Gary Cohn, der oberste Wirtschaftsberater von Präsident Donald tritt zurück.
Als Vorsitzender des nationalen Wirtschaftsrats war er der wichtigste Vertreter des Freihandels im Weissen Haus und ein vehementer Gegner dieser Strafzölle.
Cohns Stimme hatte Gewicht im Weissen Haus. Als ehemaliger Präsident von Goldman Sachs brachte er ein gesundes Selbstvertrauen mit nach Washington. Das Alpha-Tier von der Wallstreet genoss den Respekt des Präsidenten und beriet ihn auf Augenhöhe – wenn der sich beraten liess.
Cohns Rolle war von Anfang an klar: Er sollte Donald Trump auf wirtschaftsliberalen Kurs bringen. Das tat er im nationalen Wirtschaftsrat, wo er einen harten Konfrontationskurs mit China und die sofortige Kündigung des Freihandelsabkommens mit Südkorea und der Nafta, des nordamerikanischen Freihandelsvertrags, verhinderte.
Ein Scheitern zeichnete sich ab
Und doch ist Cohn in seiner Mission schliesslich gescheitert. Dass das geschehen würde, hat sich spätestens im Januar abgezeichnet, als Präsident Trump Schutzzölle auf importierte Waschmaschinen und Solarmodule anordnete – ein erster protektionistischer Versuchsballon.
Denn gleichzeitig prüfte das Handelsministerium, wie man die US-Stahl- und -Aluminiumproduzenten vor Billigimporten schützen könnte. Der Bericht lag Mitte Februar auf dem Tisch im Oval Office und rief nach happigen Schutzzöllen, die in Kürze wohl umgesetzt werden.
Bei Schutzzöllen umgangen
Cohns Einfluss im Weissen Haus war geschwunden, und das bekam er zu spüren. Von Trumps Entscheidung, die neuen Schutzzölle tatsächlich umzusetzen, wurde er offenbar nicht in Kenntnis gesetzt.
Ein von Cohn zusammengetrommeltes Treffen mit Stahl- und Aluminium-Verarbeitern, die gegen die geplanten Schutzzölle lobbyieren, wurde kurzfristig abgesagt. Unmittelbar darauf folgte Cohns Rücktritt. Er war auf verlorenem Posten.
Gefüge des Welthandels wankt
Zu stark ist der Impuls des Präsidenten, seiner America-First-Strategie handelspolitische Schlagkraft zu verleihen. «Wir sind als Land viele Jahre lang misshandelt worden. Das ist nun vorbei», sagte Trump gestern an einer Pressekonferenz. «Wirtschaftskriege sind nicht so schlimm.»
Das sehen die betroffenen Handelspartner der USA anders, darunter Mexiko, Kanada und die EU. Man spürt den neuen Wind aus dem Weissen Haus bereits jetzt jenseits der US-Grenzen, jenseits der Meere. Es ist ein «Wind of Change», der, wenn er zum Sturm anwächst, das welthandelspolitische Gefüge aus dem Lot bringen könnte.