Boeing hat im vergangenen Jahr eine Rekordzahl an Flugzeugen (763 Stück) ausliefern können. Die mit Abstand grösste Stückzahl entfiel dabei auf Boeings 737 – inklusive der Weiterentwicklung 737 MAX 8.
Die Boeing 737 MAX 8 verfügt dank neuer Turbinen über zusätzlichen Schub, ist effizienter und macht weniger Lärm. Der Nachteil: Durch die Form und die abgeflachte Unterseite der Triebwerke ändern sich Schwerpunkt und Flugeigenschaften der Maschine.
Genau dafür hat Boeing ein Anti-Strömungsabriss-System (Maneuvering Characteristics Augmentation System, MCAS) entwickelt und installiert. Es soll die unerwünschten Nebeneffekte des neuen Designs automatisch ausgleichen.
Ein Sensor misst während des Starts den Anstellwinkel. Ist er zu steil (über 14°), können die Piloten die Kontrolle über die Fluglage verlieren. Ein Strömungsabriss und der Absturz wären die Folge.
Jetzt greift das MCAS ein und übernimmt automatisch das Höhenleitwerk.
Die Nase des Flugzeugs sinkt leicht ab. Der Pilot kann die Korrektur jederzeit wieder korrigieren. Aber: Meldet der Sensor erneut einen zu steilen Anstellwinkel, wird das MCAS nach kurzer Zeit die Nase erneut automatisch absenken – es sei denn, es wird ausgeschaltet.
Auf und Ab über mehrere Minuten
Schwierig wird es allerdings, wenn für die Piloten nicht klar ist, ob das MCAS aktiviert oder deaktiviert ist. Kommt dann noch eine Fehlfunktion des Sensors für den Anstellwinkel hinzu, wird die Situation kritisch.
Laut Experten deutet vieles daraufhin, dass exakt diese Faktoren zum Absturz des Lion Air Fluges 610 am 29. Oktober 2018 geführt haben. Die Piloten hatten über massive Steuerprobleme geklagt. Die Flugaufsicht verzeichnete ein ständiges Auf und Ab der Maschine über mehrere Minuten.
Die Maschine der indonesischen Fluglinie stürzte kurz nach dem Start ins Meer. Keiner der 189 Insassen überlebte. Ob ein ähnliches Szenario auch im Fall der äthiopischen Unglücksmaschine eine Rolle spielte, ist noch unklar.