- Mit Gedenkfeierlichkeiten im ganzen Land hat Ruanda am 25. Jahrestag des Völkermords von 1994 gedacht.
- Präsident Paul Kagame legte einen Kranz in der Völkermord-Gedenkstätte in Kigali nieder, in der rund 250'000 Opfer des Genozids begraben sind.
- Etliche ausländische Gäste nahmen an der offiziellen Gedenkveranstaltung teil, darunter auch die Schweizer Nationalratspräsidentin Marina Carobbio.
Nach dem Genozid habe es «keine Hoffnung gegeben, aber die Arme unserer Menschen haben geholfen, die Nation wieder aufzubauen», sagte der Staatschef bei der Gedenkfeier. Das Gedenken an die Opfer habe ihn zutiefst berührt, sagte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der unter den Gästen war.
Jedes Jahr am 7. April wird an den Völkermord von 1994 erinnert, in dem Vertreter der Hutu-Mehrheit Angehörige der Tutsi-Minderheit sowie gemässigte Hutu töteten. Insgesamt starben rund 800'000 Menschen.
Weltgemeinschaft schaute weg
Das Massaker wurde nach rund 100 Tagen beendet, als die im Exil von Tutsi gegründete Ruandische Patriotische Front (RPF) mit Kagame an der Spitze aus Uganda einmarschierte. Die Weltgemeinschaft schaute weitgehend weg.
Seitdem hat das ostafrikanische Land unter Kagame eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen und eine grosse Versöhnung erzielt. Ruanda wählte den Weg der sogenannten Gacaca-Gerichte – Laiengerichte, die von einfachen Bürgern in etlichen Gemeinden im ganzen Land geschaffen wurden.
Als 2002 damit begonnen wurde, warteten rund 120'000 Verdächtige im Gefängnis auf ein Verfahren, zahlreiche weitere Verdächtige waren auf freiem Fuss, wie Fidèle Ndayisaba sagt. Der Chef der nationalen Kommission für Einheit und Versöhnung (NURC) erklärt, dies habe bei weitem die Kapazitäten der Gefängnisse und Gerichte übertroffen.
1.9 Millionen Fälle in zehn Jahren
Die Laien-Gerichte belohnten Geständnisse von Tätern mit geringeren Strafen, etwa gemeinnütziger Arbeit. Das Ergebnis: Innerhalb von zehn Jahren wurden laut Ndayisaba 1.9 Millionen Fälle behandelt. «Gacaca wurde als Lösung ausgewählt nicht nur, um einfache Gerechtigkeit zu suchen, sondern auch, um eine Plattform für Dialog und Wahrheit zu schaffen.»
Das alles ist vor allem Kagame zu verdanken. Der 61-jährige ehemalige Offizier, der seit Ende des Völkermords de facto und seit 2000 als Präsident an der Macht ist, führt das Land wie eine Armee, sagen Bewunderer und Kritiker zugleich. Der wirtschaftliche Aufschwung, die gute Infrastruktur, die sauberen Strassen, das Recht und Ordnung in Ruanda lassen nur staunen.
Doch dafür wird ein hoher Preis gezahlt: Meinungsfreiheit, Oppositionsarbeit und die Zivilgesellschaft sind stark eingeschränkt, wie etwa «Human Rights Watch» kritisiert. Die Behörden würden Kritiker belästigen, unrechtmässig festnehmen, sogar foltern.