Schon seit Mittwoch ist Xi Jinping als Ehrengast in der Stadt. Die Sicherheitsvorkehrungen sind massiv. Doch anders als in Hongkong muss das chinesische Staatsoberhaupt in Macao grosse Demonstrationen nicht fürchten.
Zwar haben Macao und Hongkong auf den ersten Blick viele Gemeinsamkeiten. Während Hongkong einst zu Grossbritannien gehörte und 1997 an China zurückgegeben wurde, folgte das gleich nebenan liegende Macao 1999 aus portugiesischer Herrschaft.
Ein Land, zwei Systeme
Die beiden Städte werden seitdem nach dem berühmten Grundsatz «Ein Land, zwei Systeme» in ihren eigenen Territorien regiert. Beide unterstehen zwar der Souveränität Chinas, geniessen aber mehr Freiheiten als die Menschen in der Volksrepublik. Für 50 Jahre ist dieser Sonderstatus eigentlich per Vertrag garantiert.
Während die Hongkonger schon jetzt gegen den zunehmenden Einfluss Pekings ankämpfen, ist von Opposition in Macao kaum etwas zu spüren.
Einige junge Leute in Macao lassen sich vor der Hongkonger Protestbewegung inspirieren. Im Grossen und Ganzen sind beide Orte aber verschiedene Welten.
So sieht es auch Larry So. Der pensionierte Professor beschreibt seine Stadt als «schon immer sehr rot». Gemeint ist die Vorliebe der Menschen in Macao für die kommunistische Führung in Peking. Laut So gelang es den portugiesischen Kolonialisten anders als den Engländern in Hongkong nicht, den Menschen eine gemeinsame Identität zu geben.
«Portugiesen und die überwiegend chinesische Bevölkerung lebten voneinander getrennt.» Die Kommunisten hätten die Stadt so schon lange vor dem Abzug der Portugiesen faktisch kontrolliert.
Während Grossbritannien erbitterte Rückgabe-Verhandlungen mit Peking führte, die beinhalteten, dass Hongkong für die Zukunft freie Wahlen in Aussicht gestellt wurden, bemühte sich Portugal kaum, noch etwas für die Bevölkerung in Macao herauszuschlagen.
Ein Goodie aus Peking
Eine lukrative Zusage gab es aber aus Peking: Als einziger Ort in China ist in Macao das Glücksspiel legal. Die weltbekannten Casinos sind Lebensader und wichtigste Einnahmequelle der Sonderverwaltungsregion, deren Pro-Kopf-Einkommen eines der höchsten der Welt ist. «Diese wirtschaftliche Stärke ist ganz wesentlich für die Zufriedenheit der Menschen», sagt So.
Dass dieses Fundament auch wackeln kann, zeigte sich vor einigen Jahren. Die von Präsident Xi Jinping landesweit verordnete Anti-Korruptionskampagne führte dazu, dass für einige Zeit viel weniger Kader vom Festland nach Macao fuhren, um ihr Geld in den Spielhallen zu waschen.
Die guten Jungs bekommen Bonbons.
Zwar hat sich die Spiel-Industrie, die gleichzeitig der wichtigste Arbeitgeber der Stadt ist, wieder stabilisiert. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Proteste in Hongkong will Peking jedoch sicher gehen, dass die Stimmung in Macao nicht kippt.
So machen kurz vor der geplanten Reise des Präsidenten in dieser Woche Berichte von umfangreichen Geschenken die Runde. Demnach will die Zentralregierung in Macao nicht mehr nur die Vergnügungsindustrie fördern, sondern die Stadt zu einem Finanzplatz weiterentwickeln. Klarer könnte die Botschaft an das von Grossbanken dominierte Hongkong kaum sein. «Die guten Jungs bekommen Bonbons», beschreibt Professor So die Motivation Pekings.