in diesem Wahlkampf so entspannt auftritt. Er sei mittlerweile so bekannt, sagt Fehr, er müsse den Leuten eigentlich nur noch mitteilen, dass sie ihn jetzt wieder wählen könnten.