Ägyptens starker Mann, Militärchef Abdel Fattah al-Sisi, bringt sich in Stellung für das höchste Amt im Staat. Das Oberkommando der Streitkräfte billigte auf seiner Sitzung das Ausscheiden Sisis aus dem aktiven Militärdienst, wie die staatliche Nachrichtenagentur Mena berichtete.
Übergangspräsident Adli Mansur hatte den Militärchef unmittelbar vor der Sitzung des Oberkommandos zum Feldmarschall befördert. Er verlieh ihm damit ehrenhalber den höchsten militärischen Rang des Landes. Aus Sicherheitskreisen verlautete, dies könne als Hinweis gewertet werden, dass er in Kürze seine Bewerbung für die im Frühling erwartete Wahl bekanntgeben werde.
Laut Verfassung dürfen keine Angehörigen der Militär- und Polizeistreitkräfte für das höchste Staatsamt kandidieren. Es ist darum wahrscheinlich, dass Sisi in Kürze den Militärdienst quittiert und auch sein Amt als Verteidigungsminister der Übergangsregierung niederlegt, um seine Kandidatur anmelden zu können.
Kulthaft verehrter Militär
Al-Sisi ist seit dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär im vorigen Sommer Ägyptens eigentlicher starker Mann. Öffentlich hat er seine Kandidatur bislang noch nicht erklärt. In Ägypten stehen in den nächsten 90 Tagen Präsidentschaftswahlen an. Ein Termin wurde dafür noch nicht festgesetzt.
Seit dem Sturz Mursis schlägt dem Militärchef eine Woge nahezu kulthafter Verehrung entgegen. Dabei spielt nicht nur die tiefe Unzufriedenheit über die Arroganz und Ineffizienz von Mursis islamistischer Herrschaft eine Rolle, sondern auch die Wirkung der Massenmedien des Landes. Sie glorifizieren Sisi und enthalten sich jeder Kritik an ihm.
Revolutions-Günstlinge unterstützen Sisi
Mitte des Monats hatten Ägyptens Wähler die neue Verfassung gebilligt, die den Weg zu Neuwahlen vorzeichnet. Übergangspräsident Mansur hatte am Sonntag entschieden, dass die Präsidentenwahl vor der Parlamentswahl stattfinden soll. Die Reihenfolge der Abstimmungen war von der Verfassung offengelassen worden.
Abdel Fattah al-Sisi gehört als bisheriger Militär keiner Partei an. Trotzdem werden ihm die besten Chancen für einen Sieg bei der Präsidentenwahl zugebilligt. Ihn unterstützen etliche weltliche, nationalistische, linke und liberale Parteien, die Medien und die Geschäftsnetze jener Unternehmer, die als Günstlinge des 2011 gestürzten Mubarak-Regimes gross geworden sind.
Die stärkste Oppositionskraft, die Islamisten, sind in die Illegalität gedrängt worden. Die Muslimbruderschaft wurde von der Übergangsregierung zur terroristischen Vereinigung erklärt. Ihre Führer und tausende Kader sitzen im Gefängnis. Ihre Proteste werden mit oft tödlicher Gewalt niedergeschlagen.