Je schneller die Uhr tickt, desto schärfer wird der Ton. Warnungen, Drohungen und Schuldzuweisungen gehören zum rhetorischen Instrumentarium solcher Verhandlungen. Wir haben dies im Herbst 2018 erlebt, als Theresa May ihr Abkommen mit der EU zum Abschluss brachte. Wir sahen die gleichen rhetorischen Spiele im Herbst 2019, als Boris Johnson das Austrittsabkommen wieder öffnete und in letzter Minute eine neue Lösung für Nordirland aushandelte. Und nun steigt der Druck wieder.
Johnson will seine Führungsstärke demonstrieren
Die britischen Transporteure warnten vergangene Woche laut und deutlich vor einem Chaos, wenn sich Grossbritannien Ende Jahr ohne Freihandelsabkommen von der Europäischen Union trenne. In einer solchen Situation gehören markige Worte eines Premierministers zum politischen Geschäft. Boris Johnson will die Verhandlungen katalysieren und gleichzeitig seinem heimischen Publikum Führungsstärke demonstrieren.
Nur in diesem Fall spielt Johnson mit dem Feuer. Der Friede in Nordirland ist so jung wie fragil. Das Karfreitagsabkommen ist vor 22 Jahren abgeschlossen worden. Der irische Aussenminister Simon Coveney warnte denn heute Morgen, dass es politisch gar nicht weise wäre, das Abkommen mit der EU zu Nordirland wieder aufzuschnüren.