Die 29-jährige Gcebile Kunene isst zu Mittag in einem Restaurant in der Kleinstadt Buhleni, in unmittelbarer Nähe einer der vielen Königsresidenzen in Eswatini. Schon oft war sie nebenan in der Königsresidenz: «Für jede kulturelle Veranstaltung gehe ich hin. Ich liebe meine Kultur!»
Darin sind sich die Menschen in Eswatini einig. König Mswati III. ist Garant und Verkörperung der eswatinischen Kultur, die der Bevölkerung äusserst am Herzen liegt. Die barbrüstigen jungen Frauen, die bei der jährlichen Schilfrohrtanz-Zeremonie zu Tausenden vor dem König tanzen, sind denn wohl auch das einzige Bild, das einer breiteren Öffentlichkeit aus Eswatini bekannt ist. Doch bei der Kultur hört die Freude der jungen Frau am König hier am Mittagstisch auf: «Kultur ist das einzige, das gut läuft in Eswatini. Wenn wir uns politisch äussern, befürchten wir getötet zu werden oder im Gefängnis zu landen», sagt die junge Frau.
Missachtung der Menschenrechte
Diese Angst ist berechtigt. Erst Anfang Jahr wurde der bekannte Oppositionelle und Menschenrechtsanwalt Thulani Maseko zu Hause auf seinem Sofa erschossen. Der brutale Mord geschah unmittelbar, nachdem König Mswati Aktivisten, die politische Reformen gefordert hatten, warnte, sie sollten «sich nicht darüber beschweren, wenn sie von Söldnern umgebracht würden».
Der König kann mit den Forderungen nach mehr politischer Öffnung nicht umgehen. Vor zwei Jahren wurde er mit den heftigsten Pro-Demokratie-Protesten seiner Regierungszeit konfrontiert und liess diese brutal niederschlagen. Mit dabei war damals auch eine Politaktivistin, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben will. Wir treffen die Jus-Studentin auf dem Gelände ihrer Uni in Manzini, der grössten Stadt des Landes.
Elf Frauen und Luxusautos
Der Unmut gegenüber König Mswati komme nicht einzig von der Unterdrückung der Menschenrechte in Eswatini, erklärt die 26-Jährige: «Unsere Eltern arbeiten einzig dafür, um das luxuriöse Leben des Königs zu finanzieren. Ein Luxusleben, während wir darben.»
Während die Studentin ihr Studium zwei Jahre aussetzen musste, weil ihre Familie die Studiengebühren nicht bezahlen konnte, zelebriert König Mswati III. mit seinen aktuell elf Ehefrauen ein Leben in Saus und Braus. Ihre Rolls-Royce sind häufig auf den Strassen des winzigen Königreichs zu sehen. Gleichzeitig lebt mehr als die Hälfte der 1.2 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner in Armut. Nirgendwo auf der Welt ist die HIV-Rate höher, das Gesundheits- und Bildungssystem serbelt. Der absolute Monarch bestimme zwar alles, doch kümmere sich um nichts.
Darum müsse er weg, so die Studentin: «Ich will, dass Mswati gestürzt wird. Unser Land wäre nicht so, wenn er nicht an der Macht wäre.» Doch König Mswati III. hat klargemacht, dass er nicht zum Dialog bereit ist. Und so bleibt den Menschen in Eswatini bei den kommenden Wahlen nur die Möglichkeit, das Wenige mitzubestimmen, das sie können oder erneut, wie vor zwei Jahren, auf die Strasse zu gehen.