- Die Volksinitiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» ist am Ständemehr gescheitert.
- Die Vorlage blieb durchwegs chancenlos – sie wurde mit 60.6 % Nein-Stimmen abgelehnt.
- Laut Politologe Lukas Golder wird deutlich, dass viele Stimmende ein «Doppel-Nein» bei den zwei Agrar-Vorlagen (Initiative Pestizidverbot und Trinkwasser-Initiative) eingelegt haben.
Initiative Pestizidverbot
Eidg. Vorlage: Volksinitiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide»
-
JA
1'279'895 Stimmen
-
NEIN
1'965'036 Stimmen
Standesstimmen
- JA
- NEIN
Der grüne Nationalrat Kilian Baumann ist enttäuscht über das eindeutige Resultat beider Landwirtschafts-Vorlagen, aber auch nicht sonderlich überrascht. Es sei von Beginn weg mit einem David-gegen-Goliath-Szenario zu rechnen gewesen. Man sei «von der Agrar-Lobby überrollt» worden.
Die Initianten der Vorlage für ein Pestizidverbot hatten mit der Gesundheit argumentiert: Synthetische Pestizide befänden sich im Essen, im Wasser und würden über die Luft transportiert. Besonders Kinder und Ungeborene seien gefährdet; bei Erwachsenen könnten diese Pestizide Krebs auslösen. Auch Pflanzen und Tiere litten unter diesen Pflanzenschutzmitteln.
Bei Annahme der Initiative wäre nicht nur der Einsatz synthetischer Pestizide verboten worden; auch Lebensmittel, die solche enthalten, hätten dann nicht mehr importiert werden dürfen. Verschiedene Umweltverbände, darunter Pro Natura, Greenpeace, WWF Schweiz, Bird Life Schweiz und der Fischerei-Verband oder auch Bio Suisse unterstützten das Begehren.
Abstimmungstext
Bauernverband: «Ging um unsere Existenz»
Einer der «Hauptgegner» der beiden Agrar-Initiativen war indes der Bauernverband. Dessen Präsident Markus Ritter freut sich entsprechend über das deutliche Votum der Stimmenden.
«Wir haben mit einem knappen Ausgang gerechnet und sind sehr dankbar, dass es so herausgekommen ist», sagt Ritter. «Für uns Bauernfamilien ging es um Existenzen. Beide Initiativen haben direkt auf die bäuerlichen Betriebe und unsere Einkommen gezielt.» Daher hätten die Vorlagen extrem mobilisiert, schliesst der CVP-Nationalrat. «Ich habe die Schweizer Landwirtschaft in den letzten 30 Jahren nie so politisiert erlebt.»
Laut Gegnerschaft hätte es mit einem Ja künftig weniger einheimische Produktion gegeben, mehr Importe sowie höhere Lebensmittelpreise. Bereits das heutige System belohne besonders ökologisch produzierende Betriebe, schrieb der Bauernverband. Die Pestizidinitiative hätte die Schweiz bei Lebensmitteln «zum politisch erwirkten Bioland» machen wollen.
Die Zustimmung für das Pestizidverbot schrumpfte in den letzten Wochen zusehends – 47 Prozent der Befragten hatten sich in der aktuellsten SRG-Umfrage von Anfang Juni für die Initiative ausgesprochen. In der ersten Umfrage von Anfang Mai waren noch 55 Prozent für das Volksanliegen.