Auch wenn der Grund für den Irakkrieg – man ging von Massenvernichtungswaffen aus – nachweislich falsch war: Der Einmarsch beendete Saddams Terror-Regime.
Während seine Porträts und die mit seiner Herrschaft verbundenen Symbole im Irak vollständig aus dem öffentlichen Leben verschwunden sind, ist sein Gesicht in Jordanien allgegenwärtig – sei es auf Aufklebern, die Autoscheiben zieren, oder auf Handyhüllen.
Auch wenn das Zurschaustellen von Fotos oder Slogans, die mit seinem gestürzten Regime in Verbindung stehen, strafrechtliche Konsequenzen haben kann, findet man in den Strassen des alten Bagdads verschiedene Relikte mit dem Gesicht des ehemaligen Diktators. «Ich verkaufe das an Sammler», sagt ein Verkäufer, der anonym bleiben möchte.
Und bei einem Uhrmacher in der Altstadt findet man, wenn man ein wenig nachfragt, Uhren mit dem Gesicht des ehemaligen Machthabers.
Offene Nostalgie in Jordanien
In Jordanien jedoch wird das Gesicht Saddam Husseins offener dargestellt und viele Jordanier drücken ihre Nostalgie für den ehemaligen starken Mann des Irak aus. «Zehntausende Jordanier haben dank der unter Saddam angebotenen Stipendien Abschlüsse an irakischen Universitäten erworben», erklärt der jordanische Abgeordnete Khalil Attiyeh gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
Saddam Hussein habe auch die palästinensische Sache unterstützt und «den Familien der palästinensischen Märtyrer geholfen, die vom israelischen Feind zerstörten Häuser wieder aufzubauen», fügt er hinzu. Aus diesen Gründen «verehren ihn die Jordanier, bewahren seine Fotos auf und zeigen damit ihre Loyalität gegenüber diesem heldenhaften Führer», erklärt der Abgeordnete.
Nach Saddam wurde das Land von den Korrupten ausgeplündert
Salameh Blewi, ein 67-jähriger Unternehmer, der in den 1980er Jahren in Bagdad verkehrte, bezeichnet ihn als «würdigen und ehrlichen arabischen Führer mit ehrenhaften Positionen». «Trotz des Krieges mit dem Iran war der Irak ein reiches Land, aber nach Saddam wurde das Land von den Korrupten ausgeplündert», wirft er ein.
«Der Untergang des Irak»
Die Verluste an Menschenleben sind ebenfalls enorm: Von 2003 bis 2011, dem Jahr des Abzugs der US-Armee, wurden laut der Organisation Iraq Body Count mehr als 100'000 irakische Zivilisten getötet. Die USA berichteten von 4'500 Toten.
«Das ist nicht der Fall des Saddam-Regimes, das ist der Fall des Irak», sagt der 67-jährige Shaher Abu Sharkh, der in Amman Handyzubehör verkauft. «Die Jordanier sind überzeugt, dass Saddam Hussein sich tapfer für die arabischen Anliegen eingesetzt hat. Wir alle lieben ihn», versichert er.
«Held und Retter»
Die Jordanier betrachten den ehemaligen Machthaber «als Helden und Retter, dessen Aufgabe es war, die arabische Nation auf allen Ebenen zu entwickeln», betont der Parlamentsabgeordnete Khalil Attiyeh.
Wenn er noch am Leben wäre, wäre vieles nicht passiert
Saddam Hussein sei «der einzige arabische Führer gewesen, der eine Militärindustrie aufgebaut hat, in der alles, von Kugeln bis zu Raketen, hergestellt werden konnte». Dank ihm sei Israel mit 39 vom Irak hergestellten Raketen bombardiert worden, sagt er weiter.
Der 19-jährige Anas Nahas, der in seinem Laden Handyhüllen mit dem Konterfei des ehemaligen Diktators anbietet, meint: «Wenn er noch am Leben wäre, wäre vieles nicht passiert».