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Lawrow besucht Südafrika: Weshalb – und weshalb jetzt?
Aus SRF 4 News vom 23.01.2023. Bild: Keystone-SDA
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Achse Moskau-Pretoria Lawrow bei Freunden in Südafrika: Was steckt dahinter?

Zu den wenigen Freunden, auf die Moskau noch zählen kann, gehört Südafrika. Das Land beteiligt sich nicht an den Sanktionen gegen Russland, es hat sich der Stimme in der UNO enthalten, als der Angriffskrieg gegen die Ukraine verurteilt wurde. Jetzt besucht der russische Aussenminister Sergej Lawrow die Regierung in Pretoria. Die Hintergründe kennt der Journalist Johannes Dieterich, der in Südafrika lebt.

Johannes Dieterich

Journalist

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Johannes Dieterich lebt seit Jahren in Südafrika. Er ist freier Journalist und berichtet seit bald 30 Jahren für diverse Zeitungen – unter anderem auch für den «Tagesanzeiger» und den «Bund» – aus Südafrika und vom afrikanischen Kontinent.

SRF News: Wieso besucht der russische Aussenminister Sergej Lawrow ausgerechnet Südafrika?

Johannes Dieterich: Afrika bietet sich für Russland als Terrain für Verbündete an. Auf dem Kontinent gibt es insgesamt 55 Länder, von denen viele historische Beziehungen mit Moskau pflegen. So auch Südafrika.

Warum hält sich Südafrika so stark mit Kritik an Russland zurück?

Südafrika legt grossen Wert auf eine Welt, die nicht vom Westen dominiert wird. Wahrscheinlich kommt hier auch ein anti kolonialistischer Reflex zum Vorschein.

Südafrika pocht auf eine eigene Politik – und nicht einfach dem Westen aufzusitzen.

2011 trat Südafrika denn auch dem Bündnis Brics bei – eine Allianz aus den Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und eben Südafrika, die dem Westen etwas entgegensetzen will. Man pocht in Südafrika denn auch stark darauf, eine eigene Politik zu verfolgen und nicht einfach dem Westen aufzusitzen.

Lawrow und Pandor geben sich die Hand und lachen.
Legende: Russlands Aussenminister Sergej Lawrow trifft in Pretoria seine Kollegin Naledi Pandor. Keystone

Welche historischen Beziehungen hat Südafrika zu Russland?

Der Afrikanische Nationalkongress (ANC), der Südafrika seit 1994 regiert, wurde während seines Befreiungskampfes während Jahrzehnten von Moskau finanziert. Der Westen seinerseits unterstützte zugleich viel zu lange das weisse Apartheidregime.

ANC-Politiker fliegen nach Moskau, wenn sie ärztliche Hilfe brauchen.

Deshalb sind die Beziehungen zwischen Pretoria und Moskau noch immer eng. Viele ANC-Politiker haben in der Sowjetunion studiert. Wenn sie ärztliche Hilfe brauchen, fliegen sie nach Moskau. Und wenn es um Atomreaktoren geht, schaut der ANC fast automatisch nach Russland.

Marinemanöver mit Russland und China

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Legende: Gerüchten zufolge soll auch die «Admiral Gorshkov» an dem Manöver in Südafrika teilnehmen. Reuters

Südafrika, Russland und China planen vom 10. bis 27. Februar Manöver mit Kriegsschiffen vor der Küste von Südafrika. Die Marineübungen fallen mit dem einjährigen Jahrestag des Beginns des russischen Angriffskriegs in der Ukraine zusammen (24. Februar). Sie würden die «bereits blühende Beziehung zwischen Südafrika, Russland und China stärken», hiess es von der südafrikanischen Armee. Es habe schon in früheren Jahren ähnliche Manöver gegeben, deshalb sei den Militärübungen im Grunde nicht allzu grosse Bedeutung beizumessen, sagt der Journalist Dieterich. Allerdings: «Dass die Manöver am Jahrestag des Beginns des Ukrainekriegs stattfinden, ist sicher zumindest geschmacklos.» Zudem gebe es Gerüchte, dass Südafrika den Russen möglicherweise Munition und Militär-Kommunikationstechnologie verkaufe. So sei ein russisches Schiff beobachtet worden, das Container aus- und eingeladen habe.

Wie stehen die Menschen in Südafrika zum Besuch Laworws und zum russischen Krieg in der Ukraine?

Laut einer kürzlich veröffentlichten Umfrage sagen drei Viertel der Befragten, dass Russland die Ukraine überfallen habe und das moralisch absolut nicht gehe. Moskau müsse dafür verurteilt werden.

Die südafrikanische Bevölkerung nimmt sich eher den Westen zum Vorbild.

Tatsache ist: Der ANC – und damit die Regierungspartei – war schon immer nach Russland orientiert, während die Bevölkerung sich eher den Westen zum Vorbild nimmt. So ist klar, dass niemand aus Südafrika nach Russland in die Ferien fliegt – wenn schon, dann fliegt man nach Europa oder Grossbritannien.

Das Gespräch führte Daniel Hofer.

 

Rendez-vous, 23.1.2023, 12:30 Uhr ; 

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