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Schweizer Armee im Ausland: die Erfahrungen im Kosovo
Aus Echo der Zeit vom 12.04.2019. Bild: Max Akermann
abspielen. Laufzeit 10 Minuten 38 Sekunden.

20 Jahre KFOR «Das Problem ist überhaupt nicht gelöst»

Auch 2019 helfen Schweizer Soldaten, den Frieden in Kosovo zu bewahren. Ein Stimmungsbild vor Ort.

Friedensförderung im internationalen Rahmen ist einer der drei Aufträge der Schweizer Armee. Seit 1953 leisten Schweizer Angehörige der Armee auch im Ausland Dienst – im Moment sind es rund 270 Frauen und Männer in 19 Ländern.

Das mit Abstand grösste Kontingent ist die Swisscoy, das Schweizer Detachement in der multinationalen Kosovo-Truppe KFOR. Seit dem Ende des Kosovo-Krieges vor zwanzig Jahren versucht die KFOR Stabilität in die Region zu bringen – von Anfang an auch mit Schweizer Soldatinnen und Soldaten.

Dieser Tage hat die jüngste Abordnung ihre Vorgänger im ehemaligen Kriegsgebiet abgelöst.

Soldaten mit Fahne auf Flughafen.
Legende: Im nächsten halben Jahr werden 190 neue Schweizer Soldatinnen und Soldaten den Frieden in Kosovo schützen helfen. Schweizer Armee

Einer, der neu in Kosovo stationiert sein wird, ist Nico Job aus Kriens: «Ich bin sehr neugierig und gespannt, was uns dort erwartet.»

Soldat Job ist 20 Jahre alt. Als er geboren wurde, tobte in Kosovo ein blutiger Krieg, den erst die Nato stoppen konnte. Seither garantiert die internationale Kosovo-Truppe KFOR den noch immer labilen Frieden. Die Schweizer Swisscoy war von Anfang an dabei. «Auch wenn ich den Krieg aus der Schweiz heraus nicht gross mitbekommen habe, ist es eine gute Möglichkeit, zu helfen», sagt Job.

Zwei Soldaten
Legende: Die beiden Soldaten Martin Seiler (links) und Nico Job (rechts) freuen sich auf ihren Einsatz in Kosovo. Schweizer Armee

Wobei der Soldat kaum gross in Kontakt mit der kosovarischen Bevölkerung kommen wird. Als Elektriker ist er vor allem zuständig für die reibungslose Stromversorgung im Schweizer Swisscoy-Camp. Auch sein Kamerad Martin Seiler wird als Gefahrengut-Chauffeur vor allem Militärstützpunkte beliefern.

Dennoch werde der Unterschied zum geordneten und sicheren Leben in der Schweiz gross sein, glaubt der 25-jährige Berner Oberländer: «Auch wenn es ruhiger ist als vor 20 Jahren, ist es ein Abenteuer.»

Schweizer Fahne und Soldaten auf Flugplatz.
Legende: Seit 1953 leisten Schweizer Angehörige der Armee auch im Ausland Dienst – das mit Abstand grösste Kontingent ist die Swisscoy, das Schweizer Detachement in der multinationalen Kosovo-Truppe KFOR. Schweizer Armee

Das Abenteuer bald hinter sich haben Feldweibel Kai Schocker und Wachtmeister Cyril Senn. Beide haben das Gefühl, etwas Sinnvolles geleistet zu haben. Aber beide sind froh, Familie und Freundin wiederzusehen, verlassen den Kosovo aber auch mit einem weinenden Auge.

Schwierige Verhandlungen

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Walter Müller ist ehemaliger Südosteuropa-Korrespondent von Radio SRF. Er weiss um den Stellenwert der KFOR-Truppen: «Sie sind bei der lokalen Bevölkerung stark akzeptiert, sowohl bei der albanischen Mehrheit wie der serbischen Minderheit.» Das sei bemerkenswert und alle Umfragen würden zudem zeigen, dass die Bevölkerung bezüglich Sicherheit zuerst der KFOR vertraut und erst in zweiter Linie der eigenen Polizei.

Ohne die Truppen würde ein gefährliches Vakuum entstehen, erklärt der Experte. «Die KFOR als Sicherheitsgarantie würde massiv fehlen; besonders jetzt, wo die Stimmung zwischen Kosovo und Serbien sehr gereizt ist und Kriegshetze von beiden Seiten betrieben wird.» Zudem bestehe beinahe seit einem Jahr kein Dialog mehr zwischen den beiden Parteien. «Anstatt geredet wird geschrien.»

Die Situation ist für Müller äusserst festgefahren: «Serbien sagt, dass man den Kosovo nie als Staat anerkennen werde. Der Kosovo wiederum sagt, dass man erst einen Kompromiss machen werde, wenn Serbien den Kosovo anerkennt.» Ein klein wenig Hoffnung bestehe aber, so Müller. «Auf Ende April hat Kanzlerin Merkel in Berlin ein Treffen der Westbalkanstaaten einberufen. Dabei sein werden somit auch Serbien und der Kosovo.»

Sowohl Schocker wie Senn denken, dass sie persönlich und beruflich vom Engagement im Kosovo profitieren werden. Die Swisscoy-Führung und Jean-Hubert Lebet, der Schweizer Botschafter in Kosovo, betonen dagegen vor allem den Nutzen der KFOR für den Frieden in der Region.

Der sei auch 20 Jahre nach Kriegsende immer noch gefährdet: «Das Problem ist überhaupt nicht gelöst. Serbien will den Kosovo nicht anerkennen. Die Lage ist nicht unter Kontrolle und unruhig. Ich würde es nicht wagen, die KFOR wegzunehmen.»

Nächstes Jahr entscheidet das eidgenössische Parlament über eine weitere Verlängerung des Swisscoy-Einsatzes. Schon heute reihen sich Feldweibel Schocker und Wachtmeister Senn ein letztes, und die Soldaten Job und Seiler ein erstes Mal in die Swisscoy-Formation ein.

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