Wer mit Tieren forscht, wird dem Tier in vielen Fällen Schaden zufügen. Es wird verletzt, krank gemacht und psychischem Stress ausgesetzt. Darum muss jede Wissenschaftlerin, jeder Wissenschaftler nach den sogenannten 3-R-Prinzipien überprüfen, ob der Einsatz von Tieren im Forschungsprojekt unbedingt nötig ist – oder ob es nicht Alternativen dazu gibt.
Diese 3-R-Prinzipien sind in der Schweiz seit 30 Jahren in der Forschung und in der Industrie verankert. Auch in Gesuchen an die Behörden müssen diese Fragen beantwortet werden. Jeder Einsatz von Tieren in der Erforschung von Krankheiten und der Entwicklung und Qualitätskontrolle von Therapien muss durch die Kantone bewilligt werden. Eine kantonale Tierversuchskommission prüft vorgängig das Gesuch und macht eine Empfehlung. Die Zahlen werden vom Bund jährlich veröffentlicht. Sie zeigen Trends bei den Tierversuchen:
- Weniger Tierversuche mit stagnierendem Trend: Seit 1983 ist die Zahl der verwendeten Tiere zu Forschungszwecken über die Jahre gesehen rückläufig. Wurden 1983 knapp 2 Millionen Tiere eingesetzt, waren es im Jahr 2019 noch 572'000. Der Tiefpunkt war im Jahr 2000 mit 566'000 Tieren. Seit dem Jahr 2000 kommen jährlich zwischen 566'000 und 761'000 Tieren zum Einsatz. Die Behörden betonen, dass der Trend in den letzten Jahren rückläufig ist. In den letzten 20 Jahren ist aber ein Auf und Ab zu beobachten. Bei den Tieren pro Experiment stagniert der Trend.
- Mehr belastende Tierversuche: Tierversuche werden in vier Schweregrade eingeteilt von 0 (keine Belastung) bis 3 (schwere Belastung). Sowohl beim Schweregrad 2 (mittelschwere Belastung) wie auch 3 gibt es in den letzten Jahren eine Zunahme. Die Behörden können die Zunahme nicht abschliessend erklären. Sie weisen auf den vermehrten Einsatz von gentechnisch veränderten Mäusen hin, die in diese Kategorien fallen. Die Schweregrade 2 und 3 machen knapp ein Drittel aller Versuchstiere aus. Schwere Belastungen kommen bei der Erforschung von Krankheiten wie Krebs, Diabetes, Ersatz von Hüftgelenken oder Infarkten zum Einsatz.
- Nagetiere am beliebtesten: Wer bei Tierversuchen an Labormäuse denkt, liegt richtig. 80 Prozent der verwendeten Tiere sind Mäuse und Ratten. Sie kommen vor allem in der Grundlagen- und biomedizinischen Forschung zum Einsatz, mit dem Ziel, Krankheiten besser zu verstehen. Auf dem zweiten Platz mit 10 Prozent liegen Vögel inklusive Geflügel. Auf dem dritten Platz Fische und Amphibien mit einem Anteil von knapp 6 Prozent. Umstritten sind Versuche mit Primaten. Sie machten 2019 in 0.05 Prozent aller Tiere aus, konkret kamen 234 Affen in der Forschung zum Einsatz. Auch 2000 Hunde und 260 Katzen wurden 2019 zum Versuchstier.
- Krankheiten beim Menschen erforschen: 75 Prozent aller eingesetzten Tiere dienen der Erforschung von Krankheiten beim Menschen, schreibt der Bund in der Tierversuchs-Statistik 2019. 60 Prozent aller Tiere werden in der Grundlagenforschung, die vor allem an den Universitäten betrieben wird, eingesetzt. 22 Prozent beim Entwickeln und bei der Kontrolle von neuen Therapiemöglichkeiten wie etwa Medikamente oder Impfstoffe.